Von Liebe kei­ne Spur

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Das Theaterhaus Gessnerallee fei­ert pas­send zum Frühlingsbeginn ein Festival der Liebe. Nebst viel Tanz und Theater bil­det die Installation «Die Namen der Liebe» des Künstlers Mats Staub einen festen Bestandteil. Mit sei­ner neu­sten «Installation in Progress» hat sich Staub dabei selbst die Aufgabe auf­er­legt, meh­re­re Menschen zu fil­men, wäh­rend die­se die Vornamen jener Personen wie­der­ge­ben, die sie geliebt haben. 24 Gesichter, meist mitt­le­ren bis höhe­ren Alters, tum­meln sich, sepa­riert auf Bildschirmen, und mischen 213 Vornamen durch­ein­an­der. Was sich viel­leicht so roman­tisch anhört, stellt sich lei­der als sehr trä­ge her­aus.

Emotionslose Videos

Es mag ein schma­ler Grat zwi­schen Kitsch und Trockenheit sein, auf dem ein Künstler sich bewegt, wenn er zum Thema Liebe etwas prä­sen­tiert. Schliesslich ist die Liebe jenes Thema, wel­ches uns Menschen am mei­sten füh­len, lei­den und arbei­ten lässt. Während man sich durch den Raum bewegt und von Monitor zu Monitor wan­dert, wird man dazu ver­lei­tet, sich das eige­ne Liebesleben vor Augen zu füh­ren, das Gedächtnis zu akti­vie­ren und sämt­li­che Namen der gelieb­ten Personen Revue pas­sie­ren zulas­sen. So teilt man für kur­ze Zeit die Gefühle der Personen auf den Bildschirmen, bevor man sich von die­sen wie­der ent­fernt. Mehr Emotion als jene, die das eige­ne Gedächtnis anbie­tet, wird man lei­der nicht erfah­ren, denn wenn man selbst alle Namen der ehe­ma­li­gen VerehrerInnen durch­ge­gan­gen ist, merkt man, dass man kaum 24 Videos benö­tigt, um die Absicht zu ver­ste­hen.

Die kur­zen Filme, die in einer Endlosschleife sich immer wie­der­ho­len, bie­ten lei­der zu wenig, um mit Faszination dran­zu­blei­ben. Auch wenn die Videos einem manch­mal ein leich­tes Schmunzeln auf die Lippen zau­bern, wünscht man sich doch rasch mehr Geschichten, mehr Emotionen und ein wenig mehr Romantik.

Liebloser Raum

Die Werkstatt des Theaterhauses Gessnerallee, in wel­cher die Installation auf­ge­stellt ist, wird eben­so wenig von Liebe erfüllt. Die 24 Monitore ste­hen wild im Raum ver­teilt und wir­ken eher zwi­schen­ge­la­gert als bewusst plat­ziert. Auch wenn das Ambiente lei­den­schafts­los wirkt, wagt man natür­lich den klei­nen Rundgang durch die Lagerhalle und ver­sucht, so gut wie mög­lich allen Gesichtern Aufmerksamkeit zu schen­ken. Die vie­len ver­schie­de­nen Vornamen aller je gelieb­ten Personen soll­ten zusam­men eine Komposition oder eine Melodie erge­ben.

Jedoch bil­den die Namen mehr ein Grundrauschen, wel­ches einen hin­ter­grün­dig stört, wäh­rend man sich auf die ein­zel­nen Namen zu kon­zen­trie­ren ver­sucht. Wenn man das Namengewirr und die vie­len Gesichter wie­der ver­lässt und sei­nen eige­nen klei­nen Moment der Erinnerung an die Liebe hat­te, denkt man hof­fent­lich an die bevor­ste­hen­de Zukunft, die eben­so mit Namen der Liebe erfüllt sein soll­te. Wer mag, darf sich auch beim Künstler mel­den und mit sei­nem Gesicht und sei­nen Namen ein Teil der «Installation in Progress» wer­den.

Den Trailer zu «Die Namen der Liebe» sowie wei­te­re Arbeiten von Mats Staub kann man unter http://www.erinnerungsbuero.net/projects/die-namen-der-liebe/ anse­hen.

Copyright © 2011 Kulturkritik • Kritische Stimmen zum Zürcher Kulturgeschehen Kulturkritik.ch ist ein Projekt der Plattform Kulturpublizistik • Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)

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