«Grundlegende Spielregeln müs­sen ein­ge­hal­ten wer­den»

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Von Lukas Vogelsang - (Der Artikel wur­de im September 2011 ver­öf­fent­lich.) Auf die Gefahr hin, dass sie lie­be LeserInnen, trotz­dem nichts von dem allem hier ver­ste­hen wer­den: ich ver­su­che es so ein­fach wie mög­lich dar­zu­stel­len. Seien Sie aber ver­si­chert: Diese Dinge sol­len nicht gese­hen wer­den. Eine Transparenz in der Berner Kulturförderung her­zu­stel­len, ist regel­recht eine Kunstdisziplin in sich. (Titelzitat von Alexander Tschäppät, Stadtpräsident Bern)

Der Disput zwi­schen der Stadt Bern und mir als Chefredaktor von ensuite ist bereits legen­där. Im letz­ten Jahr haben wir von der Stadt Bern gross­zü­gi­ge 30’000.- Franken erhal­ten. Voraus gin­gen aber lang­wie­ri­ge Buchaltungs-Sitzungen – wir frot­zeln jeweils: «Von einem Käfer zu einem Käfer». Die «Abteilung Kulturelles» akzep­tier­te unse­re Käfer-Buchhaltung nicht, wünsch­te sich eine sepa­ra­te Excel-Zusammenstellung, die exzes­siv aus­ar­te­te, und zum Schluss, nach ca. acht Monaten end­lich akzep­tiert wur­de – mit dem Hinweis: «Das ist kei­ne Buchhaltung, das näch­ste Mal wün­schen wir uns einen Käfer…». Diesen Käfer konn­ten wir umge­hend lie­fern – es waren die glei­chen Käferkonten von uns – ein­fach mit einem ande­ren Layout. Es gab Momente, da wir zu Dritt ver­such­ten, der Kultursekretärin und Ex-Regierungsrätin eine buch­hal­te­ri­sche Normalität zu erklä­ren.

Immerhin – die 30’000.- Franken waren ein Segen, und ich wer­de mich nicht eine Sekunde dar­über bekla­gen. Allerdings klang der zwei­te Absatz in der Gesuchsbewilligung vom 13. September 2010 eigen­ar­tig: «[…] wei­sen wir Sie dar­auf hin, dass die Stadt Bern im Jahr 2011 infol­ge Sparmassnahmen lei­der kei­nen Beitrag an die Finanzierung des ensuite Kulturmagazin wird lei­sten kön­nen.» Wir hat­ten doch gar kein Gesuch für 2011 ein­ge­reicht – und es ist suspekt, nicht exi­stie­ren­de Gesuche auf Vorrat abzu­leh­nen. Im Gegenteil: Veronica Schaller mein­te im August 2010 münd­lich, wir müss­ten im 2011 noch­mals ein­ge­ben. Also sand­ten wir am 17. Mai 2011 an alle Kultur-Kommissionen der Stadt unse­re Dossiers, den Gesamtbetrag von 25’000.- Franken auf­ge­teilt auf klei­ne­re Beträge, die Dossiers in neu­und­zwan­zig­fa­cher Ausführung. Wir bezweck­ten damit, dass die Kommissionen über ensuite urtei­len könn­ten, denn bis­her hat­ten wir kei­nen Kontakt zu ihnen.

Doch es kam uner­war­te­ter­wei­se anders: Im Antwortschreiben von Veronica Schaller vom 24. Mai 2011 (!) stand fol­gen­des: «Mit Post an sämt­li­che Mitglieder aller Kulturförderungskommissionen ersuchst Du um einen Beitrag für das Jahr 2011. Zunächst: Beitragsgesuche lau­fen immer über die Abteilung Kulturelles, Beiträge ab Fr. 2’000.- wer­den vom Stadtpräsidenten bewil­ligt. Die Kulturförderungskommissionen haben kei­ne eige­ne Ausgabenkompetenz, sie haben bera­ten­de Funktion, ihre Traktandenliste wird von der Abteilung erstellt. Die Abteilungsleitung wird Dein Gesuch nicht den Kommissionen vor­le­gen, son­dern direkt ent­schei­den.» Und am Schluss: «Die Stadt Bern wird im Jahr 2011 kei­nen Beitrag an ensuite lei­sten. Das heisst auch, dass die Stadt Bern ensuite auch in Zukunft nicht regel­mäs­sig unter­stüt­zen und kein Subventionsverhältnis mit ensuite ein­ge­hen wird. Der Hauptpartner als Kulturanzeiger ist für die Stadt Bern die Kulturagenda, die­se wird als Teil des «Anzeiger Region Bern» her­aus­ge­ge­ben, der in Mitbesitz der Stadt ist.»

