Der neue Züritipp, oder besser: der neu gestylte Züritipp, ist seit der Woche 39 (23.9.2010) dem Tagi beigelegt. Eine spannende und mit viel Vorfreude erwartete Angelegenheit. In Sachen Ausgehmagazine und Kulturmagazine haben wir hier in der ensuite-Redaktion eine beachtliche Sammlung, die sich über die letzten 10 Jahre doch stark vergrössert hat.Es interessiert, was die Definition Kulturagenda im Jahr 2010 hervorbringt.
Der neue Züritipp passt sich der Zeit an. Diesmal ist es mehr in Richtung Lifestyle und Lese-Magazin. Immerhin ist es, was die Tamedia wollte. Doch layouterische Ziel ist nur auf den wirklich redaktionellen Seiten erreicht worden. Da aber sehr schön,wenn auch in der Wiederholung etwas langweilig. Stilistisch ist das Layout eher traditionell gehalten, doch wirkt es, auf diesen Seiten ruhiger. Als hätte man jetzt Zeit zum Lesen. Und das ist für eine Publikation ein gutes Ziel.
Doch leider wurde diese Ruhe im Layout nicht durchgezogen. Es wirkt, als wäre die Grundidee da gewesen – aber mit der Vielfalt der Werbmöglichkeiten und vertraglichen Publikationen, zudem dem eigentlichen Inhalt, aus dem Ruder gelaufen. Wer ein wenig blättert, verliert im Heft hoffnungslos den Überblick und den Inhalt aus den Augen. Was in guter Absicht gestartet artet regelrecht im Chaos aus. Es wird unleserlich, zu dicht und vollgestopft. Ganz schlimm sind die Rubrik-Titel, die in diesem Wirrwarr verloren gehen. Ich habe nach 30 Minuten erst verstanden, dass die vermeintlichen Grossbuchstaben auf Seite 3 und 5 keine Werbung, sondern das Inhaltsverzeichnis sein sollten. So verlieren die LeserInnen die Orientierung. Je länger man das Produkt betrachtet, umso leider wird das Ganze. Sehr Schade, hätte etwas tolles werden können. Das Versprechen der Titelseite, welche ruhig und selbstbewusst wirkt, zerflattert mit dem Inhalt.
Auch nicht gut ist die Lösung mit der Eventagenda gelungen: Die Einzelnen Kategorien werden jetzt der jeweiligen Rubrik angehängt. Das bewirkt noch mehr Unübersichtlichkeit zum Einen, aber es ist auch funktionell nicht intelligent. In dieser Form setzt man voraus, dass die LeserInnen bereits wissen, was sie im Ausgang erleben wollen. Die Entscheidung fällt aber oft mit dem Überblick: Kino oder Theater? Konzert oder Tanzbein? Und genau dieses Tagesprogramm ist jetzt nicht mehr so einfach ersichtlich.
Fazit: Der neue Züritipp ist im Ansatz und der Idee gelungen. Wenn die Tamedia dieses Layout so durchzieht, wird in einem Jahr ein Redesign fällig oder aber das Produkt erwürgt sich selber. Einen ganz ähnlichen Fehler hatte in Bern der «Ansager» gemacht. Nach einem Jahr wurde er eingestellt.
Gleichzeitig müssen wir von ensuite dem Züritipp danken: Mit dieser Ausrichtung erhält ensuite automatisch mehr Präsenz in Zürich und als Kulturmagazin können wir uns besser abheben.
Lukas Vogelsang
Chefredaktor ensuite – kulturmagazin




