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Res Balzli: «Tinou»

Von Lukas Vogelsang - Nach dem berüh­ren­den Dokumentarfilm «Bouton», wel­cher die krebs­er­krank­te Schauspielerin Johana Bory bis zum Tod beglei­te­te, kommt mit «Tinou» der erste Spielfilm von Res Balzli in die Kinos. Mutig und erfin­de­risch pana­schiert er Sprachen, Farben und schwarz­weiss, Länder, Traum und Realität. Aus einer Penner- und Säuferrealität wird eine Traumreise – doch schwingt da wesent­lich mehr mit, als es der erste Anschein ver­mu­ten lässt. Der Grund ist viel­leicht im Ursprünglichen Drehbuch von Johannes Flütsch zu fin­den, das vie­le Erlebnisberichte ent­hält. Res Balzli hat es dann über­ar­bei­tet. Johannes Flütsch erleb­te nur noch die Nachricht, dass der Film umge­setzt wird – er sel­ber starb 2014.

Entstanden ist ein klei­nes Berner-Film-Feuerwerk mit vie­len Personen und Spielorten aus der Hauptstadt. Kleine absur­de Details, poe­ti­sche Verrücktheiten, fri­sche Ideen und wun­der­ba­re SchauspielerInnen. Darunter bekann­te Gesichter: Roger Jendly, Gilles Tschudi, Sabine Timoteo, Amélie Chérubin-Soulières, Julien Schmutz, Max Rüdlinger, Kay Kysela, Ursula Stäubli, Yves Progin, Pat Noser. Besonders Roger Jendly glänzt in sei­ner Rolle als Tinou – das passt per­fekt. «Tinou» ist der hal­lu­zi­na­ti­ve Trip eines altern­den Alkis mit zer­rüt­te­ter Leber, der sich ein wil­de­ro­ti­sches Afrikaabenteuer erträumt – oder so ähn­lich. Ein Schwank von einem Film, der aber mit sat­ten, sur­rea­len Bildern in unse­rer Erinnerung hän­gen bleibt. Und es ist ein Höhenflug gewor­den. Ob mit oder ohne Tod als Begleitung.

«Tinou», Schweiz 2016, Regie: res Balzli, Länge 93 Minuten. Seit dem 21. April in den Kinos.