Über den Tanz

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Von Kristina Soldati – Der Platz des Tanzes in den Medien soll hier beleuch­tet wer­den. Eine Schlüsselfigur des Schweizer Tanzes nahm sich die­ses Thema zu Herzen: Heinz Spoerli.

Ensuite – kul­tur­ma­ga­zin: Herr Spoerli, als Ballettdirektor des Zürcher Opernhauses haben Sie gleich zwei renom­mier­te Preise die­ses Jahr erhal­ten: Den deut­schen Tanzpreis und mit acht Künstlern ande­rer Sparten den Kritikerpreis. Ihrer Companie und der Tanzsparte an Ihrem Haus geht es blen­dend. Dennoch sind Ihre Abschlussworte der letz­ten Dankesrede an eine medi­en­über­sä­te Hörerschaft ein­dring­lich: «Bitte hal­ten Sie dem Tanz – ob modern, klas­sisch oder Tanztheater – die Treue, denn er hat es drin­gend nötig.» Was mein­ten Sie damit?

Heinz Spoerli : Lassen Sie mich erst gene­rell, dann tanz­spe­zi­fisch ant­wor­ten.

Die Presse unter­schätzt gene­rell die Kultur. Nicht erst in der Krisenzeit. Dabei lesen die Menschen, wenn sie die Zeitung in die Hand neh­men, zuerst ein­mal den Feuilleton und den Sportteil. Dann erst Wirtschaft und Politik. Sie wol­len durch­aus kul­tu­rell infor­miert sein und sich eine Meinung bil­den kön­nen. Wenn die Presse am Feuilleton spart, macht sie einen gros­sen
Fehler.

Was den Tanz betrifft, ist die Meinungsbildung in den letz­ten fünf­zig Jahren beschwer­li­cher gewor­den. Früher gab es nur das Ballett und den moder­nen Tanz, was zur Kunst zähl­te. Seitdem ent­stan­den vie­le neue Arten, wie der post­mo­der­ne Tanz, aber auch Breakdance, und es misch­ten sich Formen wie beim Tanztheater oder der heu­ti­gen Performancekunst. Unlängst wur­de gar der asia­ti­sche Kampfsport der Shaolin-Mönche vom Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui ein­ge­baut.

Ist das ein Nachteil?

Für die Berichterstattung schon. Die Diversifikation erfor­dert einen Überblick, will man fun­dier­te Meinungsbildung. Einen Überblick in der zeit­li­chen Spanne, in der Entwicklung des Tanzes, aber auch in der Breite. Welcher Kritiker hat die­sen heu­te noch ?

Warum? Konnten sich die Kritiker nicht mit-ent­wickeln?

Zum einen ist die gegrün­de­te Presseschule sehr jung. Und Tanzkritik ist auch kein Metier mehr. Die Letzten der Zunft haben ihre Posten geräumt. Dem legen­dä­ren Jochen Schmitt der «FAZ» (Frankfurter Allgemeine Zeitung) wur­de vor über zehn Jahren gekün­digt, Lilo Weber ver­lor ihre frü­he­re Stellung bei der «NZZ». Es gibt kei­ne fest ange­stell­ten Tanzkritiker mehr in der Schweiz. Früher hat­te ein Kulturjournalist ein Ressort, heu­te bis zu drei, vier. Zum ande­ren sind es jun­ge Berufsanfänger, die auf dem Feld des Tanzes die jour­na­li­sti­sche Feder spit­zen. Da ist Spezialisierung und Erfahrung ein Fremdwort. Drittens fehlt der Weitblick wegen der loka­len Enge : Die Zeitungen zah­len kei­ne Reisen mehr. Jochen Schmidt hat­te noch ein eige­nes Reisebudget.

Dagegen ist die Tanzkunst sehr mobil. Zumal sie kei­ne Sprachbarrieren kennt. Sie holt sich die Inspiration für ihr Schaffen welt­weit. Als ich in Montreal tanz­te, ging ich mir alle wich­ti­gen Choreografen in New York anschau­en. Das war sehr wich­tig. Der Tanz saugt die Einflüsse in Windeseile auf. Die Presse hinkt da hin­ter­her.