Die wei­te­re Argumentation von Veronica Schaller, dass die Stadt nicht an ein Projekt Geld gibt, wel­ches in Konkurs gehe, ist schlicht ein Witz, ver­gli­chen mit einer Dampfzentrale oder einem Schlachthaus, wel­che nur zu 20 bis 30 Prozent eigen­fi­nan­ziert sind, geht es uns gut. Im Jahr 2011 schrei­ben wir zum ersten Mal schwar­ze Zahlen – aller­dings müs­sen wir rund 80’000.- Franken Investitionsgeld, wel­ches wir über die letz­ten 10 Jahre jon­glier­ten, abar­bei­ten. Und genau da ist das Druckmittel der Stadt Bern, die uns mit ihrer Markteinmischung die­ses Defizit über­haupt ver­ur­sacht hat.

Aufschlussreich Eine wich­ti­ge Information möch­te ich den ensuite-LeserInnen nicht vor­ent­hal­ten: In einem Mail vom 16. September 2009 an Jacqueline Strauss, damals Vorsteherin der Abteilung Kulturförderung vom Kanton Bern, schrieb Schaller: «A. Tschäppät möch­te zuerst wis­sen, ob ensuite nicht eine unge­woll­te Konkurrenz zur Kulturagenda im Anzeiger Region Bern sei. Der ARB (Anzeiger Region Bern / Anm. Redaktion) sei ja qua­si unser Kind und wir woll­ten ja nicht sei­ne Konkurrenz för­dern. Ich habe A. Tschäppät gesagt, dass das heu­te nicht mehr so sei, dass die­se bei­den Produkte Platz auf dem Markt haben, dass inzwi­schen auch die Kulturagenda in Bern gut ver­an­kert ist. Ich wer­de noch zwei Anläufe brau­chen und einen Fürsprecher von aus­sen, bevor er unter­schreibt, aber ich wer­de es schaf­fen – aller­dings nicht mehr vor Ende September.»

Wir haben von der Stadt Bern seit 2003 ins­ge­samt etwa 110‘000.- Franken Unterstützungsbeiträge erhal­ten. Im direk­ten Vergleich dazu: Die «Berner Kulturagenda» (BKA) erhält pro Jahr 140‘000.- Franken von der Stadt direkt bezahlt – in den letz­ten sie­ben Jahren fast eine Million Franken. Und dies, ohne dass eine Ausschreibung oder eine poli­ti­sche Debatte statt­ge­fun­den hät­te. Die gesam­ten bewei­sen­den Dokumente sind kom­plett bei uns auf der Webseite ensuite.ch ein­seh­bar. Doch der Reihe nach:

Was lief hier alles schief? Im Jahr 2003 wur­de im Stadtrat ein Postulat von der SP/JUSO (Protokoll 30, Stadtratssitzung vom 20. November 2003, Antrag 243) vom Gemeinderat zum Thema «Kulturagenda» wie folgt beant­wor­tet: «[…] Die Stadt wird sich dar­an aller­dings finan­zi­ell nicht betei­li­gen kön­nen […]». Die erste Ausgabe von der «Berner Kulturagenda» erschien im Januar 2005 (vor­her erschie­nen Null-Nummern). Im September 2007 wur­de die «Berner Kulturagenda» im Anzeiger als Beilage mit­ge­lie­fert, weil die Kooperation mit «Der Bund» bereits im Sommer 2007 zu Ende ging, und die «Berner Kulturagenda» eine Bruchlandung mit Publikationsunterbruch mach­te.

