EDITORIAL Nr. 61 Zürich

Von

|

Drucken Drucken

Von Lukas Vogelsang – Von wegen «besinn­li­che Zeit»: Zürich scheint im Dezember, im Gegensatz zu Bern, ein wir­rer Whirlpool zu sein, die Zeit bereits aus­ver­kauft und lich­ter­loh bren­nen­de Tannenbäume über­all. Alles rennt, kei­ne Zeit. Fragen wer­den nicht mehr beant­wor­tet – das Morgen scheint nicht zu exi­stie­ren. Weihnachten, welch eine Illusion. Dabei beginnt die Besinnlichkeit erst im Januar, wenn wir nach der sozia­len Abrechnung unter dem Tannenbaum fest­stel­len, dass wir im Leben nicht da gelan­det sind, wo wir eigent­lich hin woll­ten. Wir «jufeln» uns in das Weihnachtsfieber, dass vom Leben nichts übrig zu blei­ben scheint. Und oben drauf ver­spricht der Spiegel an Silvester, dass wir nicht jün­ger wer­den des­we­gen lan­den wir im Januarloch. Dabei müss­ten wir gera­de jetzt gestärkt und t in das neue Abenteuer zie­hen kön­nen, wenn auch nur psy­cho­lo­gisch. Doch mit dem Kopfweh von der betrun­ken gemach­ten Vergessensnacht und den dicken Ranzen noch vom Weihnachtsbraten oder Silvesterfondue ist das eh schwie­rig. Und ohne Veränderung wie­der­holt sich das Spiel jähr­lich, ohne dass wir uns dabei bes­ser füh­len – höch­stens dicker.

Wir haben die Möglichkeit, Veränderungen sel­ber vor­zu­neh­men. Da ist die­ses wun­der­ba­re Glück, in der Schweiz zu leben. Hier hat’s genug Möglichkeiten und wir sind als Land klein genug, dass wir aus dem Trott aus­bre­chen dür­fen, um mal was Neues zu pro­bie­ren. Wir müs­sen nicht, wir dür­fen – das ist ein gros­ser Unterschied zu ande­ren Ländern. Was natür­lich nicht heisst, dass alles von allei­ne geht. Das Handwerk muss gelernt sein – genau da sind uns vie­le Türen offen. Doch nut­zen und schät­zen wir die­se Situation? Haben wir noch Sinn für Raum und Zeit und dafür, was wir per­sön­lich dar­in bedeu­ten? Das letz­te Jahr war anstren­gend wild und mit vie­len poli­ti­schen Überraschungen gespickt. In die­sem Jahr wird sich wie­der vie­les ändern – viel­leicht mal so, wie wir uns dies in unse­ren Kinderträumen vor­ge­stellt haben. Warum nicht?


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 61 Zürich, Januar 2008

Einen Text gelesen und der hat gefallen? Spende per TWINT ein paar Franken - ohne Abo, aber mit gutem Gewissen. Geht doch auch.



Newsletter

Unsere Newsletter kommt nicht oft und nur dann, wenn etwas wichtig ist. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.




Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch die Schweizer-Newsletter-Software von «ensuite» einverstanden. (CH-Server)

logo