Der gesam­te Kritikerberuf fühlt sich wie eine aus­ster­ben­de Spezies, mein­te der deut­sche Kritikerverband…

Ja, aber auch gan­ze Sparten sind gefähr­det. Wenn ein Haus eine Sparte weg­spart, schnei­det es sich in das eige­ne Fleisch. Das Theater braucht ein viel­fäl­ti­ges Publikum. Wenn es mit der Schliessung ein inter­es­sier­tes Publikum ver­liert, ver­liert es mit die­sem auch poten­ti­el­le Besucher der ande­ren Sparten, die Vielfalt und schlicht Attraktivität.

Und was erwar­ten Sie von einer Tanzkritik mit Qualität?

Ich habe kei­ne Probleme mit den Kritiken. Wenn sie schlecht aus­fal­len, soll­ten sie dies nur gut begrün­den. Für mei­ne Tänzer aber wün­sche ich, dass ihre Leistung gewür­digt wird. Nicht nur das Stück soll­te bespro­chen wer­den, auch die Interpretation. Das ist ins­be­son­de­re für die Entwicklung der Tänzer wich­tig.

Ihre kur­ze Dankesrede wur­de nie gehal­ten. Sie schick­ten sie mit der dar­in ent­hal­te­nen Bitte um Treue an Pro Helvetia, Ihren Hauptsponsor UBS und Davidoff, sowie an man­che Kritiker…

Nachdem acht Preisgekrönte fast drei Stunden rede­ten, unter­liess ich sie.

Und mit Ihnen schwieg der Tanz.

Aufgabe von Kritiken Während vor fünf Jahren den Saisonauftakt des Zürcher Balletts noch zwölf ver­schie­de­ne Kritiker im deutsch­spra­chi­gen Raum kom­men­tier­ten, waren es die­ses Jahr nur­mehr sie­ben. Eine Rezension davon wur­de zumin­dest auf der Online-Seite gleich von fünf Blättern über­nom­men (die­je­ni­ge des «Tagesanzeigers» vom «Berner Oberländer», der «Berner Zeitung», dem «Thuner Tagblatt», der «Thurgauer Zeitung» und, klar, vom «Züritipp»).

Die Einsparungen, Fusionen und Schliessungen von Tageszeitungen kön­nen den Erfolgreichsten nicht viel anha­ben. Die klei­nen Kreativen aber dar­ben. Sie haben die Kritiken als Referenz nötig, wenn sie ihre Projekte bei Finanzierungsgesuchen ein­rei­chen. Man wür­de mei­nen, auch Geldgeber und die öffent­li­che Hand müss­ten an sol­chen Evaluierungen inter­es­siert sein. Auf gewich­ti­ge­ren Gebieten wer­den unab­hän­gi­ge Fachleute mit Gutachten beauf­tragt, bevor Gelder für Projekte locker gemacht wer­den. Ihre Honorare sind maje­stä­tisch. Die von frei­en Zeitungsmitarbeitern für eine Kritik 140 Schweizer Franken.

Bewertung zu lei­sten ist also eine Aufgabe von Kritiken. Vor allem aber sol­len Kritiken laut einer Umfrage unter Lesern infor­mie­ren. Und zwar deskrip­tiv, pla­stisch und nach­voll­zieh­bar. Die Interpretation, in der so man­che schwel­gen, oder Erklärungen, mögen dar­aus her­vor­ge­hen, sei­en aber zweit­ran­gig. Dass die­se Kritik an die Kritiker heu­te so deut­lich for­mu­liert wird, bewei­se laut dem Autoren der Umfrage: Die Mehrzahl der Kritiker gebär­det sich in den Texten eitel, über­heb­lich, aus einer aukt­oria­len Haltung her­aus, befan­gen in einer jahr­hun­der­te­al­ten Tradition von Theaterkritik. Angesichts der mie­sen Note, die die Leser die­ser Berichtsform ertei­len – ist da das Aussterben kei­ne Erlösung? Nein, ergibt die Untersuchung. 72 Prozent wol­len nicht weni­ger und 23 Prozent gar mehr.

