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SRF: Themenschwerpunkt Kultur «Max Frisch: Zum 100. Geburtstag eines Unbequemen»

Er zählt zu den ganz gros­sen Namen der Schweizer Kultur im 20. Jahrhundert: Max Frisch. Am 15. Mai 2011 wäre er 100 Jahre alt gewor­den, am 4. April 2011 jähr­te sich aus­ser­dem zum 20. Mal sein Todestag. Aus die­sem Anlass wid­met die Kulturabteilung von Schweizer Radio und Fernsehen Max Frisch einen Themenschwerpunkt. Mit zahl­rei­chen Beiträgen und Hintergrundsendungen in den Radio- und Fernsehprogrammen, mit Hörspielen sowie Spiel- und Dokumentarfilmen wür­digt SRF den gros­sen Schweizer Schriftsteller. Das gan­ze Programm mit zusätz­lich inter­ak­ti­ven Elementen ist auf ww.maxfrisch.srf.ch abruf­bar.

Wenige haben sich so inten­siv wie er mit der Rolle der Schweiz in der Welt aus­ein­an­der­ge­setzt; und weni­ge Schweizer Schriftsteller haben weit über die Grenzen des Landes hin­aus eine sol­che Strahlkraft erreicht wie er. Wenige auch wur­den zu Lebzeiten so kon­tro­vers dis­ku­tiert. 20 Jahre nach Max Frischs Tod hat sein Werk an Aktualität kaum ein­ge­büsst. Vom Montag, 2. Mai, bis Sonntag, 15. Mai wid­met Schweizer Radio und Fernsehen dem unbe­que­men Schriftsteller zwei Themenwochen in den Radio- und Fernsehprogrammen: Was jun­ge Autorinnen und Slampoeten von Max Frisch hal­ten, brin­gen sie «Frisch gesl­amt» aufs Papier – nach­zu­hö­ren vom 2. bis 6. Mai in «DRS2aktuell» und auf DRS Virus. In den ersten Maiwochen star­tet auch eine Hörspielreihe mit Frischs Werken, die auf DRS 1 und DRS 2 aus­ge­strahlt wer­den: «Rip van Winkle», «Herr Biedermann und die Brandstifter», «Em Philipp Hotz sy gross Wuet» oder «Der Graf von Öderland». Highlight die­ser Reihe ist das neu pro­du­zier­te, zwei­tei­li­ge Hörspiel «Montauk», das jeweils am Samstagabend auf DRS 2 zu hören ist. Dieses mei­ster­haf­te Prosastück von 1975 wur­de erst­mals als Hörspiel auf­be­rei­tet und ist eine Koproduktion mit dem SWR. Was Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt wohl im Himmel zusam­men dis­ku­tie­ren, dar­über fan­ta­siert Matto Kämpf in sei­nem Kurzhörspiel «Dichter!! Max und Fritz am Poetry Slam» am Samstag, 7. Mai, in «DRS2aktuell». Der «Kulturplatz» zeigt in den Themenwochen einen Beitrag zu Frischs Fiche sowie zum Siegeszug von Frischs Theaterstück Andorra. «Box Office» fragt nach, war­um Max Frisch so sel­ten ver­filmt wird und stellt den neu pro­du­zier­ten Film «Max Frisch: Zürich-Transit. Das geschei­ter­te Filmprojekt» von Matthias von Gunten vor.

