Seit jeher unter­wegs: Literarische Fragmente 12

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Von Konrad Pauli – Unterwegs war er seit jeher. Unterwegs war er auch, wenn er zu Hause war, wenn er sich irgend­wo hin­setz­te und sich Gedanken mach­te. Allerdings: Wollte er sich Gedanken machen, blie­ben sie aus; oder sie waren von einer Qualität, dass sie sich leicht in die Kategorie der Unbrauchbarkeit abschie­ben lies­sen, sie also von kei­ner­lei Nutzen waren. Zuweilen flog ihm frei­lich ein Stichwort zu, uner­war­tet, aber erwünscht – und dar­aus flocht er einen Satz, eine Abfolge, eine klei­ne oder län­ge­re Geschichte. Ohne Geschichten war das Leben kein Leben, ob auf­ge­schrie­ben oder vor­über­ge­hend wie­der ver­ges­sen. – Unterwegs war er, Zeit sei­nes Lebens, wie ande­re auch, und er war ein Sammler, ein Schmetterlingsfänger, obschon er kei­nem Schmetterling jemals etwas zulei­de tat. Er sam­mel­te Augenblicke, selbst wenn ihm vie­le sogleich zwi­schen den Fingern zer­ran­nen – er spür­te eine Weile, dass da etwas war einen Atemzug lang, und er war dar­auf aus, dass etwas zurück­kam in die Finger und greif- und halt­bar wur­de. In Sätze woll­te er ES klei­den, im Wissen dar­um, dass das Eingefangene doch auch wie­der nur die Verpuppungshülle war, abge­streift, aber gleich­wohl ein exak­ter Fingerzeig auf Abhandengekommenes.

Foto: zVg.
ensuite, Dezember 2010

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