Kulturgelder – Eigenartig

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Kommentar – Die neue Preisvergabe der Burgergemeinde an den Verein Lichtspiel wirft neben dem Sonnenschein auch einen komi­schen Schatten. Nicht, dass ich dem fan­ta­sti­schen Lichtspiel das Geld und die Auszeichnung nicht gön­nen mag. Aber in den letz­ten Tagen ist par­al­lel das Kino Kunstmuseum im Gespräch gewe­sen, wel­ches in sei­ner Existenz mas­siv bedroht ist. Dies vor allem, weil die städ­ti­schen Gelder redu­ziert, wie auch der Zustupf vom Kunstmuseum sel­ber in Zukunft weg­fal­len sol­len. Notabene hat das Kino Kunstmuseum pro Jahr rund 10’000 BesucherInnen. Das Kino Lichtspiel aber im direk­ten Vergleich «nur» um deren 4’000 – zudem wur­de dem Lichtspiel eben die Subvention von der Seite Stadt erhöht.

Verkehrte Welt. Das kann man natür­lich nicht direkt ver­glei­chen, wer­den Sie jetzt den­ken. Doch in Sachen Kultur sind die Zahlen immer sehr ungreif­bar – oder viel­leicht bes­ser: unbe­greif­bar. Subventionshöhe rich­tet sich immer nach einem Gesuch, einem Budget, einer Rechnung. Dieses wird oft­mals von Laien beur­teilt und ent­spre­chend mit dem Daumen nach oben oder unten bewil­ligt. Dabei gibt es zum Beispiel kei­nen Katalog, der den Subventionsverteilung als Richtlinie die­nen könn­te. Für Aussenstehende sieht das Ganze dann wie ein Würfelspiel aus. Eben: Wer wenig Besucher hat, erhält Unmengen mehr Gelder, als die ande­ren… denkt man. Dabei ste­hen sich immer Äpfel und Kopfsalat gegen­über. Unvergleichbar.

Oder doch nicht? Da die­se Fragen immer ein Thema sind, müss­ten sich die Kulturgeld-Verteilter gut über­le­gen, WIE eine Vergabe begrün­det wird. Mehr Transparenz ist des­we­gen unbe­dingt nötig. Es wäre durch­aus rich­tig, wenn die Buchhaltungen der jewei­li­gen Institutionen, die ja sowie­so oft­mals einen öffent­li­chen Charakter haben und als Vereine orga­ni­siert sind, eben­falls öffent­lich zugäng­lich wären. So kön­nen sich die ver­schie­de­nen Institutionen gegen­sei­tig anpas­sen und müss­ten sich öfters in den Zahlen erklä­ren. Das hät­te den Vorteil, dass eben die Vorurteile abge­baut wer­den, die finan­zi­el­len Belange jeder Institution ver­bes­sert und ein natür­li­cher Konkurrenzkampf statt­fin­den wür­de. Administrativ kann sich ein Kunst- oder Kulturverein ja gut kor­ri­gie­ren las­sen – mit dem Inhalt hät­te das nur bedingt zu tun. Sicher hät­te das auch Nachteile. Ich höre schon den Aufschrei. Aber ich bin über­zeugt, dass durch mehr Transparenz, das «sich öff­nen», die Kultur schluss­end­lich nur gewin­nen kann.

Um jetzt noch etwas zur Transparenz bei­zu­tra­gen, hier die Zahlen, um die bei­den Kinos zu ver­glei­chen:

Subvention Stadt Bern Kino Kunstmuseum
170’000 (pro Jahr jetzt)
120’000  (pro Jahr ab 2012)
480’000  (ins­ge­samt von 2012 – 2015)
Begründung: Reduktion um – 50’000, ten­den­zi­el­ler Rückzug, weil Kunstmuseum spä­te­stens ab 2016 an Kanton geht

Subvention Stadt Bern Kino Lichtspiel
30’000 (pro Jahr jetzt)
55’000 (pro Jahr ab 2012)
220’000 (ins­ge­samt von 2012 – 2015)
Einbau der regel­mäs­si­gen Beiträge aus Fördermitteln plus Erhöhung um 20’000

(Diese Angaben sind von der Stadt Bern, Abt. Kulturelles. Leider sind die Zahlen vom Kanton zur Zeit nicht ver­füg­bar – wer­den wir mal nach­lie­fern)

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