SF 1 zeigt am Sonntag, 8. Mai, Matthias von Guntens ersten Dokumentarfilm «Max Frisch, Citoyen». Der Film taucht ein in die Texte und Reden von Frisch – sekun­diert von berühm­ten Freunden des Schriftstellers. Filmische Umsetzungen von Frischs Werken zeigt SF 1 am Donnerstag, 5. Mai 2011 mit «Homo Faber» (von Volker Schlöndorff) und am Mittwoch, 11. Mai 2011, mit «Biedermann und die Brandstifter» jeweils nach 00.00 Uhr. Mehr über Leben und Denken, Werk und Wirken des streit­ba­ren Schweizers erfährt das Publikum in diver­sen Radio-Hintergrundsendungen: Der Publizist und Schriftsteller Dieter Bachmann berich­tet am 5. Mai in der «Passage2» über sei­ne per­sön­li­chen Erinnerungen an Frisch. «Reflexe» the­ma­ti­siert am 10. Mai das Verhältnis der Westschweiz zum Deutschschweizer Autor. In «Schwiiz und quer» auf DRS 1 dis­ku­tie­ren Gäste über die Aktualität von Frischs Fragebogen, die «Hörbar» stellt die neue­sten Hörbücher vor, und der «WortOrt» begibt sich im Max-Frisch-Archiv auf Spurensuche. Schweizer Radio und Fernsehen öff­net für den Themenschwerpunkt auch sei­ne rei­chen Archive: In der «Passage2» vom 12. Mai kommt Max Frisch sel­ber zu Wort – in Gesprächen, Redeausschnitten und Lesebeispielen. Mit einer Fernsehthemennacht am 13. Mai und einer Radiohörnacht am 14. Mai kann das Publikum schliess­lich wei­te­re, über­ra­schen­de Zeitdokumente wie­der­ent­decken. Den Schlusspunkt der Themenwochen set­zen am 15. Mai – dem 100. Geburtstag von Max Frisch – die «Sternstunden». In einem Gespräch mit dem Frisch-Biografen Julian Schütt und der Schriftstellerin Melinda Nadj Abonji geht Moderator Juri Steiner in der «Sternstunde Philosophie» der Frage «Max Frisch – was nun?» nach. Im Anschluss zeigt die «Sternstunde Kunst» den eigens für den Themenschwerpunkt pro­du­zier­ten Film «Max Frisch: Zürich-Transit. Das geschei­ter­te Filmprojekt» von Matthias von Gunten. Mit raren Aufnahmen und Berichten von Zeitzeugen erzählt von Gunten den Versuch Frischs nach, mit «Zürich-Transit» sei­nen eige­nen Spielfilm zu ver­wirk­li­chen. Ein eige­ner Multimedia-Auftritt run­det das Angebot von SRF ab. Auf www.maxfrisch.srf.ch haben Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, sich mit Max Frisch aus­ein­an­der­zu­set­zen. Sie kön­nen neben Prominenten einen der berühm­ten Fragebögen, die Frisch for­mu­liert hat, aus­fül­len und schau­en, was die ande­ren sagen. Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, in einem Video ihr Verhältnis zu Frisch zu schil­dern und die­se Kurzfilme wer­den dann online gestellt. Schliesslich kann das gesam­te Programmangebot von SRF auf der Website abge­ru­fen wer­den.

Die Sendungen der Themenwochen im Überblick
Vom 4. April bis zum 15. Mai 2011, täg­lich zwi­schen 06.00 und 09.00 Uhr, DRS 2 «Mattinata»: Frisch-Zellen
Max Frisch ist bekannt für sei­ne mar­kan­ten Sätze zur Schweizer Geschichte und Politik, aber auch für unver­gess­li­che Romananfänge wie «Ich bin nicht Stiller» und für wun­der­bar pla­sti­sche Beschreibungen und Vignetten – Ansichten aus Zürich, aus New York oder Rom, hin­reis­sen­de Naturszenerien und klei­ne Porträts. DRS 2 hat beson­ders schö­ne und beson­ders nach­denk­lich stim­men­de Passagen aus Max Frischs Prosawerk her­aus­ge­sucht – und streut sie ins Morgenprogramm ein: Die Frisch-Zellen sind klei­ne Zufallsbegegnungen mit fun­keln­den Hörstücken und Trouvaillen.

Montag, 2. Mai., bis Freitag, 6. Mai 2011, 12.00, DRS 2 und im  ages­pro­gramm von DRS Virus «DRS2aktuell» / DRS Virus: Frisch gesl­amt
Junge Autorinnen und Slampoeten erwei­sen Schriftsteller Max Frisch die Reverenz. Laurin Buser, Nora Gomringer, Renato Kaiser, Lara Stoll und Raphael Urweider las­sen sich von Max Frisch inspi­rie­ren: In kur­zen Slams und Raps spie­len sie frei und frank mit Frischs Worten und Zitaten. Sie zei­gen in der Serie «Frisch gesl­amt» ihre ganz per­sön­li­che Sicht auf den kri­ti­schen Citoyen und gros­sen Schweizer Schriftsteller. Für Ohren- und Augenmenschen sind die Inszenierungen der Slampoeten als Video auf der Website www.maxfrisch.srf.ch und auf www.drsvirus.ch zu sehen. (Zweitsendung: glei­chen­tags, 17.05 Uhr, DRS 2)

Mittwoch, 4. Mai 2011, 20.00 Uhr, DRS 2 «Hörspiel DRS 2»: «Rip van Winkle» von Max Frisch
Ein Fremder ohne Ausweispapiere wird ver­haf­tet. Alles deu­tet dar­auf hin, dass es sich um einen vor Jahren aus der Stadt ver­schwun­de­nen Bildhauer han­delt. Doch der Mann wei­gert sich, einen Namen anzu­neh­men, der ihn wie­der in sein altes Leben zurück­füh­ren muss. Beharrlich kämpft er gegen die Indizien sei­nes frü­he­ren Selbst an, aber die Akten sind stär­ker; die Maschinerie weist ihn auf sei­nen alten Platz zurück. Oskar Werner setzt der Rolle des Fremdlings in der «Hamburger Fassung» des Hörspiels Glanzlichter auf. Musik: Siegfried Franz – Regie: Gert Westphal – Produktion NWDR Hamburg, 1954 – Dauer: 60′28″

Mittwoch, 4. Mai 2011, 22.50 Uhr, SF 1 «Kulturplatz»: Frischs Fiche – wie es Max Frisch ob dem Schnüffelstaat die Sprache ver­schlug
Als uner­müd­li­cher Beobachter und Kritiker in einem durch­aus patrio­ti­schen Sinn äus­ser­te sich Max Frisch zeit­le­bens über sei­ne Heimat. Vielen galt er als poli­ti­sches Vorbild und Vordenker, und sein Werk wur­de mit Auszeichnungen und Preisen über­häuft. Doch die offi­zi­el­le Schweiz trau­te ihm – unge­ach­tet aller Ehrungen – nie so ganz. Als Frisch sei­ne Fiche erhält, das letz­te offi­zi­el­le Dokument der Schweiz über ihn, ver­schlägt es ihm, dem Wortgewaltigen, buch­stäb­lich die Sprache.