Der Autor Vasco Boenisch rät in sei­ner Analyse zur qua­li­ta­ti­ven Umkehr, zu der Hinkehr zur Dienstleistung für den Leser als mün­di­gen Kunden: «Der Kunde will (..) zunächst ein­mal infor­miert wer­den, umfas­send infor­miert wer­den; er will etwas an der Hand genom­men und nicht vor den Kopf gestos­sen wer­den, er will nach­voll­zie­hen kön­nen statt stau­nen müs­sen; er will vom Kritiker ler­nen, nicht ihn anbe­ten; er will ein Bild, kei­nen Stempel.» Plastische Beschreibung, Erklärung und schlüs­si­ge Wertung sind dem­nach die Hauptpfeiler einer fun­dier­ten Kritik. Ferner erwar­ten die Verbraucher auch das Einbetten eines Stückes, sei­nes Schöpfers und der Interpretation in die Theaterlandschaft und eine etwa­ige Tradition. Wie sol­len sie sonst die Relevanz der Kritik ein­ord­nen? Es steht nicht wenig auf dem Spiel: Unsere beschränk­te Speicherkraft und das Budget. «Lohnt es sich, den Namen zu mer­ken? Will ich das näch­ste Mal ein Stück der Companie, des Schöpfers sehen?»

So gewach­se­ne Entscheidungen gene­rie­ren ein mün­di­ge­res Publikum, das weni­ger fru­stiert ist von bösen Überraschungen. Doch wer­den Journalisten unter ver­mehr­tem Zeitdruck und ohne Reisebudget die­sen Service lei­sten? Der genann­te Forscher schmun­zelt über Fälle «rüh­ren­der Selbstausbeutung».

Andere Textformen über den Tanz: Fast Food Ganz im Trend des leich­te­ren Konsums hat manch eine Zeitung ihren Verzehr mit 20 Minuten ange­prie­sen. Zeitungen im Allgemeinen bie­ten ein abwechs­lungs­rei­ches Menu auf ihrer Kulturkarte. Events sind zwei­fel­los das Hauptgericht, im Feuilleton mit Empfehlung gar des Chefkochs ser­viert. Porträts, Interviews und Vorberichte sind «in», weil leicht bekömm­lich. Schwerer im Magen lie­gen da schon die Kritiken. Warum?

Ein bekann­ter ame­ri­ka­ni­scher Tanzkritiker, Edwin Denby, beschrieb es so: «Dance cri­ti­cism has two dif­fe­rent aspects, one is being made drunk for a second by see­ing some­thing hap­pen; the other is expres­sing lucid­ly what you saw when you were drunk.» (Dt.: Tanzkritik hat zwei unter­schied­li­che Aspekte: Einer ist, für einen Augenblick an dem Geschehen, das man sieht, betrun­ken zu wer­den; der zwei­te ist, glas­klar aus­zu­drücken, was du sahst, als du betrun­ken warst.)

Warum nicht den Leser in die­sen Dunst und Durchblick ein­be­zie­hen? Der Leser soll­te auch benom­men sein von der Atmosphäre im ver­spielt anschau­li­chen Text. Dann soll der Leser durch die Federführung nüch­tern nach­voll­zie­hen kön­nen, wie die­se Wirkung des Stückes zustan­de kam. Diese wider­sprüch­li­che Aufgabe macht das Gericht bei der Herstellung zum Slow Food. Die fei­ne Zubereitung («gut geschrie­ben») soll­te den Geniesser das nicht mer­ken las­sen. Doch die Dichte des Geschmacks und hof­fent­lich des Gehalts bleibt beim unan­ge­mes­se­nen Verschlingen halt im Halse stecken…

