Kulturjournal (Ö1 Inforadio, Österreich) – Carola Schneider: Gerne sprechen die Schweizer Kulturhäuser nicht darüber, aber eines steht fest: viele unter ihnen leiden unter der Finanzkrise, bzw. stellen sich auf künftig knapper fließende Sponsorengelder ein. Dabei sind diese privaten Förderbeiträge gerade in der Schweiz ein bedeutender Budget-Pfeiler der Kultur-Einrichtungen, da sie traditionell auf nur wenig Unterstützung von Bund, Kanton und Gemeinden zählen können. Und so fahren einige Museen ihr Programm schon einmal vorsichtshalber zurück. Das Architekturmuseum in Basel etwa zeigt in diesem Jahr nur drei, statt wie geplant vier, Ausstellungen, erklärt Geschäftsführerin Julia Albani.
Zwar sei bisher keiner der vorwiegend aus der Bauwirtschaft stammenden Sponsoren des Museums abgesprungen, meint Albani. Doch jetzt, da die Finanzkrise zunehmend auch die Realwirtschaft erfasse, müsse man mit allem rechnen. Zudem befürchtet Albani, dass Privatstiftungen, die bisher Ausstellungen großzügig unterstützt haben, wegen der Finanzkrise nun Ansuchen um Förderbeiträge ablehnen könnten.
Weniger Ausstellungen in Zürich
Auch in der Schweizer Wirtschaftsmetropole Zürich macht sich die Finanzkrise in der Kulturszene bemerkbar. Das Kunsthaus Zürich hat zwar seine Verträge mit den Hauptsponsoren, darunter die Grossbank Credit Suisse, verlängern können, sagt Pressesprecher Björn Quellenberg. Allerdings benötige man für Großprojekte, wie die Picasso-Ausstellung, im nächsten Jahr zusätzliche Co-Sponsoren. Und neue Förderverträge abzuschließen, sei derzeit schwierig, so Björn Quellenberg. Um zu sparen, zeige man vorsichtshalber nächstes Jahr weniger Ausstellungen.
Mehr als die Hälfte seines Budgets muss das Kunsthaus Zürich selbst erwirtschaften, etwa durch die Mitgliedsbeiträge seines Trägervereins, der Kunstgesellschaft, Spenden von Gönnern oder durch die Verkäufe im Museums-Shop. Sollten diese Mittel durch die Krise weniger großzügig fließen, droht dem Haus die finanzielle Schieflage. Um dies zu vermeiden, will das Kunsthaus Zürich auch die Werbegelder gezielter einsetzen. Man setze nun verstärkt auf das lokale Einzugsgebiet in Zürich und der Deutschschweiz, meint Pressesprecher Quellenberg.
Luzern hat Sparkonzept in der Tasche
Für härtere Zeiten rüstet sich auch das Lucerne Festival, das renommierte jährliche Stelldichein der weltbesten Symphonie-Orchester. Das Festival muss sich zu 97 Prozent selbst finanzieren und zuletzt sind einige Sponsoren abgesprungen, so Festival-Intendant Michael Haefliger. Dramatisch sei die aber Lage nicht, man habe dafür neue Partnerschaften, etwa mit einer großen Investitions-Gesellschaft, abschließen können. Trotzdem hat Haefliger für den Notfall bereits ein Sparkonzept in der Tasche, mit welchem eine Million Schweizerfranken eingespart werden könnte. Ohne sichtbare Folgen für das Publikum, versichert Haefliger.
Staat oder nicht Staat?
Auch wenn die Kultureinrichtungen noch nicht von Krise sprechen wollen, für viele, vor allem kleinere Häuser, dürften die nächsten Monate und Jahre hart werden. Die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse, die zu den größten privaten Kultursponsoren im Land gehören, betonen zwar, dass laufende Sponsoring-Verträge nicht geändert würden. Aber noch weiß niemand, ob diese dann auch verlängert werden, wenn die Wirtschaftskrise noch länger dauert.
Unterdessen werden jene Stimmen immer lauter, die eine stärkere Unterstützung der öffentlichen Hand verlangen, so wie es auch in Deutschland und Österreich der Fall sei. Dem kann der Intendant des Zürcher Opernhauses, Alexander Pereira, nichts abgewinnen. Der glühende Verfechter von Partnerschaften zwischen Kultur und Wirtschaft betont, dass die Förderung der Kultur nicht dem Staat überlassen werden dürfe.
Man stellt sich auf Durststrecke ein
Das Opernhaus Zürich, das fast die Hälfte seines Budgets selbst erwirtschaftet, habe bisher keinen der Hauptsponsoren, darunter die UBS, verloren, betont Pereira. Das Architekturmuseum Basel hofft trotzdem, anders als bisher, in Zukunft auch von der öffentlichen Hand unterstützt zu werden. Sozusagen als Geburtstagsgeschenk zum 25-jährigen Jubiläum des Hauses, das heuer gefeiert wird.
Wie lange die Wirtschaftskrise dauert, wagt niemand vorher zu sagen. Ebenso wenig, welche Folgen für den Schweizer Kulturbetrieb sie noch haben wird. Die Kulturhäuser stellen sich jedenfalls auf eine lange Durststrecke ein.




