Eine lustige Meldung erreichte uns heute: Die Jahresversammlung des Vereins Berner Kulturagenda vermeldete am Dienstag 19. Mai (mit Sperrfrist bis 17.00 Uhr), ihr hundertstes Mitglied. Immerhin war die Pressemitteilung ehrlich genug, auch Rückschläge zu bemerken. Wir erinnern: Die Berner Kulturagenda hat in den 4 Jahren Existenz fast 4 Redaktionsteams ausgewechselt und faktisch etwa 3 Mal Konkurs gemacht. Ohne die generöse Hilfe der öffentlichen Hand von über 100’000 Franken pro Jahr, den zusätzlichen 70’000 Franken pro Jahr von der Stadt Bern an die Espace Medien AG – oder unterdessen Tamedia AG – für die Nutzung der Agendaeinträge, plus die horrenden Mitgliederbeitragsgebühren von den VeranstalterInnen, wäre das Projekt schon längst gestorben.
Die Mitgliederbeiträge des Vereins Berner Kulturagenda sind nicht unumstritten. So bezahlt das Stadttheater Bern über 50’000 Franken nur für die Mitgliedschaft, ohne dafür eine effektive Gegenleistung in Form einer Promotion zu erhalten. Das Stadttheater leidet dadurch, da wertvolles Werbebudget verloren geht. Deswegen gibt es keine Inserate mehr in den Tageszeitungen und die berühmten Plakate sind auch verschwunden. Deswegen weiss auch niemand mehr, was im Stadttheater Bern läuft und diese beklagen Zuschauerschwund. Diese Mitgliedschaft wird vom Theater aber nicht freiwillig geleistet, sondern wurde durch den Verwaltungsrat vom Stadttheater verordnet – diesem Verwaltungsrat gehörte just der ehemalige Kultursekretär Christoph Reichenau an, der die Berner Kulturagenda gegründet hatte. Seine Vision war klar: Subventionierte Betriebe müssen diese Mitgliedschaft durch die Subvention der öffentlichen Hand bezahlen – ansonsten würde der Betrag von der Subvention abgezogen – so Christoph Reichenau in Verhandlungsgesprächen.
Die BKA (Berner Kulturagenda) wird denn auch mit dem Berner Anzeiger vertrieben, dem Amtsblatt von Bern, welches neu zwangsverordnet in alle Briefkästen verteilt wird. Es wäre eigentlich verboten, dass der Amtsanzeiger redaktionelle Texte anbietet, da der Amtsanzeiger ein offizielles Organ ist. Doch in Bern wird dieses Thema nett unter den Teppich geschoben.
So war es auch Christoph Reichenau, der die Subventionsbeiträge an die Berner Kulturagenda, vor seiner Pensionierung im August 2008, bereits bis 2011 ausbezahlen liess, damit niemand auf die Idee kommt, das Projekt vorzeitig finanziell zu stoppen.
100 Mitglieder für die Berner Kulturagenda – ensuite hätte in Bern, würden wir eine solche Mitgliedschaft erlauben, über 220 davon. Doch wir sind der Meinung, dass Kulturjournalismus nicht von den VeranstalterInnen, wenn schon von der Leserschaft, gestützt werden darf. Auch die Kulturpresse muss frei bleiben, darf den LeserInnen gehören, aber nicht den Anbietern von Kultur und nicht der öffentlichen Hand.