Donnerstag, 5. Mai 2011, 22.45 Uhr, SF zwei  «Box Office»: Warum wird Max Frisch so sel­ten ver­filmt?
«Box Office» sen­det einen Beitrag zum Thema: Warum wird Max Frisch so sel­ten ver­filmt? Liegt’s am feh­len­den Mut oder feh­len­den Rechten? Oder sind sei­ne Stoffe schlicht zu lite­ra­risch und intro­spek­tiv? Lässt sich das «Weisse zwi­schen den Worten», das Frisch Werk aus­zeich­net, wie Filmemacher Alexander J. Seiler ein­mal tref­fend beschrieb, par­tout nicht ins Kino trans­por­tie­ren? Die Redaktion fragt dies­be­züg­lich bei Schweizer Regisseuren wie Rolf Lyssy oder Samir nach und stellt Max Frischs glück­lo­se Beziehung zum Medium Film in einer Analyse der star­ken Kino-Präsenz von Friedrich Dürrenmatt gegen­über.

Donnerstag, 5. Mai 2011, 00.20 Uhr, SF 1 Homo Faber (Spielfilm von Volker Schlöndorff, Frankreich/Deutschland 1991)
Als der 50-jäh­ri­ge Ingenieur Walter Faber auf einer sei­ner vie­len Reisen die Bekanntschaft einer schö­nen jun­gen Frau macht, wird er auf schmerz­haf­te Weise an sei­ne Vergangenheit erin­nert. Die Verfilmung sei­nes wohl berühm­te­sten Romans «Homo Faber» durch Volker Schlöndorff hat Max Frisch noch erlebt. Er war davon so ange­tan, dass er dem Regisseur sei­nen gelieb­ten Jaguar schenk­te. SRF zeigt den Film im Rahmen einer Hommage an den gros­sen Schweizer Schriftsteller und Weltbürger Max Frisch, der am 15. Mai 1911 in Zürich gebo­ren wur­de.

Freitag, 6. Mai 2011, 20.00 Uhr, DRS 2 «Passage2»: Max Frisch – Vorbild und Leitfigur? Ein Gespräch mit Dieter Bachmann
Max Frisch war in der Schweiz für vie­le ein rotes Tuch – und für nicht weni­ge eine intel­lek­tu­el­le und künst­le­ri­sche Leitfigur, der man sich mit Respekt näher­te, an der fast kein Weg vor­bei führ­te. Dies gilt beson­ders für die Generation, die auf Frisch folg­te. Zur ihr gehört der Publizist und Schriftsteller Dieter Bachmann, Jahrgang 1940. Von der Uraufführung von «Andorra» im Zürcher Schauspielhaus 1961 bis kurz vor Frischs Tod ist Dieter Bachmann Max Frisch und sei­nem Werk immer wie­der begeg­net. Und 1991 gab er ein «du» zu Max Frisch her­aus, des­sen Entstehung Max Frisch noch mit­be­kam. Im Gespräch mit Barbara Basting geht Dieter Bachmann sei­nen Erinnerungen an Max Frisch nach. (Zweitsendung: Sonntag, 8. Mai 2011, 15.00 Uhr, DRS 2)

Freitag, 6. Mai 2011, 20.00 Uhr, DRS 1 «Hörspiel DRS 1»: «Herr Biedermann und die Brandstifter» von Max Frisch
Es ist ein Klassiker des moder­nen Theaters und ein Welterfolg son­der­glei­chen: Max Frischs Parabelstück vom fahr­läs­si­gen Umgang eines frei­en Bürgers mit den Feinden sei­ner Freiheit. Auf DRS 1 gibt es jetzt ein Wiederhören mit der Urversion des «Biedermann»-Stoffes, die Frisch 1953 für das Radio geschrie­ben hat. Brandstifter gehen um in der Stadt, doch Herrn Biedermann küm­mert das nicht, solan­ge es ihn nicht trifft. Und als es ihn trifft, will er es nicht wahr­ha­ben, sogar als Benzinfässer in sein Haus geschafft wer­den. Angst und Fantasielosigkeit las­sen ihn glau­ben, er wer­de schon ver­schont blei­ben, wenn er nur mit den Brandstiftern pak­tie­re. Schliesslich drückt er ihnen selbst die Streichhölzer in die Hand – als Vertrauensbeweis. Mit: Helmut Winkelmann (Verfasser), Wolfgang Rottsieper (Biedermann), Gertrud Rudolph (Frau Biedermann), Fred Kretzer (Schmitz), Paul Felix Binz (Eisenring), Susi Aeberhard (Anna) Regie: Klaus W. Leonhard – Produktion: SR DRS 1971; Dauer:71‘