Ein Leckerbissen Manche Haute Cuisine erhält ihre fünf Sterne. Letztes Jahr ging der Schweizer Greulich-Kulturpreis, der her­aus­ra­gen­de Leistungen im Kulturjournalismus wür­digt, an jeman­den, der das rich­ti­ge Rezept für den Tanz hat: «Mit ihrer Entscheidung für Alexandre Demidoff wür­digt die Jury des­sen bestän­di­ges Engagement für eine moder­ne Vision von Ballett und Tanz und zugleich die sti­li­sti­sche Brillanz des Kritikers von ‹Le Temps›», heisst es auf der Homepage der Stiftung.

Drei Zeitschriften in neun Jahren ver­schwun­den Wenn Kulturredaktionen – und nicht nur sie – zurück­ge­stutzt wer­den, das Feuilleton sich lich­tet, Kulturbeilagen Federn las­sen und sich zu Lifestyle-Magazinen mau­sern wie bei der «NZZ», wer könn­te da gegen­steu­ern?

Sollte die Tanzzunft eine eige­ne Zucht her­vor­brin­gen, um in den Printmedien prä­sent zu sein? Viele Engagierte waren die­ser Meinung und grün­de­ten aus Privatinitiativen her­aus Fachblätter. Das öster­rei­chi­sche «Tanz Affiche» ent­stand so, auch sein Schweizer Pendant «Tanz der Dinge» von Wolfgang Brunner. Doch wenn der Herausgeber ver­schei­det, nimmt er ein Stück Kulturgut mit sich (Einstellung 2006). Da wür­den Tanzblätter in Form von Verbandszeitschriften Menschenleben über­dau­ern, wür­de man mei­nen. Und wenn Verbände fusio­nie­ren, kön­nen sie gar gestärkt her­vor­ge­hen, wie man Ende 2007 den jewei­li­gen Mitgliedern des Verbands der Lehrenden und denen der künst­le­risch Schaffenden ver­kün­de­te. Doch das Gegenteil war der Fall. Das Sprachrohr der Tanzschaffenden der Schweiz, «Tanz/La Danse Suisse», ging bereits im Juni 2000 ein, das Verbandsorgan Tanz & Gymnastik des Lehrerverbands 2007 bei der Vereinigung.


Drei Zeitschriften in neun Jahren ver­schwun­den

Die papier­ne Materialisierung von Tanzbesprechungen stand aber noch lan­ge auf der Tagesordnung des ver­ei­nig­ten Tanzdachverbands. Verhandlungen und Finanzierungspläne folg­ten. Aber kei­ne Zeitschrift.

«Das Ableben der Schweizer Tanzfachzeitschriften muss man in der glo­ba­len Dürre der Presselandschaft ein­ge­bet­tet sehen», meint die Tanzwissenschaftlerin und ehe­ma­li­ge Festival-Coleiterin der Berner Tanztage, Claudia Rosiny. «Schon seit lan­gem lie­fer­te uns der Medienprofessor R. Blum der Universität Bern die Analyse: Der Schweizer Markt ist schlicht zu klein. Wir müs­sen nach Alternativen sin­nen.» Na, dann lag «Dansesuisse» ja gold­rich­tig, als sie 2000 online ging. Ähnlich wie bei der gros­sen Schwester «tanznetz.de» sind hier Biografien, Auszeichnungen, Hintergrundinformationen und Ankündigungen abruf­bar. Verpassen sie vor allem ihren Veranstaltungskalender nicht! Doch wo sind die Kritiken, die bis 2005 geschrie­ben und bis 2008 ein­seh­bar waren? «Zu unse­ren Mitgliedern gehö­ren Choreografen und Interpreten. Es gibt einen Interessenkonflikt, wenn nicht alle und nicht alle gleich gut bespro­chen wer­den», resü­miert Gianni Malfer, Verwalter von DanseSuisse, das Problem.

