A Wicked Game

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Es ist drückend heiss an die­sem Tag am Dante’s Peak. Die Sonne scheint uner­bitt­lich. So weit das Auge reicht, ist nur Wüste zu sehen. «Was ist mit dem Reservekanister?» fragt Valery. Der Tank ist leer, kein ein­zi­ger Tropfen Benzin ist mehr drin, auf dem Rücksitz liegt die letz­te Flasche Wasser, das Handy fin­det kein Netz. Willkommen im Death Valley.

Spiel: Himmel und Hölle

Die Drogen begin­nen zu wir­ken. «Was sagst du?» fragt Desmond. Vielleicht trübt auch die Hitze die Sinne. «Warum hät­te ich den Kanister auf­fül­len sol­len?» – Oder die Sonne blen­det die Sicht. Was auch immer es ist, was Desmond begriffs­stut­zig macht: Das Spiel kann so end­lich begin­nen. Der ein­zi­ge Spielregel: Wer in die Wüste geht, kann und wird nicht der­sel­be blei­ben.

Während der fol­gen­den sieb­zig Minuten sol­len Valery und Desmond durch Himmel und Hölle gehen. Wer zu wel­chem Zeitpunkt falsch spielt oder auch wer zu wel­chem Zeitpunkt Desmond und wer Valery ist, kann nur erra­ten wer­den. So ver­langt Valery in einer Sekunde etwa als Liebesbeweis, dass Desmond sich die Fingerkuppe abschnei­de oder sich ein Loch ins Knie schies­se, um dann selbst als Desmond an die­sen Forderungen zu ver­zwei­feln. Liebe folgt auf Hass, Verzweiflung auf Macht.

Das böse Spiel zwi­schen Valery und Desmond basiert auf der Vorlage von Albert Ostermaiers «Death Valley Junction» und wur­de für die Abschlussinszenierung von Janneke de Haan (Regie) und Dominik Wolfinger (Dramaturgie) an der Zürcher Hochschule der Künste bear­bei­tet. Die sechs Schauspieler ergrün­den spie­le­risch, tän­ze­risch und musi­ka­lisch die Grenzen zwi­schen­mensch­li­cher Beziehungen und Konversation, Machtkonstellationen und des Theaterspiels selbst.

Anfängerkurs: Drehbuch schrei­ben

«Das ist doch wie­der eins dei­ner Psychospiele!» schrei­en die Protagonisten in ver­schie­de­nen Tonlagen und Verzweiflungsgraden und ant­wor­ten sich kur­zer­hand selbst «Oder als wür­dest du ein Drehbuchseminar besu­chen.» Wie ein Drehbuchseminar wirkt das gan­ze tat­säch­lich. Die Inszenierung beinhal­tet vie­le gute und gelun­ge­ne Ansätze, span­nen­de Machtkämpfe und Dialoge – doch lei­der wird ihr durch die Länge eini­ges an Wind aus den Segeln genom­men. So ver­lie­ren sich die Schauspieler in repe­ti­ti­ven und sinn­frei­en Handlungen, als gäl­te es noch etwas mehr in den Abend rein­zu­packen. Leider muss die gross­ar­ti­ge Performance vom Rolling Stones Klassiker «Sympathy for the Devil» beant­wor­tet wer­den mit: Der Teufel ver­führt einem wohl zum Detail und killt dabei den Gesamteindruck.

Copyright © 2011 Kulturkritik • Kritische Stimmen zum Zürcher Kulturgeschehen Kulturkritik.ch ist ein Projekt der Plattform Kulturpublizistik • Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)

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