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Interdisziplinäres Apfelstehlen

Am Anfang der Zeit der Interdisziplinen bra­chen das Licht, der Klang und die Spur der Bewegung an einem Transtag auf, um ihren eige­nen Dualismus zu for­men oder ein­fach einen Apfel zu steh­len und dann alles auf den Schatten zu schie­ben. Auf dem Atemweg bekam das Licht das fei­ne Gespür, dass viel­leicht der Apfel vom Klang ver­klängt wor­den ist.
So fragt das Licht den Klang: Wohin hast Du den Apfel unse­res Mitstreites ver­tönt?
Darauf der Klang: Du wei­ses, weis­ses, eisen­eif­ri­ges Licht. Dann hast Du noch die Bewegung der ewi­gen Wiege nicht gefragt.
Und das Licht: Du lügst! Du ver­fälsch­te Harmonie des betön­ten Himmels. Ich sehe in dei­nen Augenäpfeln dei­ne List.

Hinzu kommt eine Frage. Und als sie den Verdächtigungen des Lichts aus­ge­wi­chen ist, fängt das Licht an, sich poli­tisch zu ver­än­dern, beugt sich als Bewegung, vibriert wie der Klang. Und dann starrt und stol­pert die Bewegung, schluckt den Klang mit sei­nen Schatten der Dunkelheit.

Dieser Prozess erwei­tert den Sinn der Wahrnehmung der drei Elemente. Physisch und psy­chisch stürzt er sich inner­halb und aus­ser­halb der räum­li­chen Grenzen. Die Bühnenarena ist ein weiss belich­te­tes „Schwarzes Quadrat” à la Malevitsch – ein Symbol des unend­li­chen Nichts. Es pro­ji­ziert die Urangst vor dem ele­men­ta­ren Kampf, die uns heut­zu­ta­ge wegen der ver­lo­re­nen Vertrautheit in der Erlernfähigkeit der Urelemente hin­dert, in die­se Auseinandersetzung hin­ein zu stei­gen.

Wer sind die Apfeldiebe?

Diesen Einstieg in den Dialog des Machtstreites des Lichtes, der Bewegung und des Klanges wird von Angela Stöcklin, Jan Schacher und Marie-Cécile Reber ohne Glaszerbrechen einer Hass-Liebesgeschichte ermög­licht. Die Arena ist aus­ge­rü­stet für die Verstärkung des Lichtes, um mit ihrem Schattenspiel von den fern­öst­li­chen, weis­sen Papierschiebevorhängen eine hef­ti­ge Attacke auf­zu­neh­men.

Es ist eine inne­re und äus­se­re Spannung gleich­zei­tig. Die  Schritte des Körpers, die Metamorphose des Lichtes und die Viel-Fächer des Klanges fal­len für einen Moment zusam­men, wo alle sich nach einer anstren­gen­den Schlacht ver­sin­kend in der Erinnerung des hin­ein­ge­bis­se­nen Genusses der dis­zi­pli­nier­ten Harmonie aus­ru­hen.

So erscheint die Bühne kurz als ein Schlachtfeld des Lichtkämpfers Jan Schacher, der Tonfechterin Marie-Cécile Reber und der Tanzschrittreiterin Angela Stöcklin. Dennoch stürmt der Elemementarzorn des Platz- und Apfelbesitzens vor. Auf ein­mal wer­den alle Kapitel des Krieges und des Friedens ver­tol­stojt von einem Zenklangabschlussfaust.

Wie schmeckt der Apfel? 

Am Ende der Geschichte kom­men die drei alten Weisen: Minimalismus, Inter und Trans, um den Kampf zu ent­schei­den. Sie sind der Kern die­ses Stückes, der immer mehr fort­ge­setzt wird und sich in einer unend­li­chen Geschichte des Apfelbeissens erschöpft. Die Minimalismus ist wie ein Kampf, den man even­tu­ell für mini hal­ten dürf­te, auf­ge­führt. Inter bedeu­tet die Zwischenelementarenvermittlung des Kampfes und Trans meint die Verspieltheit der Form der drei Allegorien – Licht, Klang, Bewegung sein.

Kurzschluss: Auf dem Kopf gefal­le­ner Apfel war­tet nicht so lan­ge auf die Reifezeit. Die Transformation ist sehr gut gelun­gen. Das gan­ze Stück hat eine struk­tu­rier­te Dynamik und gibt das Gefühl einer unend­li­chen Fortsetzung der Kritik somit der  Selbstkritik der phy­si­schen und psy­chi­schen Grenzen der Formen. Und wenn jemand statt Apfelmus noch  Strudelsehnsucht hat, dann soll­te er die Sahne vor­be­rei­ten.

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