Samstag, 7. Mai 2011, 12.00 Uhr, DRS 2 «DRS2aktuell»: «Dichter!! Max und Fritz am Poetry Slam» – Kurzhörspiel von Matto Kämpf
«Jeder war der Schatten des ande­ren», sag­te Max Frisch zu Lebzeiten, im Rückblick über die wech­sel­vol­le Beziehung zum zehn Jahre jün­ge­ren Dürrenmatt. «Das hat uns bei­de ver­dros­sen.» Kommen die bei­den unter­des­sen bes­ser zurecht mit­ein­an­der? Der Berner Autor und Bund-Kolumnist Matto Kämpf («Krimi»,  Rabenvater») wen­det sei­nen (mit­un­ter schwar­zen) Humor an das Dichterpaar auf luf­ti­ger Wolke: Was bewegt sie, wenn sie die heu­ti­ge, akti­ve, so ganz anders klin­gen­de Literaturszene von fer­ne betrach­ten…? Ein Dialog im Himmel. (Zweitsendung: glei­chen­tags, 17.05 Uhr, DRS 2)

Samstag, 7. Mai 2011, 21.00 Uhr, DRS 2 «Hörspiel DRS 2»: «Montauk» nach der gleich­na­mi­gen Erzählung von Max Frisch (Teil 1/2)
Die Erzählung «Montauk» hal­ten vie­le Fachleute für den Höhepunkt von Max Frischs ohne­hin schon mei­ster­haf­ter Prosakunst. In jedem Fall ist die­ses Buch über die Liebe ein radi­kal sub­jek­ti­ves Stück Literatur, das bis in die heu­ti­ge Blogosphäre Massstäbe setzt. SRF prä­sen­tiert nun in Koproduktion mit dem SWR erst­mals eine Hörspielfassung von «Montauk». «Montauk» – das ist die Geschichte des über 60-jäh­ri­gen Schriftstellers Max und der jun­gen Verlagsangestellten Lynn, die sich im Mai 1974 in New York tref­fen. Erzählt wird in prä­zi­sen Momentaufnahmen ihre Affäre, das gemein­sa­me Wochenende mit dem Ausflug an die Nordspitze von Long Island. Gleichzeitig blickt der Autor zurück auf das Leben eines Ehemannes, Liebhabers, noto­ri­schen Fremdgängers: «Ich möch­te wis­sen, was ich, schrei­bend unter Kunstzwang, erfah­re über mein Leben als Mann». In einer ein­zig­ar­ti­gen Collage aus Erinnerungen, Tagebuchauszügen und Selbstreflexionen seziert Frisch sein  Lebens- und Liebesbild. Die Übersetzung ins aku­sti­sche Medium ergänzt die offe­ne Struktur der Vorlage mit Briefen von Uwe Johnson und Marianne Frisch, die sich als direkt Betroffene kri­tisch mit der Frage aus­ein­an­der­set­zen: Wie pri­vat darf eine Veröffentlichung sein? So wird auch für heu­ti­ge Ohren erleb- und über­prüf­bar, was Frisch mit sei­nem pro­gram­ma­tisch­pro­ble­ma­ti­schen Versuch eines «auf­rich­ti­gen» Schreibens im Sinn hat­te. Mit: Ueli Jäggi (Max), Monica Gillette (Lynn), Thomas Sarbacher (Uwe), Susanne-Marie Wrage (Marianne). Weitere Stimmen: Rudolf Kaspar, Päivi Stalder, Geri Dillier, NN, Elisabeth Schnell, Anina Barandun, Isabel Schaerer, Reto Ott Technik: Ueli Karlen, Mirjam Emmenegger – Redaktion und Dramaturgie: Reto Ott, Dagmar Schnürer – Musik: Fritz Hauser Hörspiel-Bearbeitung und Regie: Leonhard Koppelmann – Produktion: SR DRS/SWR 2011
(Teil 2: Samstag, 14. Mai 2011, 21.00 Uhr, DRS 2)