Seit 2001 geben die Stadt Bern und der Gemeindeverband gemein­sam den «Anzeiger Region Bern» her­aus. Erst 2005 ist die Stadt Bern dem Gemeindeverband bei­getre­ten, und hat «damit die Kompetenzen und kom­pli­zier­ten Strukturen» ver­ein­facht (Erklärung im Stadtrat). Seit dem 9. Januar 2008 wur­de zum Beispiel die zwin­gen­de Briefkasten-Zustellung durch­ge­boxt – die Aufkleber «Bitte hier kei­nen Anzeiger!» wer­den seit­her igno­riert. Man poch­te sei­tens der Stadt dar­auf, dass amt­li­che Nachrichten in jeden Briefkasten ver­teilt wer­den müs­sen.

Seit 1. November 2010 ist die neue Anzeigerverordnung in Kraft getre­ten. Diese erlaubt erst jetzt die Publikation von redak­tio­nel­len Texten im «Anzeiger Region Bern». Mit ande­ren Worten (und so wur­de auch im Stadtrat argu­men­tiert): Die Berner Kulturagenda wur­de mehr als 2.5 Jahre (34 Monate) ille­gal im «Anzeiger Region Bern» mit­ge­druckt. Neu in der Anzeigerverordnung ist auch die Kompetenzenregelung: «Die bis­he­ri­ge anzei­ger­recht­li­che Aufsicht des Kantons über die Anzeiger ent­fällt. Für die Einhaltung der anzei­ger­recht­li­chen Bestimmungen sind neu die Einwohnergemeinden und gemisch­ten Gemeinden zustän­dig.» Freipass.

Finanziell sieht die Lage inter­es­sant aus Gegründet wur­de der «Verein Berner Kulturagenda» vom ehe­ma­li­gen und dama­li­gen städ­ti­schen Kultursekretär Christoph Reichenau. Er war Präsident vom Verein und hat­te in den Subventionsverträgen (bis 2011) eine Klausel ein­ge­baut, wonach die sub­ven­ti­ons­be­zie­hen­den Institutionen Mitglied beim «Verein Berner Kulturagenda» wer­den soll­ten. Dieses «sol­len» hat er an einer Sitzung mit mir und einem wei­te­ren Journalisten so defi­niert: «Wer nicht bezah­len will, dem wird der Betrag von den Subventionen abge­zo­gen.» Das Stadttheater Bern hat­te des­we­gen eini­ge Diskussionen zu füh­ren. Gemäss die­ser Definition von Christoph Reichenau bezahlt das Theater mehr als 50‘000 Franken pro Jahr aus ihrem Gesamtwerbebudget an die Mitgliedschaft des «Vereins Berner Kulturagenda».

1. FEHLENDE AUSSCHREIBUNG?

Die Stadt Bern hat an den «Verein Berner Kulturagenda» 2004 Geld aus den frei­en Kulturförderkrediten an die Berner Kulturagenda bezahlt. Auch wir von ensuite haben unse­re Beiträge aus dem glei­chen frei­en Kredit erhal­ten – aller­dings in einer ganz ande­ren Dimension. Nicht gerech­net sind die Anteile, wel­che der «Anzeiger Region Bern», der ja jetzt eben eine «stadt­ei­ge­ne» oder zumin­dest gemein­we­sen­ei­ge­ne Publikation ist, für den Druck und Vertrieb der Kulturageda bei­steu­ert. Es ist anzu­neh­men, dass damit die Beiträge aus dem Gemeinwesen auf über 50 % anstei­gen, was zu einer öffent­li­chen Ausschreibung (Reglement Beschaffungswesen) füh­ren muss. Der «Verein Berner Kulturagenda» ist ein selb­stän­di­ger, ja, unab­hän­gi­ger Verein – so wird gewor­ben. Eine sol­che Ausschreibung hat nie statt­ge­fun­den.

