Überall Faschisten Teil 1

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Von Patrik Etschmayer - Eigentlich hat­te man irgend­wann gedacht, dass der Faschismus über­wun­den sei. Aber genau so wie Schimmel auf alten Lebensmitteln kommt die­se Pest des ver­faul­ten Denkens nie­mals wirk­lich aus den Köpfen her­aus. Zu ver­füh­re­risch ist die­se Bodensatzideologie.

Für Herrscher, weil die­se damit Macht erobern und behal­ten kön­nen, ohne einen ori­gi­nel­len oder gar ori­gi­nä­ren Gedanken haben zu müs­sen und ohne gezwun­gen zu sein, zu arbei­ten oder gar ech­te Lösungen für die Probleme der Welt fin­den zu müs­sen.

Für Bürger ist der Faschismus bequem, weil die Schuld an allem immer nur bei den ‹Anderen› zu suchen ist. Ganz egal was, Probleme sind ent­we­der ‹Eliten erfun­den› oder von ande­ren ver­ant­wor­tet, wohl­ge­merkt ande­ren, die weni­ger wert sind als man selbst. Rassistischer, reli­giö­ser oder stan­des­ab­hän­gi­ger Dünkel sind inte­gra­ler Bestandteil faschi­sti­scher Denke.

Die ver­steck­ten Faschisten, die immer wie­der behaup­ten, eigent­lich Demokraten zu sein, ja Demokratie zu ver­tei­di­gen, zei­gen ihre wah­ren Farben jeweils, wenn sie sich zu ande­ren, klar erkenn­ba­ren Faschisten und faschi­sti­schen Staaten äus­sern.

Putins Russland ist ganz klar faschi­stisch: Völkisch ideo­lo­gi­siert, einem Führerkult hul­di­gend, mythi­schen Hass-Narrativen nach­hän­gend, mili­tä­risch aggres­siv nach aus­sen und extrem repres­siv nach innen. Mörderisch, arro­gant, abge­kop­pelt von der Realität, homo­phob, frau­en­feind­lich und von einem grös­sen­wahn­sin­ni­gen Allmachtsanspruch gelei­tet, dem Anspruch, Eurasien von der Küste Portugals bis ins fer­ne Kamtschatka zu domi­nie­ren ist Russland DER Faschostaat der Gegenwart.

Mit dem ver­such­ten Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, des­sen zwei­ten Teil wir seit Februar erle­ben, soll­te wirk­lich jedem letz­ten klar gewor­den sein, dass jedes Opfer, das an und hin­ter der Front die­ses Krieges stirbt, nur von einem Land und des­sen Führung ver­ant­wor­tet wird: Russland unter dem Neo-Zaren Putin.

Wer dies rela­ti­viert, abstrei­tet oder gar der Ukraine, oder den west­li­chen Sanktionen gegen Russland die Schuld an den Toten gibt, ist ein Putin-Apologet. Und Christoph Blocher, Alt-Bundesrat und graue Eminenz der gröss­ten Schweizer Partei, hat dies Ende August in einer Kolumne sei­ner Gratis-Zeitungen getan, die nur als jäm­mer­lich bezeich­net wer­den kann. Er beweint mit Krokodilstränen die jun­gen Russischen Soldaten, wel­che ster­ben, weil sich die Ukraine – auch unter­stützt durch eini­ge von der Schweiz mit­ge­tra­ge­ne Sanktionen – immer noch ver­tei­digt.

Dieses heuch­le­ri­sche Schmierstück, das Blocher geschrie­ben hat, sagt eigent­lich nur eines: Das Recht auf frei­es Leben und Selbstbestimmung ist laut Blocher nur für Schweizer und Russen. Andere Völker sol­len sich faschi­sti­schen Mörderhorden wil­lig erge­ben, um alte Männer in ihren Villen nicht zu stres­sen. Völkermord ist etwas, das zu ertra­gen ist. Vom ange­grif­fe­nen Volk und vom Rest der Welt.

Seine heuch­le­ri­schen Worte zei­gen klar: Christoph Blocher ist in sei­nem Herzen und nun auch in sei­nen Worten faschi­stisch. Seine Anhänger sind Faschisten. Wer sich mit Faschisten gemein macht, muss sich das sagen las­sen. Punkt.

Faschisten gibt es natür­lich nicht nur auf dem Herrliberg und in Russland. Sie sind der­zeit über­all. Trumps Republikaner zei­gen eben­so sol­che Tendenzen, Nordkorea (ein Land, über das von Blocher auch schon begei­ster­te Worte zu hören waren) ist sogar absurd-faschi­stisch. Iran ist reli­gi­ös-poli­tisch faschi­stisch (im Gegensatz zum poli­tisch-reli­giö­sen Russen-Faschismus), die Türkei und auch Ungarn dür­fen durch­aus auch als faschi­sto­id bezeich­net wer­den. Dazu diver­se Parteien: AfD, FPÖ, FN etc… und, wenn die SVP ihrem Doyen nach­fol­gen soll­te, defin­tiv auch sie. Die Anbiederungen die­ser Parteien an den Massenmörder aus dem Kreml ver­stecken sich meist hin­ter sach­po­li­ti­schen Vorwänden, wobei dies der­zeit vor allem die Energiesicherheit ist. Dass die ein­zi­ge Energiesicherheit mit alter­na­ti­ven Quellen Lieferanten und nicht einem Erpresser gefun­den wer­den kann, scheint in die­sen Köpfen kei­ne Rolle zu spie­len. Kein Wunder, geht es doch vor allem durch die unaus­ge­spro­che­ne Sympathie zu einem Diktator.

Doch Blocher ist es zu dan­ken, dass er die­sen Vorwand, die­se Kulisse des Sachlichen weg­ge­wischt, sei­ne Sympathie mit dem Teufel und sei­nen Truppen öffent­lich zu Papier gebracht und sich so end­gül­tig als Rechtsextremer geoutet hat.

Danke Herr Blocher. Und nun, um einen Spruch, den sie sicher in den 1970er-Jahren eini­ge Male für Linke benutzt haben, zu reak­ti­vie­ren: Moskau ein­fach!

 

Bild: https://www.carl-auer.de/magazin/rechte-woerter/faschismus – Blogbeitrag von Andreas von Bernstorff

 

 

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