Im Kornhausforum Bern geht eine über zehnjährige Tradition zu Ende: Die von ammonit events jeweils über Weihnachten/Neujahr, über Ostern und im Herbst organisierten Partyreihen finden ab sofort nicht mehr statt. Aktueller Anlass ist das von der Vermieterin, der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern, aus Sicherheitsgründen verfügte, absolute Rauchverbot.
Das kantonale Gesetz zum Schutz vor dem Passivrauchen ist seit Juli 2009 in Kraft. An das Rauchverbot hat sich seither selbstverständlich auch das Kornhausforum gehalten. Das galt auch für Partys; ihre Besucher rauchten vor dem Haus auf der Gasse. Dies änderte im Frühling 2010. Der Regierungsstatthalter bewilligte dem Veranstalter ammonit events die Durchführung von Partys im Kornhausforum nur noch unter der Bedingung, dass ein temporäres Fumoirs eingebaut werde. Die Partys wurden damit gleich behandelt wie ein Dauerbetrieb. Für einen Betrieb mit Überzeitbewilligung bis um 7 Uhr morgens wird nämlich ein Fumoir von Seiten der Gewerbepolizei zwingend vorgeschrieben. Damit soll verhindert werden, dass es während der Nacht vor dem Partylokal – in diesem Fall vor dem Kornhauseingang an der Zeughausgasse – zu grösseren Ansammlungen kommt. Seit zwei Jahren hat deshalb der Veranstalter ammonit events in einem Nebensaal im 1. Obergeschoss bei den Partys auf eigene Kosten ein Fumoir eingebaut.
Im vergangenen Jahr gab es während der Partynächte mehrere Male Brandalarm und die Feuerwehr musste ausrücken, obwohl es sich um Fehlalarme handelte. Bei Tests im Dezember 2011 mit Nebelmaschine und Zigarettenrauch konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob der Brandalarm jeweils durch die Rauch- und Nebelentwicklung ausgelöst wurde. Dies war jedoch Grund genug für die städtische Liegenschaftsverwaltung (LV) – das Kornhaus befindet sich im Besitz der Stadt Bern –, zu intervenieren und die Fumoirs auch in Ausnahmefällen wie den erwähnten Partys ab sofort zu verbieten. Der LV sind die Risiken, dass es zu einem schwer wiegenden Schaden kommen könnte, zu gross. Zudem verweist sie darauf, dass das vor 300 Jahren gebaute, in den 1990er-Jahren totalsanierte Haus zu durchlässig und deshalb für einen Betrieb mit Fumoir nicht geeignet sei. Einzige Ausnahme bildet, wie die LV in einem Brief an das Kornhausforum schreibt, «das speziell umgebaute Fumoir im Restaurant Kornhauskeller».
Das Kornhausforum hat in den letzten zwei Jahren zusammen mit ammonit events alles nur Mögliche unternommen, um Sicherheit und Ordnung in und ums Haus zu gewährleisten. Die Anzahl der Partynächte wurde auf jährlich 15 eingeschränkt, als Partner arbeitete das Kornhausforum mit nur einem Veranstalter, es gab keinen Anlass mehr mit freiem Eintritt und die Alterslimite wurde angehoben. Deutlich erhöht wurde auch die Anzahl der Security-Leute, und schliesslich wurde die auch sonst nicht vorteilhafte Toiletten-Situation im Kornhaus optimiert. Mit dem jetzt von der LV ausgesprochenen Fumoir-Verbot haben sich die Bedingungen für die Durchführung von Partys nicht bloss verschärft – sie machen eine Durchführung in Zukunft praktisch unmöglich. Denn wenn der Hauseigentümer – die Liegenschaftsverwaltung – die Fumoirs verbietet, die Bewilligungsbehörde – der Regierungsstatthalter – aber Fumoirs verlangt, geht nichts mehr: Eine in höchstem Mass absurde Situation.
Das Kornhausforum akzeptiert den Entscheid der Liegenschaftsverwaltung und kann die Gründe, die dazu führten, grösstenteils nachvollziehen. Auch wir fragten uns manchmal, wie weit die Belastung des Hauses durch einen Grossanlass dieser Art gehen kann, und vor allem, welchen Aufwand wir, in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter, bereit sind zu leisten, um eine sichere und umweltverträgliche Durchführung möglich zu machen. Das Kornhausforum hat sich darum entschieden, seine Räume in Zukunft nicht mehr für Partyanlässe frei zu geben und zu vermieten. Es wird auch nicht andere Formen von Partys ausprobieren. Die Reihe «Playground» über Weihnachten/Neujahr vor wenigen Wochen war die letzte – es ist ausgetanzt im Kornhausforum.
Aber wenn nicht im Kornhausforum – wo dann? Seit über zehn Jahren sind die Partys im Kornhausforum Teil der Berner Nachtkultur. Gerade das Spezielle daran, dass sie nicht in einem privaten Club, sondern in den Räumen einer öffentlichen Einrichtung stattfanden, wurde von vielen geschätzt – von Besucherinnen und Besuchern, aber auch von Eltern. Mit den drei Partyreihen pro Jahr verschwindet ein weiteres Angebot aus dem Berner Nachtleben. In der Clubszene brodelt es. Allen – dem vorwiegend jungen Publikum, den Clubbetreibern, der Polizei und den zuständigen Behörden – ist klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nur der Gemeinderat, auf dessen Vorstellungen des Berner Nachtlebens alle warten, scheint sich nicht wirklich zuständig zu fühlen.
Von der 24-Stunden-Gesellschaft kann man nicht nur reden, man muss sie auch organisieren. Es bringt nichts, ein dichtes Moonliner-Netz aufzubauen, wenn die Stadt die Tausenden von Nachtschwärmern nicht auffangen kann. Es braucht genügend Angebote, aber auch klare Richtlinien und Konzepte für die Nachtkultur in Bern. Dies insbesondere, weil Nachtkultur immer auch und oft vor allem Jugendkultur ist.
Teil der Berner Nachtkultur sind im August die Veranstaltungen, die das Buskers Bern-Festival im Kornhausforum durchführt. Die Buskershaus-Nächte dauern jeweils bis in den frühen Morgenstunden, deshalb wurde den Organisatoren auch hier die Einrichtung eines Fumoirs aufgenötigt. Ob und wie der Ausklang der Festivalnächte in Zukunft noch im Kornhaus wird über die Bühne gehen können, entscheidet nicht das Kornhausforum – das liegt an den zuständigen städtischen Stellen.
Der ammonit events – Simon Ragaz und seinem Team – danken wir herzlich für die über Jahre gute und anregende Zusammenarbeit.
Trotzdem: Bis bald, im Kornhausforum.
(Quelle: Kornhausforum Newsletter 18. Januar 2012)




