Ein Sommer-Traditionsevent wird zehn

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Interview von Luca D’Alessandro – Alle Jahre in den Sommerferien ver­sam­meln sich Salsaliebhaberinnen und Kubabegeisterte in und um die Villa Bernau in Wabern bei Bern zur tra­di­tio­nel­len Salsawoche. Diese wur­de vor zehn Jahren vom Salsaclub «mué­ve­te» ins Leben geru­fen und erfreut sich regen Zuspruchs, «wor­über wir sehr stolz sind», sagt Mitbegründerin und Vorstandspräsidentin Teresa Schmid gegen­über ensuite-kul­tur­ma­ga­zin.

Teresa Schmid, Ihr Salsaclub gehört in der Schweiz zu den ersten Vereinen, die sich voll und ganz der latein­ame­ri­ka­ni­schen Kultur, ins­be­son­de­re jener Kubas wid­men. Wie hat sich die Salsaszene seit der Gründung Ihres Vereins ver­än­dert?

Die Szene ist grös­ser und vor allem viel­fäl­ti­ger gewor­den. Salsa hat sich zum Trend ent­wickelt, wes­halb es heu­te viel mehr Anbieter gibt, als noch vor zehn Jahren, als wir die Salsawoche zum ersten Mal durch­führ­ten. Damals stan­den wir mit der Idee ziem­lich allei­ne da.

Mussten Sie das Konzept der Salsawoche auf­grund der zuneh­men­den Konkurrenz anpas­sen?

Nein, wir haben nicht viel geän­dert. Die Philosophie ist die­sel­be geblie­ben, näm­lich das Lebensgefühl Kubas und die Traditionen Lateinamerikas den Bernerinnen und Bernern näher zu brin­gen. Ein Traditionsanlass, der sich über die Jahre hin­weg bewährt hat. Wir haben nicht das Gefühl, die Salsawoche alle Jahre aufs Neue erfin­den zu müs­sen. Sowieso: Wir arbei­ten nicht gewinn­ori­en­tiert, wes­halb wir in finan­zi­el­ler Hinsicht kei­nen Druck haben. Für Teile des Rahmenprogramms ver­lan­gen wir denn auch kei­nen Eintritt. Der Besuch der abend­li­chen Salsapartys in der Bernau ist kosten­los.

Strukturell gab es also kei­ne Änderungen. Waren indes inhalt­li­che Anpassungen not­wen­dig?

Wir haben das Glück, auf ein treu­es, bewähr­tes Tanzlehrerteam zäh­len zu kön­nen. In den letz­ten Jahren konn­ten wir das Team mit jun­gen, inno­va­ti­ven Leuten ver­grös­sern. Verstärkt wer­den sie auch ver­mehrt von kuba­ni­schen Gastlehrern. Was die Kursinhalte betrifft, ori­en­tie­ren wir uns lau­fend an den neu­sten Trends. So bie­ten wir neben unse­rem Schwergewicht, dem kuba­ni­schen Salsa, auch Kurse und Workshops an zu Themen wie Puerto Rican Style, Bachata, Kizomba, Zumba oder Reggaeton. Letztes Jahr hat­ten wir sogar einen Lambada-Kurs auf dem Programm. Inhaltlich ver­har­ren wir nicht in alt­be­währ­ten Strukturen: Wir ach­ten dar­auf, stets in Bewegung zu blei­ben, was dem Motto unse­res Vereinnamens «mué­ve­te» gerecht wird.

Lateinamerikanische Kultur hat aber nicht nur mit Bewegung zu tun …

… das ist rich­tig. Obwohl wir den Tanz ins Zentrum set­zen, bie­ten wir wäh­rend der Salsawoche ein aus­ge­dehn­tes Rahmenprogramm mit einem Mercado, Diashows, Filmen und tra­di­tio­nell kuba­ni­schem Essen. Auch die­ses Jahr möch­ten wir an einem Abend den «Puerco Asado» auf die Speisekarte set­zen, das Spanferkel am Spiess. Wer also nicht auf Tanz steht, kann sei­ne Liebe zu Kuba durch den Magen gehen las­sen (lacht).

Kommen die Leute haupt­säch­lich wegen des Tanzes?

Ja. Zwar fin­det das Rahmenprogramm auch Beachtung, doch die Bewegung ist für die mei­sten der Hauptgrund ihres Besuchs. Auch die Tanzkurse sind gut belegt: Bislang hat­ten wir jedes Jahr um die drei­hun­dert Schülerinnen und Schüler, ver­teilt auf mehr als zwan­zig Kurse und meh­re­re Niveaus.

Eine Zahl, die Sie ver­mut­lich vor Herausforderungen stellt.

Es kommt vor, dass sich die Nachbarschaft durch die Menge von Personen gestört fühlt, ins­be­son­de­re wenn das Wetter schön ist und vie­le sich im Freien auf­hal­ten. Wir als Veranstalter set­zen alles dar­an, die Auflagen in allen Teilen zu erfül­len, indem wir den Lautstärkepegel der Musik immer in Grenzen hal­ten und die Leute auf unnö­ti­ge Lärmemissionen auf­merk­sam machen. Das ist aber auch die ein­zi­ge Herausforderung, der wir begeg­nen müs­sen – zum Glück! Salseros sind fried­li­che Leute, die sich tref­fen und amü­sie­ren wol­len und kein Interesse an Stunk haben.

Vermutlich sind es fast nur Paare, die an die Salsawoche kom­men … Salsa lässt sich wohl kaum allei­ne tan­zen.

Das stimmt so nicht ganz. Es gibt zahl­rei­che Leute, die ohne Begleitung kom­men, am Fest sel­ber aber sofort Kontakt knüp­fen. Man for­dert oder wird zum Tanz auf­ge­for­dert, dadurch lernt man Leute ken­nen und kommt mit ihnen ins Gespräch. Die Salsaszene ist sehr unkom­pli­ziert, was sehr für unse­re Anlässe spricht.

Wird die Salsawoche in zehn Jahren das zwan­zig­jäh­ri­ge Jubiläum fei­ern kön­nen?

Der Event ist sehr beliebt. Da er ein­mal pro Jahr statt­fin­det, besteht auch nicht die Gefahr einer Übersättigung. Wenn wir unser Qualitätsniveau behal­ten kön­nen, bin ich sicher, dass wir noch vie­le Jahre in der Bernau einen schö­nen Sommerevent fei­ern dür­fen.

 www.muevete.ch

Foto: zVg.
ensuite, Juni/Juli 2012

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