Sonntag, 8. Mai 2011, 23.05 Uhr, SF 1 Max Frisch, Citoyen (Matthias von Gunten, Schweiz 2008)
Der Dokumentarfilm ver­leiht Max Frisch den Titel «Citoyen». Nicht von unge­fähr, der Schweizer Schriftsteller von Weltruf war immer auch ein enga­gier­ter Staatsbürger. Stets hat er Stellung zum aktu­el­len Zeitgeschehen genom­men, sel­ten aber im Sinne der poli­ti­schen Mehrheit. So erstaunt es nicht, dass Frisch schon früh auf  die Liste poten­zi­el­ler Schweizer Staatsfeinde geriet. Bis kurz vor  sei­nem Tod wur­de Frisch minu­ti­ös von den Schweizer Staatsschützern über­wacht, sei­ne Aktivitäten wur­den fichiert. Der Basler Filmemacher Matthias von Gunten lässt sich in sei­ner fil­mi­schen Reise durch Frischs Texte und Reden von berühm­ten Freunden des Schriftstellers sekun­die­ren. So schil­dern Peter Bichsel, Günter Grass, Christa Wolf, Helmut Schmidt oder Henry Kissinger, wie sie Max Frisch erlebt haben. In auf­wen­dig­sten Recherchen fand von Gunten zudem zeit­ge­treue Bilddokumente, die er am Schnittplatz zu eigent­li­chen Erinnerungslandschaften kom­po­niert, ohne dass die­se zu sehr von Frischs ein­drück­li­chen Texten ablen­ken.

Montag, 9. Mai 2011, 14.00 Uhr, DRS 1 «Hörspiel DRS 1»: Em Philipp Hotz sy gros­si Wuet – Dialekthörspiel nach dem gleich­na­mi­gen Schwank von Max Frisch
Das ein­ak­ti­ge Stück um einen Wutbürger, der sich ganz unpo­li­tisch im ehe­li­chen Kleinkrieg auf­reibt, wur­de 1958 gemein­sam mit «Biedermann und die Brandstifter» zur Uraufführung gebracht, qua­si als des­sen Nachspiel. Dem mun­te­ren Schwank blieb aller­dings im Gegensatz zur muster­haf­ten Parabel die Weltgeltung ver­sagt.  Philipp Hotz hat sei­ne Frau Dorli in den Kleiderschrank gesperrt und räumt die Wohnung aus. Er will sich end­lich und end­gül­tig von ihr tren­nen. Da flie­gen die Fetzen, kra­chen die Möbel und kocht die Stimmung. Charles Benoit insze­nier­te die­ses eben­so hand­fe­ste wie komi­sche Ehedrama – das ja ursprüng­lich als Hörspiel kon­zi­piert wor­den war – 1983 für das Radio, in einer Mundartfassung von dama­li­gen Studenten der Theaterwissenschaft in Bern. Mit: Franz Matter (Philipp Hotz), Silvia Jost (Dorli), René Besson (Wilfried), Renate Müller (Clarissa), Hanspeter Otti (Der alte Dienstmann), Peter Freiburghaus (Der jun­ge Dienstmann), Brigitte Bissegger (Jumpfer), Dieter Stoll (Schweizer Zöllner), Pierre Kocher (Französischer Zöllner/Ausrufer), Charles Benoit (Garçon) Regie: Charles Benoit – Produktion: SR DRS 1983; Dauer: 34‘

Dienstag, 10. Mai 2011, 10.00 Uhr, DRS 2 «Reflexe»: Wie ist Max Frisch in der fran­zö­si­schen Schweiz ange­kom­men?
Wie haben die Leserinnen und Leser in der fran­zö­si­schen Schweiz Max Frisch wahr­ge­nom­men? Wie die Kritiker? Wird er in den Gymnasien gele­sen? Weshalb gewinnt man den Eindruck, dass Friedrich Dürrenmatt in der Westschweiz bis zum heu­ti­gen Tag viel prä­sen­ter ist als Max Frisch? Hat er viel­leicht bei wel­schen Autoren Spuren hin­ter­las­sen? Martin Heule spricht dar­über mit dem Westschweizer Literaturkritiker Wilfred Schiltknecht und dem Professor für Neuere deut­sche Literatur an der Universität Lausanne, Peter Utz. (Zweitsendung: glei­chen­tags, 22.00 Uhr, DRS 2)

Dienstag, 10. Mai 2011, 14.05 Uhr, DRS 1 «Schwiiz und quer»: «Was fehlt Ihnen zum Glück?»
Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch woll­te es ganz genau wis­sen. Dies kommt in den elf Fragebogen beson­ders deut­lich zum Ausdruck, die er in sei­nem «Tagebuch 1966–1971» ver­öf­fent­lich­te. Dutzende von Fragen stell­te er, grup­piert nach ver­schie­de­nen Themen. Wie viel Heimat brau­chen Sie? Wofür sind Sie dank­bar? Was ertra­gen Sie nur mit Humor? Die Fragen von Max Frisch sind heu­te so aktu­ell wie damals vor 40 Jahren. Literatur-Redaktorin Anita Richner dis­ku­tiert dar­über mit der Musikerin Erika Stucky und dem Flughafenseelsorger Walter Meier.