Das ist aber ein Dolchstoss. Denn schon vor der «Bereinigung» die­ser unge­müt­li­chen Kritiken för­der­te der von Regierung wie Betroffenen aus­ge­klü­gel­te «ProjektTanz» bei sei­ner Aufbahrung vor der Presse den Notstand zu Tage : «Die Berichterstattung über Tanz in den Schweizer Medien nimmt ab. Die ver­schie­de­nen Sparrunden bei Tageszeitungen in den letz­ten Jahren lies­sen auch die Kritiken und Texte über Tanz weni­ger wer­den. Dabei hat gera­de die­se Kunstsparte gros­sen Nachholbedarf an Vermittlung und Reflexion in den Medien.» Im Zuge die­ser Vivisektion der Tanzsparte ent­stand das Netzwerk RESO, das dem auf Herz und Nieren geprüf­ten Patienten post­ope­ra­ti­ves Leben ein­hau­chen soll. Es wacht über das rei­bungs­lo­se Zusammenspiel sei­ner Organe (und den Organspendern Bund, Kantone und Städte). Es wird sich wohl sei­ne Gedanken machen müs­sen ange­sichts des dia­gno­sti­zier­ten Nachholbedarfs in den Medien. Doch sei­ne Strategie ist bis­lang nur punk­tu­ell: Am Tag des Tanzes insze­niert es ein Spektakel, das bunt und breit ist wie die Schweiz, ein Event und will­kom­me­nes Futter für die Medien. Dabei weiss RESO es bes­ser: In sei­ner Bibel zur Kulturvermittlung leuch­tet durch­aus das Gebot gegen den Götzendienst: «Um neben der Entertainmentindustrie mit einem ste­tig wach­sen­den (Über-)Angebot bestehen zu kön­nen, ist es zur Notwendigkeit gewor­den zu ver­mit­teln, wor­in die beson­de­ren Werte der Kunst für den Einzelnen und die Gesellschaft bestehen.» Welches darf das bevor­zug­te Medium der Vermittlung die­ser fro­hen Botschaft sein?

Sprachlose und flüch­ti­ge Kunst Ob über sie ein Wort ver­lo­ren wird oder nicht, das schert die lebens­lu­sti­ge Terpsichore wenig. Sie wird wei­ter froh­lockend ihre flüch­ti­gen Kreise zie­hen. Und wen stör­te es, wenn sie kei­ne Spuren hin­ter­lies­se? Nun, die frisch eta­blier­te Schweizer Tanzwissenschaft. Sie muss ver­flos­se­nem Tanz nach­spü­ren und sei­ner hab­haft wer­den kön­nen. Und zwei­tens die Archive, die das kul­tu­rel­le Gedächtnis der Nation sind. Die Theatersammlung in Bern zeich­net so seit den 80ern die in der Schweiz emp­fang­ba­ren TV-Tanzsendungen auf («Mit Lücken, denn wer von uns hat Zeit, alle Programme durch­zu­schau­en?», meint der Leiter der Dokumentation), die Mediathek Lausanne seit 1993. Die unbe­kann­te­ren Companien, die Fernsehkameras nicht ken­nen, wer­den von der bald öffent­lich zugäng­li­chen Mediathek in Zürich ermun­tert, sich selbst zu doku­men­tie­ren. Der pro­fes­sio­nel­le Rat dazu wird erteilt. Bislang ist der Bestand der Mediathek noch nicht kata­lo­gi­siert. Bei der Finanzierung aus Privat- und Stiftungsgeldern war das bis­lang nicht drin. Die natio­na­le Tragweite der Mission wird der Bund wohl erst 2013 schul­tern. Ab da sind bei­de Mediathek-Standorte Lausanne und Zürich ein­heit­lich kata­lo­gi­siert und die Titel in das uni­ver­si­tä­re Online-Bibliothekssystem IDS laut Plan ein­ge­speist.

