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Originell in Wort und Bild

Der St. Galler Manuel Stahlberger, bekannt als Cartoonist der Comicserie «Herr Mäder» und Musiker im Duo «Mölä & Strahli» sowie «Stahlbergerheuss», unter­hält erst­mals einen gan­zen Abend lang mit sei­nem Soloprogramm «Innerorts».

Lieder und Bilder

Zwischen Gitarre und Projektor wech­selnd, schlägt sich Stahlberger durch sein Abendprogramm. Der Liedermacher, wel­cher bereits mit meh­re­ren Preisen aus­ge­zeich­net wur­de, erzählt in sei­nen Liedern unzen­siert klei­ne Geschichten über das Leben, des­sen Komik, Absurdität und Schönheit; Lieder, die durch ihre ein­fa­che Art zum Schmunzeln anre­gen, aber die ver­spro­che­ne exi­sten­ti­el­le Tragweite und die ver­meit­li­che Tiefe nicht errei­chen.

Die ange­nehm von Stimme und Klang getra­ge­nen Songs errei­chen einen wit­zi­gen und ori­gi­nel­len Touch, der vor allem durch Reime und Zusammenhänge der Geschichten her­vor­tritt. Doch mag Stahlbergers musi­ka­li­scher Inhalt auch etwas unzu­läng­lich sein, so sind aber die Spielereien des Künstlers mit der Form beein­druckend. Stahlberger benö­tigt, wie er klar dar­stellt, nicht immer Musik, um sei­ne Lieder zu erzäh­len und trägt fast lyrisch Liedtexte in rei­ner sprach­li­cher Form vor.

Eine Fülle an Geschichten wer­den eben­falls mit­tels Bilder erzählt, indem Stahlberger per Projektor sein zeich­ne­ri­sches Handwerk beweist. Auf die­se Weise wer­den grös­se­re Zusammenhänge ersicht­lich, wenn bei­spiels­wei­se Piktogramme mit der Jesu-Geschichte ver­knüpft wer­den und dar­aus eine aber­wit­zi­ge Bildergeschichte, die der Hilfe der Sprache nicht mehr bedarf, kre­iert wird. Auch wer­den die Wappen eini­ger Schweizer Kantone als Elemente für ein komö­di­an­ti­sches Experiment ver­wen­det, in dem der Künstler die­se mit­ein­an­der kom­bi­niert und ganz neue Wappen, Zwitter-Wesen ver­schie­de­ner Kantone, erschafft.

Herzlich aber unper­sön­lich

Stahlberger bleibt mit sei­nem Humor sehr geer­det. Auch wenn vor der Pause eine Warnung aus­ge­spro­chen wird, dass der zwei­te Teil an Primitivität zuneh­men soll­te, bewahr­hei­tet sich dies nicht. Beindruckend bewegt sich der Künstler an der fei­nen Grenze mit sei­nen Geschichten – die zwar manch­mal bru­tal aber nicht zu bru­tal und auch manch­mal anzüg­lich aber nicht zu anzüg­lich sind – und bringt damit jeden min­de­stens ein­mal zum lachen.

Genauso tritt der char­man­te Mann auch dem Publikum gegen­über. Ganz schlicht spricht Stahlberger ab und an mit dem Publikum und for­dert die­ses zu Beginn auf, sich zu betei­li­gen wenn das Bedürfnis da ist. Auch wenn Stahlberger durch Charme und Charisma ganz nüch­tern sei­ne vie­len Geschichten erzählt, fehlt es doch etwas an per­sön­li­chen Kontakt und Interaktion mit dem Publikum.

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