Mittwoch, 11. Mai 2011, 14.05 Uhr, DRS 1 «Hörbar»: Hörbücher zu Max Frisch
Pünktlich zu den bei­den Max Frisch Jubiläen erschei­nen auch diver­se Max-Frisch-Hörbücher. Alleine der Schweizer Christoph Merian Verlag war­tet mit zwei neu­en Produktionen auf: «Der Graf von Öderland» als Hörspiel und die Dokumentation «Max Frisch spricht». Aber Max Frisch war schon immer gut doku­men­tiert, und so gibt es ein gros­ses Angebot an Max-Frisch-Hörbüchern, deren Material bis in die 1960er-Jahre zurück­reicht, bis zur Uraufführung von «Andorra» am Schauspielhaus Zürich. Die «Hörbar» stellt alte und neue Max-Frisch-Hörbücher vor.

Mittwoch, 11. Mai 2011, 20.00 Uhr, DRS 2 «Hörspiel DRS 2»: «Der Graf von Öderland» – Dramatische Skizze aus dem «Tagebuch 1946–1949» von Max Frisch
Die Figur des Grafen Öderland mit der Axt in der Hand hat Max Frisch nie ganz los­ge­las­sen. Zum ersten Mal taucht sie in einer dra­ma­ti­schen Skizze in sei­nem ersten Tagebuch auf zum Thema: der Ausbruch aus einem Zivilisationskorsett, in dem die «Seelen ver­sklavt» wer­den. Träger der Handlung ist ein Oberrichter, der – ver­stört durch den Fall eines Mörders ohne Motiv – in den Wald flüch­tet; dort wird er zur qua­si­my­thi­schen Figur des Grafen Öderland, der sich den Weg zur Freiheit mit der blan­ken Axt bahnt: «Herrlich sind wir und frei!» Mit Hanspeter Müller-Drossaart als Erzähler/Max Frisch, Felix von Manteuffel als Graf von Öderland und vie­len ande­ren – Komposition: Alfred Zimmerlin – Radiofassung und Regie: Stephan Heilmann – Produktion Schweizer Radio und Fernsehen, 2003 – Dauer: 67′30″

Mittwoch, 11. Mai 2011, 22.55 Uhr, SF 1 «Kulturplatz»: Andorra und Andri auf immer?
Max Frischs Stück Andorra sorgt bis heu­te für aus­ver­kauf­te Theaterhäuser. Ein erstaun­li­cher Erfolg, obwohl die Geschichte nach­wie­vor aktu­ell und stark ist. Doch die arg mora­lin­saure Form des Lehrstücks, in der Max Frisch sie erzählt, wirkt heu­te völ­lig über­holt. «Kulturplatz» geht der Frage nach, wie­so das Stück die Zuschauer trotz­dem in Scharen anzieht.

Mittwoch, 11. Mai 2011, 00.05 Uhr, SF 1 Biedermann und die Brandstifter
Max Frischs berühm­tes Theaterstück «Biedermann und die Brandstifter» – in einer Fernsehumsetzung, für die Frisch 1966 eigens eine neue Fassung des Dramas schrieb. Max Frisch lässt in die­ser Fernsehumsetzung sei­ne Hauptfigur, Herrn Biedermann, in einem Interview Stellung neh­men, was gesche­hen ist. Die Geschichte – erzählt er – beginnt damit, dass Brandstifter in der Stadt umge­hen. Solange es ihn selbst nicht trifft, bleibt Herr Biedermann gelas­sen. Nicht ein­mal, als sich zwei Hausierer auf sei­nem Dachboden ein­ni­sten und unbe­küm­mert Benzinfässer in den Dachboden hin­auf schaf­fen, will Herr Biedermann die Realität wahr­ha­ben. Ein  noto­ri­scher Idylliker ist er, die­ser Biedermann. Angst und Fantasielosigkeit las­sen ihn glau­ben, er wer­de schon ver­schont blei­ben, wenn er nur mit den Brandstiftern pak­tie­re. Seine Naivität gip­felt in der Szene, in der er den Brandstiftern als Vertrauensbeweis gar noch die Streichhölzer gibt,  um die sie ihn gebe­ten haben, und das Schicksal sei­nen Lauf nimmt.

Donnerstag, 12. Mai 2011, 14.05 Uhr, DRS 1 «WortOrt»: Besuch im Radio-Archiv
Das Archiv von Schweizer Radio DRS birgt vie­le Schätze. Auch vie­le Aufnahmen von Max Frisch: Theaterstücke, Hörspiele, Lesungen, aber auch Reden und Gespräche. Manche die­ser Aufnahmen sind heu­te rich­ti­ge Trouvaillen, wie eine aus dem Jahr 1970, die Max Frisch im Gespräch mit dem jun­gen Peter Bichsel zeigt. Literaturredaktor Hans Ulrich Probst, sel­ber oft Gesprächspartner von Max Frisch, führt durchs Radio-Archiv und erzählt von den Hintergründen der Max Frisch-Aufnahmen.

