(Constantin Seibt) –

Das ist ein alter Plan von mir. Ich habe ihn schon vielen Leuten vom Fach vorgeschlagen und eigentlich haben ihn alle für widerlich oder für verrückt erklärt. Je höher in der Hierarchie, desto entschiedener.
Der Plan ist folgender: Wenn ein Artikel kurz vor Redaktionsschluss hineinkommt und er ist ziemlich mies und man hat keine Alternative, dann wäre ich dafür, ihn nicht zu drucken. Und stattdessen den Platz weiss zu lassen. Und unten hinschreiben:
Hier sollte eigentlich ein Artikel über {hier das Thema} stehen. Leider ist er noch nicht wirklich perfekt. Aber wir arbeiten hart daran, ihn bis zur nächsten Ausgabe hervorragend zu machen.
Meiner Meinung nach würde dies Respekt vor dem Leser beweisen. Ausserdem die Spannung auf die nächste Ausgabe steigern. Und den betreffenden Autor zu Höchstleistungen motivieren.
Ich würde eine Zeitung, die so etwas macht, sofort abonnieren.
Aber eben, mit dieser Meinung bin ich ziemlich allein. Deshalb frage ich Sie: Würden Sie eine solche Zeitung kaufen? Würden gelegentliche weisse Flecken Ihr Vertrauen in eine Publikation schwächen oder stärken? Wäre der Fleck nicht souveräner als ein halbgarer Artikel? Oder würde er das Blatt ewigem Gespött preisgeben?
Der Grund dafür, dass ich Sie das frage, ist klar. Der für heute Mittwoch versprochene Teil 2 des Beitrags «Die Strategie für die Zeitung von Morgen» ist noch nicht wirklich perfekt. Aber wir arbeiten hart daran, ihn spätestens bis nächsten Montag hervorragend zu machen.
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Dieser Beitag wurde automatisch per RSS auf unsere Webseite gestellt. Der Originaltext ist über den Tagesanzeiger, dem Blog von Constantin Seibt – http://blog.tagesanzeiger.ch/deadline – zu finden.




