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Lachen bis der Chef kommt!

Anet Corti, Schauspielerin und Komödiantin, ser­viert mit ihrem zwei­ten Soloprogramm «win win» einen Abend vol­ler Lacher. In ihrem 90minütigem Stück sprengt Corti die Grenzen des Kabaretts, indem sie Tanz, Gesang und Wortwitz in eine Geschichte ver­packt und ein Feuerwerk der Unterhaltung kre­iert. In drei kom­plett ver­schie­de­nen Rollen erweckt sie eine gan­ze Bürowelt zum Leben und erzählt die Geschichte von Betty Böhni, einer Frau, der man lie­ber nicht begeg­net.

Figuren und Fakten

Schon mit dem ersten Auftritt von Betty Böhni steht fest, dass der Abend einen desa­strö­sen Verlauf neh­men wird. Böhni, eine Frau mit Basler Piepsstimme, die ger­ne Anglizismen ver­wen­det, wel­che selbst­ver­ständ­lich falsch aus­ge­spro­chen wer­den, ist ein Hurrikan der Tolpatschigkeit. Und doch fin­det Böhni nach dem Ausfüllen eines völ­lig absur­den Fragebogens eine Stelle als Junior Sales Assistant in der Streitmatter AG und darf sich der Bürowelt stel­len. Die per­fek­te Fehlbesetzung für die Chefetage ist gefun­den.

Blitzartig ver­lässt Corti die Rolle von Böhni und schlüpft in die Figur einer knall­har­ten Empfangsdame. Mit St. Galler Dialekt erklärt die­se, wie die moder­ne Arbeitswelt funk­tio­niert, näm­lich nach dem Holzschnitt-Prinzip: Man wird ange­zün­det und ver­heizt, dafür bleibt am Schluss etwas Kohle. Schliesslich wech­selt Corti in die drit­te und letz­te Rolle, die der fran­zö­si­schen Praktikantin, die zu cool für den Job ist und eigent­lich lie­ber Sängerin wäre.

Nachdem die Figuren also eta­bliert sind, kön­nen alle Klischees der Bürowelt wie der Flirt am Arbeitsplatz, die mob­ben­den Kollegen und der wüten­de Chef bedient wer­den. Zwischendurch, um den Lachern eine Pause zu gön­nen, wer­den auf einer Leinwand Fakten zu Büro und Arbeit als klei­ne Animationsvideos prä­sen­tiert. Mit unglaub­li­chem Einfallsreichtum und einer erstaun­li­chen schau­spie­le­ri­schen Leistung stei­gert Corti Humor und Spannung von Szene zu Szene, ver­knüpft die Geschichten der drei Figuren und lässt das Publikum nicht eine Sekunde los.

Wortwitz und Slapstick

Corti, Absolventin der «Scuola Teatro Dimitri», zieht für «win win» alle Register der Komik und beweist Talent auf meh­re­ren Ebenen. Mit ihren fein­ge­zeich­ne­ten Figuren fällt sie nicht nur über die Bürowelt, son­dern auch über den gan­zen moder­nen Arbeitsmarkt her und schont dabei abso­lut nie­man­den. Mit star­kem Wortwitz, durch ver­schie­de­ne Dialekte ange­rei­chert, wer­den die Absurdität des Arbeitsalltags und die oft kin­di­schen Konflikte auf die Schippe genom­men, ohne dabei jemals unter die Gürtellinie zu schla­gen. Wie schlag­fer­tig Corti mit Worten umge­hen kann, zeigt sie, indem sie in Poetryslam-Manier eine klei­ne, fei­ne Beleidigungsrede in unfass­ba­rer Geschwindigkeit hält. Auch musi­ka­lisch bie­tet Corti eini­ges und schreckt weder vor Opernarien noch Popsongs zurück.

Nebst aller sprach­li­cher Eleganz ist «win win» voll­ge­packt mit unbe­schreib­li­chen Slapstick-Momenten, wie zum Beispiel einem Kampf mit der Kaffeemaschine. Zu guter Letzt las­sen sich nur noch loben­de Worte über die Akrobatik- und Tanzeinlagen ver­lie­ren, die nebst allem ande­ren Cortis «win win» zu einen abso­lut aber­wit­zi­gen Abend wer­den las­sen.

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