Donnerstag, 12. Mai 2011, 22.45 Uhr, SF zwei «Box Office»: Matthias von Guntens neu­es Filmprojekt über Max Frisch
In einem Beitrag zur Dokumentation «Max Frisch: Zürich-Transit. Das geschei­ter­te Filmprojekt» stellt «Box Office» Matthias von Guntens neu­es Filmprojekt vor. Die Dreharbeiten zu Frischs ehr­gei­zi­gem Versuch, einen Spielfilm zu ver­wirk­li­chen, muss­ten zwei Mal nach weni­gen Drehtagen abge­bro­chen wer­den, weil gleich zwei Regisseure nach kur­zer Zeit schwer erkrank­ten. Mit einem Verlust von meh­re­ren hun­dert­tau­send Franken wur­de das Projekt begra­ben, die gedreh­ten Szenen ver­schwan­den in einem Archiv. Mehr Ertrag bei deut­lich weni­ger Aufwand erziel­ten die Teilnehmer unse­res Zuschauer-Wettbewerbs. Ihre 100-Sekunden-Filme zum Thema Max Frisch sind auf www.frischfilm.ch zu sehen. Den besten Wettbewerbs-Beitrag zei­gen wir in unse­rer Sendung.

Freitag, 13. Mai 2011, 20.00 Uhr, DRS 2 «Passage2»: 100 Jahre Max Frisch – der Autor im Originalton
Viel ist seit Anfang die­ses Frisch-Jahres, in dem innert sechs Wochen 20. Todestag und 100. Geburtstag des bedeu­ten­den Schweizer Schriftstellers began­gen wer­den, über Max Frisch gesagt und geschrie­ben wor­den. In der «Passage2» kommt nun aus­schliess­lich der Autor selbst zu Wort – in Gesprächen, Redeausschnitten und Lesebeispielen aus sei­nen Texten aus allen Jahrzehnten sei­nes Schaffens. Redaktion die­ser für Frisch-Kenner und ‑Nicht-Kenner kon­zi­pier­ten Collage: Hans Ulrich Probst (Zweitsendung: Sonntag, 15. Mai 2011, 15.00 Uhr, DRS 2)

Freitag, 13. Mai 2011, ab 00.10 Uhr, SF 1 Themennacht Max Frisch
Max Frisch hat im Fernseharchiv zahl­rei­che Spuren hin­ter­las­sen, auch wenn sei­ne eige­nen fil­mi­schen Pläne geschei­tert sind. Er stand für Interviews und Gespräche zur Verfügung, und als öffent­li­che Person wur­de er schon früh und bis kurz vor sei­nem Tod von den Kameras beglei­tet. In unse­rer Filmnacht zei­gen wir Trouvaillen aus unse­rem Archiv, in denen das Publikum Max Frisch und sei­ne Persönlichkeit erle­ben kann. Legendäre Gespräche wie jenes mit Bundesrat Kurt Furgler oder Aufführungen sei­ner Stücke wie «Andorra» fin­den sich eben­so dar­un­ter wie fil­mi­sche Porträts.

00.10 Uhr: Ein Besuch bei Max Frisch von Corinne Pulver (1961)
00.50 Uhr: Unter uns gesagt – Kurt Furgler und Max Frisch (1978)
01.50 Uhr: Telebühne: «Andorra» (1980)
05.10 Uhr: Max Frisch: Beruf Schriftsteller (1986)

Samstag, 14. Mai 2011, 21.00 Uhr, DRS 2 «Hörspiel DRS 2»: «Montauk» nach der gleich­na­mi­gen Erzählung von Max Frisch (Teil 2/2)
«Montauk» – das ist die Geschichte des über 60-jäh­ri­gen Schriftstellers Max und der jun­gen Verlagsangestellten Lynn, die sich im Mai 1974 in New York tref­fen. Erzählt wird in prä­zi­sen Momentaufnahmen ihre Affäre, das gemein­sa­me Wochenende mit dem Ausflug an die Nordspitze von Long Island. Gleichzeitig blickt der Autor zurück auf das Leben eines Ehemannes, Liebhabers, noto­ri­schen Fremdgängers: «Ich möch­te wis­sen, was ich, schrei­bend unter Kunstzwang, erfah­re über mein Leben als Mann». In einer ein­zig­ar­ti­gen Collage aus Erinnerungen, Tagebuchauszügen und Selbstreflexionen seziert Frisch sein Lebens- und Liebesbild. Die Übersetzung ins aku­sti­sche Medium ergänzt die offe­ne Struktur der Vorlage mit Briefen von Uwe Johnson und Marianne Frisch, die sich als direkt Betroffene kri­tisch mit der Frage aus­ein­an­der­set­zen: Wie pri­vat darf eine Veröffentlichung sein? So wird auch für heu­ti­ge Ohren erleb- und über­prüf­bar, was Frisch mit sei­nem pro­gram­ma­tisch­pro­ble­ma­ti­schen Versuch eines «auf­rich­ti­gen» Schreibens im Sinn hat­te.

