Basel: Widersprüchlicher Entwurf des Kulturleitbildes

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Basler Dokumentarfilme wie «No More Smoke Signals», «Die Frau mit den 5 Elefanten» und «Nel Giardino dei Suoni» gewan­nen in den letz­ten bei­den Jahren die wich­tig­sten natio­na­len Filmpreise und wur­den an zahl­rei­chen inter­na­tio­na­len Festivals aus­ge­zeich­net. «Die Frau mit den 5 Elefanten» war mit rund 30’000 Kinozuschauern in den letz­ten zwölf Monaten einer der erfolg­reich­sten Schweizer Dokumentarfilme und wur­de zudem in Deutschland, Österreich und Frankreich erfolg­reich aus­ge­wer­tet sowie in zahl­rei­che wei­te­re Länder ver­kauft. Andere Filme wie «Trudi Gerster – Die Märchenkönigin», «Kunsthändler – Ernst Beyeler» oder «Canzun Alpina» wur­den im Fernsehen von bis zu einer hal­ben Million Menschen gese­hen. Obwohl Basel nur 0.3% des gesam­ten Kulturbudgets für die Filmförderung ein­setzt, eine im Vergleich zu ande­ren Regionen mar­gi­na­le Summe, über­zeugt die Basler Filmproduktion durch eine gros­se Vielfalt, erreicht ein brei­tes Publikum und för­dert sowohl inter­kan­to­na­le als auch inter­na­tio­na­le Partnerschaften.

Diese Erfolge wer­den auch im Entwurf des Kulturleitbildes des Kantons Basel-Stadt aus­drück­lich aner­kannt. Ebenso hält der Entwurf fest, dass «die Abwanderung die­ser Szene, beson­ders der Sog in den Grossraum Zürich, aus kul­tu­rel­len und öko­no­mi­schen Motiven ver­hin­dert wer­den» soll­te, was aber nur mit einer Erhöhung der Fördermittel mög­lich sei. Dennoch kommt der Entwurf zum über­ra­schen­den Schluss, dass «die Ausstrahlungskraft im Bereich Film […] in Bezug auf […] Internationalität, Partnerschaftspotenzial und Besucherpotenzial als mäs­sig» ein­zu­stu­fen sei und lehnt des­halb eine Aufstockung der Filmförderung für die näch­sten Jahre gene­rell ab. Diese Empfehlung ist wider­sprüch­lich und nicht nach­voll­zieh­bar.

Noch unver­ständ­li­cher erscheint die Schlussfolgerung in Anbetracht der Tatsache, dass der Kanton seit andert­halb Jahren eine von Balimage initi­ier­te Steuerungsgruppe finan­zi­ell mit­un­ter­stützt, die über die drin­gend not­wen­di­ge Aufstockung der regio­na­len Filmförderung nach­denkt. In die­ser Gruppe sind die Kulturabteilungen der Kantone Basel-Stadt und Baselland, die Christoph Merian Stiftung sowie Balimage ver­tre­ten. Da eine Erhöhung des Filmkredits aus dem ordent­li­chen Kulturbudget zur­zeit kaum rea­li­stisch scheint, arbei­tet die Steuerungsgruppe an einem neu­en  inan­zie­rungs­mo­dell, das eine Partnerschaft von pri­va­ten und öffent­li­chen Geldgebern vor­sieht. Dieser weit fort­ge­schrit­te­ne Prozess wird im Leitbildentwurf igno­riert. Das stellt nicht nur die bis anhin gelei­ste­te Arbeit in Frage, son­dern sen­det völ­lig fal­sche Signale an poten­ti­el­le Partner aus.

Balimage for­dert, dass den Bestrebungen für eine zukunfts­wei­sen­de Filmförderung im Kulturleitbild Rechnung getra­gen wird. Wenn die der­zei­ti­ge Blüte des Basler Filmschaffens nicht abster­ben soll, braucht es aus­rei­chen­de Mittel. Balimage wird sich wei­ter­hin dafür ein­set­zen und kon­se­quent an der Umsetzung eines neu­en Fördermodells wei­ter­ar­bei­ten.

(Pascal Trächslin, Basel)

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