Seit einigen Jahren besteht eine internationale Konvention ueber Aufenthaltsbewilligungen, Migration und Touristenvisa zwischen den Laendern Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua. Gemaess dieser Konvention betraegt die Aufenthaltsbewiligung fuer Touristeninsgesamt 90 Tage fuer alle vier Laender. Da ich am Tag meiner Einreise in Nicaragua bereits 60 Tage verbraucht hatte, erschien es mir durchaus sinnvoll, einen Tag in Managua zu verbringen, um eine Aufenthaltsverlaengerung zu kaufen.
Deshalb: Chickenbus (wie die alten, amerikanischen Schulbusse, die nun einen wichtigen Teil des mittelamerikanischen oeffentlichen Verkehrs ausmachen) von Leon nach Managua. Knappe 2 Stunden, verglichen mit der 16-Stunden-Reise von ich-weiss-nicht-genau-wo-in-Honduras nach Leon erschien mir die Fahrt wie ein Dampfbad mit anschliessender Massage. So weit so gut.
Mittelamerkanische Hauptstaedte sind immer etwas speziell. Ueberall hoert man diese schlimmen Geschichten von Ueberfaellen, Toetungsdelikten und Vergewaltigungen. Tatsaechlich sind sie in der Regel nicht wirklich sehenswert, dennoch sind sie wichtigster Knotenpunkt des Handels, Regierungssitzund Heim fuer die Superreichen und die Superarmen. Und damit (auch) ein gewichtiger Teil mittelamerikanischer Kultur.
Nach Guatemala-City, San Salvador und Tegucigalpa war ich also gespannt, was mich dieses Mal erwartet. Ich sah ein Mix aus allen drei genannten Hauptstaedten: veramerikanisiertes Stadtzentrum mit mehr Fastfood-Restaurants als in Florida in riesigen, herausgeputzten Shoppingmalls. Drumherum Dreck, Wellblechhuetten, Armut, Zeltstaedte aus Abfallsaecken. Insgesamt kein schoener Ort.
Also Busbahnhofim Ghetto, dann Taxi zum Amt fuer Migration. Dort angekommen konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ein abgefucktes Haus inmitten der Wellblechhuetten, umgeben von einem riesigen blauen Sicherheitszaun und der laengsten Schlange von Leuten, die die Welt je gesehen hat. Glueklicherweise stellte sich bald heraus, dass dies das «falsche» Migrationsbuero war.
Deshalb erneut Taxi zum «richtigen» Amt, wo die Schlange angenehm ueberraschend kurz war. Nach der ersten Runde Anstehen machte mich der Beamte darauf aufmerksam, dass ich zuerst eine Kopie meines Passes brauche und dann wieder anstehen soll. Gesagt getan (Kopiershops hats ueberall). Nach der zweiten Runde wurde ich darauf hingewiesen, das ich zuerst ein Formular ausfuellen muesse. Das war dann schon etwas schwieriger als die Kopie, da ich schon inder Schweiz meine Probleme habe, amtliche Formulare auszufuellen. Und jetzt in spanisch. Da ich mich aber gluecklicherweise in Mittelamerika befinde, wird einem von ueberall geholfen. Ein Mann hat extra die Schlange verlassen, um mir beim Papierkram behilflich zu sein! Dann dritte Runde und ich hatte Alles beisammen. Nachdem ich meinen Pass, die Kopie meines Passes und das Formular dem Beamten uebergeben hatte, guckte er etwas verwirrt auf die Stempel in meinem Pass und erklaerte mir, dass man eine Visumsverlaengerung nicht zum Voraus machen koenne. Ich haette noch 30 Tage uebrig und wenn ich mein Visum jetzt um 30 Tage verlaengern wuerde, wuerde es mir genau nichts bringen, da die Extension vom Tag des neuen Stempels an zu laufen beginnt.
Nach einer zehnminuetigen Diskussion mit vielen «aber» sah ich dann ein, dass es wohl nichts bringt. Und der Beamte erklaerte mir, dass ich doch einfach einen Fuss ueber die Grenze nach Costa Rica setzen Soll. Dann haette ich weitere 90 Tage Aufenthaltsbewilligung. So geht das.