Samstag, 14. Mai 2011, 23.00–02.30 Uhr, DRS 2 Radiohörnacht «Frisch gehört!»
Das Archiv von Schweizer Radio DRS birgt umfas­sen­de Bestände zu Max Frisch; sie rei­chen von frü­hen Lesungen aus dem Jahr 1937, die inzwi­schen muse­ums­reif sind, bis zu sei­nen ful­mi­nan­ten Reden weni­ge Jahre vor sei­nem Tod. DRS 2 hat die­se Bestände gesich­tet und ein attrak­ti­ves Hörprogramm zusam­men­ge­stellt. Max Frisch 1964 im Gespräch mit den dama­li­gen Starkritikern Hans Mayer und Marcel Reich-Ranicki; Max Frisch, der aus sei­nen Tagebüchern liest, Max Frisch im Gespräch mit Schülern über «Wilhelm Tell für die Schule»; Max Frisch in einer Lesefassung des Theaterstücks «Zürich-Transit»; Max Frisch mit wich­ti­gen Reden wie jener über die «Schweiz als Heimat» zur Verleihung des Schillerpreises oder über das Ende der Aufklärung 1986 in Solothurn – ein Querschnitt, der vie­le Facetten sei­nes Werks und vor allem aber sei­ne Stimme und den ein­zig­ar­ti­gen Duktus sei­ner Sprache hör­bar macht.

Sonntag, 15. Mai 2011, 11.00 Uhr, SF 1 «Sternstunde Philosophie»: Max Frisch – was nun?
Vor 100 Jahren gebo­ren, vor 20 Jahren gestor­ben – Max Frisch gehört zum Kanon der deut­schen Literatur und wird zum Klassiker. Doch wohin geht die Reise sei­nes Werks aus­ser­halb der Germanistik? Wie liest und spürt ihn eine Generation, die den Aktivdienst nicht gekannt hat und für die das Frauenstimmrecht Selbstverständlichkeit ist? Wie sehr erken­nen wir uns wie­der in Frischs Bestreben nach Ehrlichkeit, sei­nem Bestehen auf Veränderung und sei­ner per­ma­nen­ten Flucht vor Gleichmass, Sesshaftigkeit und Gewohnheit? Was kön­nen wir anfan­gen mit sei­ner Betroffenheit, der lebens­lan­gen Auseinandersetzung mit den Themen Biografie, Liebe, Militär und dem Leiden an der Schweiz der Nachkriegszeit. Was sagen wir zu sei­nen Kämpfen mit den Mythen einer Heimat, die – wie er sag­te – kein Ziel mehr habe, weil sie am Ziel sei? Frischs Bücher und Theaterstücke wer­den nicht nur im Jubiläumsjahr gele­sen und gespielt. Das Abenteuer, Frisch immer wie­der neu zu erkun­den, wirkt intakt, sein Fragebogen zielt bis heu­te auf unse­ren Kern, und «Montauk» von 1975 liest sich so, als habe das berühm­te Wochenende auf Long Island eben erst statt­ge­fun­den. Julian Schütt, einer der besten Kenner von Leben und Werk des Schriftstellers und Autor von «Max Frisch. Biografie eines Aufstiegs» (2011) dis­ku­tiert zusam­men mit der Schriftstellerin Melinda Nadj Abonji und dem Moderator Juri Steiner über den Schweizer Weltautor, der in sei­ne Kunst und Zeit ver­wickelt war und über den man bis heu­te ger­ne strei­tet.

Sonntag, 15. Mai 2011, 12.00 Uhr, SF 1 «Sternstunde Kunst»: Max Frisch: Zürich-Transit. Das geschei­ter­te Filmprojekt – Eine doku­men­ta­ri­sche Nacherzählung von Matthias von Gunten
1965 began­nen in Zürich die Dreharbeiten zu Max Frischs soge­nann­ter Filmskizze «Zürich-Transit»: ein Mann ent­deckt, dass er irr­tüm­lich für tot gehal­ten wird, doch statt sei­ner Frau und sei­nen Angehörigen mit­zu­tei­len, dass er noch lebt, ent­schliesst er sich, die Situation aus­zu­nüt­zen und ein neu­es Leben zu begin­nen. Die Dreharbeiten zu Frischs ehr­gei­zi­gem Versuch, einen Spielfilm zu ver­wirk­li­chen, muss­ten zwei Mal nach weni­gen Drehtagen abge­bro­chen wer­den, weil sowohl der erste Regisseur Erwin Leiser als auch der zwei­te, Bernhard Wicki, nach kur­zer Zeit schwer erkrank­ten. Mit einem Verlust von meh­re­ren hun­dert­tau­send Franken wur­de das Projekt begra­ben, die gedreh­ten Szenen ver­schwan­den in einem Archiv. Nun wer­den gewich­ti­ge Teile die­ser Aufnahmen zugäng­lich gemacht. Auch eine sze­ni­sche Lesung des Autors zum glei­chen Werk vor Publikum in Berlin darf neu ent­deckt wer­den. Aus bei­dem, sowie mit den Beiträgen von Zeitzeugen hat Matthias von Gunten die Geschichte jenes Unterfangens nach­er­zählt, das Max Frisch ein­mal mehr im Banne sei­nes Grundthemas zeigt: der Frage nach der eige­nen Identität.