EDITORIAL Nr. 62 Bern

Von

|

Drucken Drucken

Von Lukas Vogelsang – Erstellt jemand einen ein­zi­gen Animationsfilm, rufen die zustän­di­gen Ämter und Verantwortlichen sofort «die Schweiz ist ein Animationsfilmland!» Wir ken­nen dies aus unse­rer Stadt: Kaum gibt es ein Jazzlokal, will man sich als «Jazzstadt» de nie­ren – oder als «Tanzstadt» – oder eben auch als «Filmkanton». Diese Definitionsfrage scheint so bren­nend wich­tig, dass beim klein­sten Funken Hoffnung die Gemüter zu über­sprü­hen begin­nen. Wir erin­nern uns an die «Leuchtturm-Diskussion» vom «Bund». Natürlich: Diese kind­lich-nai­ve Begeisterung, sich durch ein «Highlight» aus­zu­zeich­nen hat etwas Sympathisches und Faszinierendes an sich – trotz der Fehlüberlegung, dass oft nur weni­ge Menschen das «Highlight» als sol­ches aner­ken­nen kön­nen und nicht die gros­se Masse. Ich glau­be, um mit gros­sen Kellen anzu­rüh­ren, braucht es grös­se­re Töpfe und nicht nur ein paar bro­deln­de Emotionen. Ganz wild wird es dann, wenn die Medien Erstproduktionen in der Start-Euphorie gleich mit dem inter­na­tio­na­len Markt ver­glei­chen wol­len. Ein Scheitern ist in den mei­sten Fällen unaus­weich­lich und was sich als «Stolz der Nation» einen Namen schaf­fen woll­te, ver­en­det oft kläg­lich in Vergessenheit. Dazu kommt eine lusti­ge Eigenart unse­res Nationalstolzes: Kaum haben wir Nationalhelden geschaf­fen, wol­len wir die­se gleich sel­ber wie­der vom Podest holen.

Erfolg ist das Mass aller Dinge – dies sug­ge­rie­ren wir uns sel­ber täg­lich. Auch in Kulturszenen sind wir nicht ver­schont davon. In Zürich das haben wir in der Redaktion in den letz­ten Monaten ver­fol­gen kön­nen gibt es den kul­tu­rel­len Erfolg anschei­nend nur über Zahlen und Fakten. In Bern dage­gen scheint der Erfolg gleich ganz aus­zu­blei­ben – zumin­dest redet kein Mensch dar­über (mit der Ausnahme des Museums für Kommunikation, wel­ches im Jubiläumsjahr 2007 einen Besucherrekord zu ver­zeich­nen hat­te…). Kultur und Erfolg – passt das über­haupt zusam­men? Und wenn nicht, was mei­nen wir im Alltagsgespräch dann mit «Kultur» und was mit «Erfolg»? Beginnen wir bei Adam und Eva und defi­nie­ren wir die Begriffe neu. Dieser Monat bie­tet Möglichkeiten genug.


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 62 Bern, Februar 2008

 

Einen Text gelesen und der hat gefallen? Spende per TWINT ein paar Franken - ohne Abo, aber mit gutem Gewissen. Geht doch auch.



Newsletter

Unsere Newsletter kommt nicht oft und nur dann, wenn etwas wichtig ist. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.




Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch die Schweizer-Newsletter-Software von «ensuite» einverstanden. (CH-Server)

logo