Intransparenz Im Tätigkeitsbericht 2009 der Abteilung Kulturelles heisst es: «Die Kulturagenda wird nicht mehr in Form eines Mitgliederbeitrages, son­dern einer Subvention mit Jahresvertrag unter­stützt.» Leider habe ich auf kei­ner Liste der vom Stadtrat abge­seg­ne­ten Subventionsverträge der Stadt Bern je einen «Verein Berner Kulturagenda» ent­decken kön­nen. Dieser Verein taucht im Jahr 2010 nor­mal bei den gespro­che­nen Beiträgen auf, obwohl die Subventionshöhe auf höhe­rem Niveau als die­je­ni­gen von den Organisationen BeJazz und Be-flat steht. Der ein­zi­ge Rechnungsposten, dem wir die­sen Betrag zuord­nen kön­nen, ist unter der myste­riö­sen Rubrik «Weitere Förderungsbeiträge» auf­ge­führt, die mit rund 707’000.- Franken unter der Gruppe «18 Institutionen und Gruppierungen mit Jahresvertrag» steht (Tätigkeitsbericht 2010, Abteilung Kulturelles). Es sieht also so aus, als wür­den die­se Beiträge auf einer eige­nen Etage ent­schie­den. Wer hat dazu die Entscheidungskompetenz?

Diese 18 Institutionen sind: 1. Anna Huber Companie; 2. BeJazz Sommer; 3. Biennale Geschäftsstelle; 4. Biennale Programm; 5. Musikfestival Geschäftsstelle; 6. Freitagsakademie; 7. Verein Theater la Cascade; 8. Kultessen; 9. Kulturagenda, 10. Kulturagenda; 11. Kulturbüro; 12. Marks Blond; 13. Narrenpack; 14. Salonisti; 15. Tönstör; 16. Tonus Music; 17. Verein Zauberlaterne; 18. Swiss Jazz Orchestra.

Die Wiederholungen sind kei­ne Fehler! Die «Kulturagenda» hat 2 Jahresverträge (Redaktion: 105’000.- Franken, und Eventdaten: 35’000.- Franken), und die Biennale kommt eben­falls in den Genuss von zwei Verträgen (Geschäftsstelle: 50’000.- Franken, und Programm 2010: 100’000.- Franken – die Biennale fin­det alle 2 Jahre statt). Damit kann man die Budgets in den Kompetenz-Richtlinien hal­ten, ein ein­fa­cher Trick. Eine Auflistung die­ser Institutionen ist nur im Tätigkeitsbericht der Jahre 2009 und 2010 zu fin­den.

Die Richtlinien und Listen sind nur auf­grund kom­pli­zier­ter Recherchen zugäng­lich. Viele Dokumente wur­den unter­des­sen wie­der vom Internet ent­fernt, so zum Beispiel die gespro­che­nen Beiträge von 2005 – 2009. So ist es nicht mög­lich Jahresvergleiche anzu­stel­len, ohne die Abteilung Kulturelles dar­über zu infor­mie­ren.

2. KOMPETENZÜBERSCHREITUNG?

Die Begründung von Schaller, dass die Kommissionen «nur» eine Bewilligungskompetenz bis 2’000.- Franken besit­zen, ist inso­fern falsch, als die Kommissionen Anträge für mehr Geld stel­len kön­nen. Wenn näm­lich Schaller recht hät­te, so wür­den die Gesuche vom 1. Halbjahr 2011 so ver­teilt (Dokumentation Gesprochene Beiträge 1. HJ 2011, auf www.bern.ch):

Theater & Tanz:
2 von 47 Produktionen unter 2’000.- CHFr.
Literatur:
2 von 16 Beiträgen unter 2’000.- CHFr.
Kunst:
9 von 23 Beiträgen unter 2’000.- CHFr.
Musik:
39 von 60 Beiträgen unter 2’000.- CHFr.
Die seit 2008 nicht mehr exi­stie­ren­de Filmkommission:
2 von 4 Beiträgen unter 2’000.- CHFr.
Diverses:
11 von 26 Beiträgen unter 2’000.- CHFr.

Mit ande­ren Worten: Die Kommissionen wären schlicht nur eine Alibiübung. So stellt es Veronica Schaller im Brief an uns dar. Nach ihr gilt der Daumen von Alexander Tschäppät: Der Cäsar der Kultur in Bern.

