Sandmännchen

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Von Lukas Vogelsang – Also, unter einem Sandmann stellt man sich etwas ande­res vor. Und als erstes scheint das Thema nicht inter­es­sant: Sandmann. Das ist was für Kinder. Süsse Träume und so. Vor allem irgend­wie fried­li­cher. Der Sandmann ist doch kein Versagertyp… oder? Oder Albträumer. In die­sem Film wer­den wir des bes­se­ren belehrt – und erst noch lustig. Peter Luisi ist ver­ant­wort­lich für Drehbuch und Regie und hat einen herr­lich schnei­di­gen Schweizerfilm geschaf­fen. Eine rich­ti­ge Sommerüberraschung.

Also, da ist ein ver­gam­mel­ter Philatelist, der lie­ber Dirigent gewor­den wäre, über einem Café wohnt, in wel­chem die Besitzerin nachts mit ihrem «Ein-Frau-Orchester» sei­nen Schlaf raubt. Und er ist fies und gemein und ein Albtraum. Und er ver­liert Sand. Ja, ganz ein­fach. Haben Sie das noch nie gese­hen? Ein Mensch wacht eines Tages auf und im Bett ist alles voll Sand. Es rie­selt ein­fach aus ihm raus. Der Psychiater ist wenig­stens ehr­lich. Er meint es sei eine span­nen­de Metapher. Und Benno, unser Sandmann, wan­kelt, wie ein Sandmann eben, durch die Gegend und läuft lang­sam aus. Er ver­liert an Gewicht, einen Arm, lang­sam den Verstand… und die Glaubwürdigkeit.

Die Geschichte ist ein wun­der­ba­res sur­rea­les Märchen. Das genia­le Drehbuch macht den Film gran­di­os. Die Geschichte spinnt sich in wit­zi­ger Einfachheit, hirn­ris­sig. Nichts wird ernst genom­men und genau damit wird der Film zu einem ernst­zu­neh­men­den Schweizer Film seit den «Schweizermachern». Irgendwie komisch, aber es passt. Die mei­sten Schauspieler über­zeu­gen durch ihre natür­li­che Spielweise. Auch Irene Brügger, die zuvor noch nie in einem Film gespielt habe. Die Dialoge sind gut, da ist Fluss und Dynamik. Von einem Schweizer Film ist man sich sowas nicht gewohnt.

Allem vor­an aber steht: Der Humor! Die Geschichte ist so skur­ril und lustig und per­fekt umge­setzt. Die Einfälle sind noch über­ra­schen­der, als die Idee vom Sandmann an sich. Und der Schluss? Oh, das über­las­sen wir dem Sandmann. Dann träu­men wir gut.
Der Film läuft offi­zi­ell ab dem 25. August in den Kinos.

Foto: zVg.
ensuite, August 2011

 

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