Art Basel zum 45sten… Wer bie­tet mehr?

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artbasel45Von Anna Vogelsang - …«Komm doch näch­ste Woche an die Art Basel Vernissage mit.» – «Liebend gern, aber ich hab kei­ne Einladung.» – «Mach dir kein Kopf des­we­gen. Ich bin ein Kunstträger.» – «?» – «Ich tra­ge die Bilder in die Hallen. Also, komm nach Basel. Es wird ganz bestimmt nicht lang­wei­lig.»

Der Kunstträger hat sein Wort gehal­ten, und so stürm­te unse­re klei­ne Mannschaft aus Studenten, Künstlern und Freundinnen von Künstlern in die Messehallen. Dies war vor über 10 Jahren, und seit dem steht Art Basel fest in mei­ner jähr­li­chen Agenda: Ich reser­vie­re gleich einen gan­zen Tag dafür. Und obwohl ich die Messe so oft besucht habe, bleibt sie für mich wie ein Labyrinth: Ich weiss zwar, wo Ein- und Ausgänge sind, wo sich die nam­haf­ten Galerien befin­den, wo die Newcomer ange­sie­delt sind, und wo ich einen «Pitstop» für Café und Sandwich mache. Aber alles, was sich dazwi­schen abspielt bleibt unvor­her­seh­bar. Ich weiss, nach was ich suche, und las­se mich trotz­dem über­ra­schen: Manchmal bin ich begei­stert, manch­mal ent­täuscht.

Gegründet wur­de Art Basel 1970 von drei Basler Galeristen – Ernst Beyeler, Trudi Bruckner und Balz Hilt. Heute gilt die Messe als welt­weit wich­tig­ste für die zeit­ge­nös­si­sche, moder­ne und klas­si­sche moder­ne Kunst. Über 300 Galerien aus Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Asien und Afrika zei­gen auf der 45. Art Basel die Arbeiten von über 4’000 KünstlerInnen. Interessanterweise sitzt nur eine Vertreterin der Schweiz (Galeristin Eva Presenhuber, Zürich) im Selektionskomitee, das über die Teilnahme der Galerien an der Show ent­schei­det. Die Webseite der Messe «spricht» weder Deutsch noch Französisch, dafür aber Englisch, Chinesisch und Japanisch. Wer sich expli­zit für den aktu­el­len Stand der Schweizer Kunst inter­es­siert, dem bleibt der Besuch «Swiss Art Awards» (sie­he Informationen unten).

Die Art Basel wird nicht nur mit Jubel wahr­ge­nom­men, denn sie gilt nur für einen ein­ge­schwo­re­nen Kreis als rele­vant. Der Kunstmarkt gene­rell ist alles ande­re als trans­pa­rent. Seit Kunst als ein Anlageobjekt gilt, wer­den die Geschäfte nicht nur mit den Werken, son­dern auch mit deren Versicherung gemacht. Art Basel ist ein Platz, wo sich die Galeristen, Künstler, Sammler, Versicherungsgesellschaften, öffent­li­che Institutionen und kunst­in­ter­es­sier­tes Publikum tref­fen. Manche von die­sen Gruppen kön­nen an der Messe ihre Kontakte knüp­fen und neue gewin­nen. Die ande­ren glei­ten nur an ein­an­der vor­bei wie die Fische in abge­trenn­ten Aquarien.

Von Jahr zu Jahr bie­tet Art Basel die Möglichkeit, die Tendenzen, die Ideen und Ideenlosigkeit (an man­chen Jahren war es schmerz­haft deut­lich zu sehen) in der  moder­nen Kunst zu beob­ach­ten. Der Besuch über meh­re­re Jahre schärft die Wahrnehmung der zeit­ge­nös­si­schen Kunst, und besei­tigt die Berührungsängste mit
dem Neuen. Die Messe reagiert wie ein Seismograph auf den Markt. So waren vor 2008 die expe­ri­men­tel­len Arbeiten der kaum bekann­ten Künstler auch von den tra­di­tio­nel­len Galerien gezeigt wor­den, und nicht nur im Statements Sektor zu sehen. Kaum kam die Wirtschaftskrise ver­schwan­den die «Experimente», und die
«erprob­te» Moderne kehr­te zurück in die Manege: In den Krisenzeiten lässt sich ein «Experiment » schlecht ver­kau­fen. Im einen Jahr war die Fotografie omni­prä­sent; ein Jahr spä­ter Videokunst-Objekte. Und ein Jahr spä­ter waren bei­de Gattungen wie von einem schwar­zen Loch ver­schluckt. Dass man­che Künstler gleich durch meh­re­re Galerien ver­tre­ten wer­den erzeugt einen Wiedererkennungseffekt, und in man­chen Fällen berei­tet dies einen Hype um
den Namen.

Doch es geht bei der Art nicht nur um Show und den Verkauf von Kunst, son­dern auch um «sehen und gese­hen wer­den». Und das gilt nicht nur für die Galeristen und deren Künstler, son­dern auch für die Besucher. Durch die Hallen fla­nie­rend kann man Gesellschaftsstudien betrei­ben. Vor eini­gen Jahren hör­te ich ungrwollt mit, wie ein auf­ge­ta­kel­tes Paar leb­haft dis­ku­tier­te, ob sie nun am besten «die­sen Picasso », oder doch den Malevich «da drü­ben» für das neue Badezimmer kau­fen soll­ten. Dabei stand das Pärchen vor einem Bild von Fernando Botero. Ich hoff­te damals, dass sie sich nicht ent­schei­den kön­nen.

Gehen Sie an die Messe ohne fal­sche Erwartungen, ohne vor­ein­ge­nom­men zu sein. Lassen Sie sich inspi­rie­ren, über­ra­schen und pro­vo­zie­ren. Und wenn nichts von dem mit Ihnen geschieht, gehen Sie in einem Jahr wie­der, denn alles wird genau gleich, und alles wird abso­lut anders sein.
45. Art Basel
19. bis 22.6.2014
Messe Basel, Messeplatz, 4058 Basel
www.artbasel.com

Private View: Dienstag, 17. Juni und Mittwoch, 18. Juni, 2014 (nur für ein­ge­la­de­ne Gäste) Vernissage: Mittwoch, 18. Juni, 2014, 15:00 – 20:00 (nur für ein­ge­la­de­ne Gäste) Public Days: von Donnerstag 19. Juni bis Sonntag 20. Juni, täg­lich von 11:00 – 19:00 Uhr Swiss Art Award Im Rahmen der Art Basel fin­det die Ausstellung «Swiss Art Award», die Arbeiten von aus­ge­wähl­ten 50 Schweizer KünstlerInnen und ArchitektenInnen prä­sen­tiert. Die Preisverleihung und die Vernissage – 16. Juni 2014 um 18 Uhr. Die Ausstellung läuft vom 17. bis 22. Juni 2014 in der Halle 4 des Messezentrums Basel, geöff­net jeweils von 10 bis 20 Uhr (Sonntag bis 19 Uhr).

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