In den ersten «Richtlinien der Stadt Bern über die direk­te Förderung des zeit­ge­nös­si­schen Kulturschaffens und die Kulturförderungskommissionen» (Version 1996), Artikel 5.2., steht fol­gen­des: «In den Bereichen der Kommissionskredite hat die Präsidialdirektion direk­te Finanzkompetenzen bis zu Fr. 3’000.- im Einzelfall und bis zu einer Gesamtsumme von max. Fr. 15’000..- pro Förderungskredit. In den übri­gen Fällen ent­schei­det sie auf Antrag der kul­tur­för­dern­den Kommissionen.» In der Revision (29. Nov. 2000) die­ser Verordnung fehlt die­ser Absatz – wird aber auch nicht auf­ge­löst, und die alten Richtlinien ste­hen immer noch auf dem Internet unter der Kulturförderung als Richtlinien bereit. In der Revision steht neu wei­ter unter 4.b.3.: «Aufgaben und Befugnisse [der Kommissionen / Anmerk. Redaktion]: Sie behan­deln die von Kulturschaffenden und Veranstaltenden ein­ge­reich­ten Gesuche.» Weiter bei 4.f.: «Die Abteilung Kulturelles führt die Geschäfte der Kommissionen. Die Vertreterin oder der Vertreter der Abteilung Kulturelles in den Kommissionen hat kein Stimmrecht, aber ein Antragsrecht.»

Wie kön­nen die Kommissionen etwas vor­be­ra­ten oder emp­feh­len, wenn die Abteilung Kulturelles die Gesuche eigen­mäch­tig selek­tiert und nicht wei­ter­lei­tet?

Wie kann das Gesuch von ensuite – kul­tur­ma­ga­zin «nur» von der Abteilung Kulturelles, dem Sekretariat der Kommissionen, abge­lehnt wer­den? Diese Abteilung und auch die Kultursekretärin haben nicht die erfor­der­li­chen beruf­li­chen Qualifikationen, Erfahrungen und Wissen, um inhalt­li­che Entscheidungen zu fäl­len. Veronica Schaller wird ja nicht müde, an jeder öffent­li­chen Veranstaltung zu erwäh­nen: «Wir machen die Lösungen nicht, wir finan­zie­ren Ideen von Kulturschaffenden» oder «Ich bin nicht für Visionen zustän­dig, das ist Sache der Kulturschaffenden». Deswegen müs­sen die Kommissionen über jeden Antrag, der in eine Kategorie ihrer Kommission fällt, zumin­dest Kenntnis haben. Sie sind die inhalt­li­che Instanz, und für die inhalt­li­che Beratung zustän­dig. Das geht aus den ursprüng­li­chen Richtlinien her­vor: Die Abteilung Kulturelles ist eine Verwaltungsabteilung. Unser Gesuch hät­te von den Kommissionen dis­ku­tiert und danach Veronica Schaller und Alexander Tschäppät vor­ge­legt wer­den müs­sen. Aber dazu kam es nie. Wieviele Gesuche sind noch betrof­fen davon?

3. EIN FALL FÜR DEN SCHWEIZER PRESSERAT?

Es wäre alles weni­ger dra­ma­tisch, wenn wir effek­tiv einen König hät­ten, der bestim­men dürf­te – und es sich in die­sem Fall nicht um eine eigen­nüt­zi­ge städ­ti­sche Presseförderung han­deln wür­de. Wir haben aber in der demo­kra­ti­schen Schweiz eine Pressefreiheit – die ist sogar geschützt. Wenn ich hier die Berner Kulturagenda anspre­che, dann geht es dabei nicht um Konkurrenz, son­dern um das Konstrukt mit dem Anzeiger Region Bern und den Finanzen. Die Anzeigerverordnung hat man wegen der Berner Kulturagenda redak­tio­nell geöff­net, damit der Anzeiger eine bes­se­re Marktposition erreicht. Jetzt ist die Publikation aus dem Geld des Gemeinwesens sozu­sa­gen eine «nor­ma­le» Zeitung.

