Schloss Thun: Wichtige Zeugnisse der ber­ni­schen Bildhauerkunst sind zurück

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Die histo­ri­schen Wappensteine vom Scherzligtor und vom alten Schloss Schadau sind zurück im Thuner Schlosshof. Die bei­den beträcht­lich beschä­dig­ten Reliefs aus dem 16. und 17. Jahrhundert wur­den in den ver­gan­ge­nen Jahren vom Schlossmuseum und der kan­to­na­len Denkmalpflege sorg­fäl­tig restau­riert.

Die bei­den Wappensteine waren jahr­zehn­te­lang auf ungün­sti­ge Weise im Schlosshof Thun auf­ge­stellt. Dadurch wur­den sie beschä­digt. 1997 schrit­ten Museum und Denkmalpflege ein und brach­ten die Kunstwerke ins Restaurierungsatelier. Der Steinrestaurator und Bildhauer Urs Bridevaux ver­fe­stig­te den Sandstein, kleb­te Risse und ergänz­te abge­wit­ter­te Teile. Restaurator Michael Fischer leg­te die ursprüng­li­che far­bi­ge Fassung frei und retou­chier­te sie zurück­hal­tend. Dank die­sen Massnahmen sind die bedeu­ten­den Zeugnisse der Thuner Geschichte nun wie­der in sehr gutem Zustand und zurück im Thuner Schlosshof.

Der Wappenstein vom Scherzligtor
Das Scherzligtor, das Stadttor Thuns gegen die äus­se­re Aare, wur­de 1537 durch die Stadt Thun voll­stän­dig erneu­ert. Wie damals üblich stif­te­te Bern sei­ner Untertanenstadt zum Neubau ein ber­ni­sches Staatswappen in Form eines Sandsteinreliefs. 1851 wur­de das Stadttor beim Bau einer neu­en Brücke abge­bro­chen. Der Wappenstein vom Scherzligtor geriet zuerst in Privatbesitz ehe er 1888 ins Thuner Museum gelang­te. Auf dem Relief sind zwei Bernerwappen über dem Thunerwappen zu erken­nen. Diese stel­len klar, dass Bern die Oberherrschaft über die Stadt aus­üb­te. Der Doppeladler dar­über ist das Wappen des deut­schen Reiches, dem Bern for­mell bis 1648 ange­hör­te. Dank einem Eintrag in den Stadtrechnungen von Bern weiss man, dass der dama­li­ge Münsterwerkmeister Peter Kleinmann das Wappen geschaf­fen hat. Es ist damit ein Zeugnis der spät­go­ti­schen Bildhauerei aus der Münsterbauhütte.

Der Wappenstein vom alten Schloss Schadau
Das heu­te bestehen­de Schloss Schadau stammt aus dem mitt­le­ren 19. Jahrhundert. Es ersetz­te ein Herrschaftsschloss des 17. Jahrhunderts, von dem nur die jetzt restau­rier­te Wappentafel erhal­ten geblie­ben ist. Diese stammt von Anthoni Thierstein, der sie als knapp 30-Jähriger schuf und ab 1643 Münsterarchitekt war. Die Wappentafel kam beim Abbruch um 1852 ins neue Schloss und wur­de 1928 von der Gemeinde Thun dem Schlossmuseum über­ge­ben. Auf dem Relief sind die Wappen des Schlossherrs der Schadau, Franz Ludwig von Erlach und sei­ner zwei­te Gattin Johanna von Graffenried abge­bil­det. Die Jahrzahl 1638 steht nicht nur für die Entstehungszeit des Reliefs, son­dern auch für den Abschluss des Schlossbaus. Franz Ludwig von Erlach (1575 – 1651) stamm­te aus einem alten Stadtberner Geschlecht. Von 1629 bis zu sei­nem Tode 1651 war er Schultheiss von Bern. Er war aber auch ein begei­ster­ter Bauherr. So gestal­te­te er das Schloss Spiez zu einer reprä­sen­ta­ti­ven Residenz um, stat­te­te sie 1614 mit dem damals modern­sten Saal aus, bau­te das Schloss Bümpliz um und schuf das erste Schloss Schadau. Mit 19 Jahren hei­ra­te­te er die 14-jäh­ri­ge Salome Steiger. Nach deren Tod ehe­lich­te er 1613 die Johanna von Graffenried, die ihn um 20 Jahre über­leb­te. Mit Salome hat­te er neun, mit Johanna 26 Kinder.

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