Medium TV Und was, wenn sich die flüch­ti­ge Kunst mit der Kamera ein­fan­gen und dem ihm ent­spre­chend­sten Medium, dem beweg­ten Bild des Fernsehens, zufüh­ren lies­se? Wenden wir uns der Fernsehanstalt zu, die Kunst in ihrem Namen trägt. «Arte» hat tat­säch­lich (in Zusammenarbeit mit «NBS» und «BBC») dem Tanz vie­le Jahre lang die beste Sendezeit ein­ge­räumt: Sonntags, 20.15 Uhr. Man mag zwar von gewis­sen ästhe-
tisie­ren­den Akzenten hal­ten was man will, wo der Zoom auf dem Glanz schweiss­ge­ba­de­ter Haut und schwin­gen­dem licht­durch­flu­te­ten Haar war, doch dem Zuschauer wur­de ein Riesendienst erwie­sen. Eine äus­serst gros­se Spannbreite, the­ma­tisch ori­gi­nell grup­piert, wur­de über­schau­bar (25 Minuten) und vor allem: Zuverlässig zur sel­ben Zeit ser­viert. Seit 2007 ist damit Schluss. Am Geld lie­ge es nicht, meint der stell­ver­tre­ten­de Redaktionsleiter Musik/Theater/Tanz bei «Arte». Das sinn­vol­le mass­ge­schnei­der­te Portionieren fällt da eher ins Gewicht. Seit «NBS» und «BBC» ihre Reihe ein­stell­te, stell­te sich «Arte» um: Punktuelle Events wie Festivals sei­en gefrag­ter, heisst es. So ver­ge­hen man­che Monate ohne ein für «Arte» sen­de­wür­di­ges Tanz-Highlight.

Statistiken über Tanz Zwanzig Jahre lang war das gesamt­schwei­ze­ri­sche Kulturverhalten ein blin­der Fleck im Spielraum von kul­tur­po­li­ti­schen Verhandlungen: Es war sta­ti­stisch vom Bundesamt für Statistik nicht erfasst und so zah­len­mäs­sig nicht beleg­bar. In die­sem Sommer leg­te es Daten zum Kulturverhalten der Schweizer Bürger vor. Und sie­he da, sie spei­sen unse­re Argumente mit Zahlen! Die Häufigkeit eines Besuchs von Tanz liegt im Vergleich zu dem von (auch Pop-) Konzerten, Kino und histo­ri­schen Stätten, Museen, Theater und Bibliotheken (in die­ser Reihenfolge) an letz­ter Stelle (Jeder fünf­te schaut sich von Zeit zu Zeit Tanz an). Sobald es aber um die Frage geht, wel­che Aktivität die Bürger öfters aus­üben möch­ten, steht Tanz- und Theaterbesuch weit oben, näm­lich an zwei­ter Stelle. Fast jeder zwei­te möch­te mehr. Da fragt es sich, was ihn denn hin­dert. Bei allen Hinderungsgründen schwim­men Tanz und Theater unauf­fäl­lig im Mittelfeld, beim Hinderungsgrund «Infrastruktur und Logistik» prescht es aber her­vor. Die Aufschlüsselung der Antworten auf die halb offen gestell­ten Fragen ist nicht ganz ein­fach, da Mehrfachnennungen mög­lich waren. Auffällig ist aller­dings, dass die­je­ni­gen, die sich die Mühe gaben, meh­re­re Gründe anzu­ge­ben, zuneh­mend den Bereich Information(smangel)/Angebot her­vor­ho­ben. Andersherum gesagt: Fast die Hälfte speist den Frager schnell mit «kei­ne Zeit» an (für die Realisierung mei­nes Wunsches nach mehr Tanz und Theater). Doch wenn Befragte «in die Tiefe gehen», ist schon fast jeder Dritte mit dem Angebot oder der Information unzu­frie­den.

Und hier könn­te man anset­zen. Informieren, das Angebot eva­lu­ie­ren, gege­ben­falls emp­feh­len und Lust machen – waren das nicht die Aspekte der Tanz- und Theaterkritik?

Bild: Heinz Spoerli, Ballettdirektor Opernhaus Zürich /  Foto: zVg.
ensuite, Oktober 2009

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