In den Statuten vom Verein Berner Kulturagenda steht: «Der Verein sorgt für die Finanzierung der Kulturagenda. Er über­trägt Redaktion, Gestaltung, Herausgabe und Vertrieb der Kulturagenda Dritten, die für die ord­nungs­ge­mäs­se Erfüllung der Aufgabe Gewähr bie­ten». Dumm ist jetzt nur, dass gemäss Impressum der Verein Berner Kulturagenda sel­ber Herausgeber ist, die Redaktion an der sel­ben Adresse figu­riert, und somit die Trennung zu den Geldgebern (VeranstalterInnen und Gemeinwesen) nicht gege­ben ist, ja, durch die Verbandelung mit dem städ­ti­schen Anzeiger Region Bern (Gemeinwesen) über­haupt kei­ne Dritten sicht­bar sind. Hier ist nie­mand unab­hän­gig, son­dern im höch­sten Grade abhän­gig. Die Berner Kulturagenda ist ein redak­tio­nel­les Presseerzeugnis, wel­ches die Meinungsfreiheit im höch­sten Masse mani­pu­liert. «Die Recherche von Informationen und ihre Veröffentlichung darf durch die Annahme von Einladungen oder Geschenken nie­mals beein­flusst wer­den.» – Nun, viel­leicht sind es bei der Berner Kulturagenda kei­ne Geschenke, aber Löhne, Büros, Sozialleistungen, Produktionsgelder, Vertriebsleistungen, etc… Es wird sogar in den Statuten erwähnt, dass die «Ausgewogenheit der redak­tio­nel­len Beiträge zu über­wa­chen und auf­t­recht zu erhal­ten» sei.

ensuite ist seit 2003 monat­lich bemüht, «kul­tu­rel­le Inhalte» zu ver­mit­teln und Dialoge zu ent­fa­chen – was uns gut gelingt. Wir sind kein Veranstaltermagazin, son­dern ein Kulturmagazin mit Agenda. Wir sind zu 80% eine Redaktion mit aka­de­mi­scher Bildung, wel­che sich pro­fes­sio­nell und ehren­amt­lich für eine unab­hän­gi­ge Kulturberichterstattung ein­setzt. Das ist kei­ne lee­re Hülle. «Ein Kulturmagazin ist immer sel­ber ein Stück Kultur» – ensuite baut exakt auf die­se These.

Die Fortsetzung? Durch die eigen­mäch­ti­ge Handhabe der Stadt ent­ste­hen Kausal-Schäden: Das Amt für Kultur des Kantons Bern hat­te uns bis­her part­ner­schaft­lich unter­stützt. Nachdem sich die­se Abteilung per­so­nell ganz neu zusam­men­setzt, will man jetzt nur noch «sub­si­di­är» funk­tio­nie­ren. Das heisst: Ohne Geld von der Stadt krie­gen wir auch vom Kanton kei­ne Unterstützung mehr. Unser Budget für 2011 wur­de im Oktober 2010 erstellt – erst im Juni 2011 klär­te uns der Kanton Bern über die neue Handhabe auf und stell­te dazu die Frage, «wo» wir uns denn in der Kulturförderung plat­ziert sähen.

Ich möch­te nicht wis­sen, wie vie­le Gesuche von sol­chen Geschichten betrof­fen sind, aber ich ken­ne eini­ge. Ich weiss, dass ich unter die­sen Umständen kein Vertrauen habe in eine Abteilung Kulturelles. Es wird Zeit, die­se Vorgänge durch poli­ti­sche Instanzen zu über­prü­fen.

 

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NEU: Ausschreibung 2003
Kommentar ensuite zum BZ-Artikel vom 4.8.2011
Briefe/ V. Schaller an ensuite
Tätigkeitsbericht 2009
Tätigkeitsbericht 2010
Gesprochene Beitrage 2011 (1HJ)
Gemeinderat 2003 Antwort Kulturagenda
Stadtrat zur Kulturagenda
Richtlinien
Revision der Verordnung
Grundsätze

ensuite Grundregeln / Artikel als PDF

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