Von Sandro Wiedmer – Gleich zwei sehenswerte Rachethriller sind zur Zeit im Kino zu sehen: «Out of the Furnace» von Scott Cooper, mit Christian Bale, Casey Affleck, Woody Harrelson, Zoe Saldana, Sam Shepard, Willem Dafoe und Forest Whitaker hervorragend besetzt, erzählt eine im trostlosen Hinterland Pennsylvanias, von wo sich der «American Dream» längst verabschiedet hat angesiedelte, ebenso trostlose Geschichte um zwei ungleiche Brüder mit einer innigen Verbindung, deren einer nach drei Irak-Einsätzen als psychisches Wrack in die Heimat zurückkehrt und sein Leben nicht mehr in den Griff bekommt, während sein älterer Bruder im Stahlwerk schuftet, in dem schon ihr Vater seine Gesundheit kaputt gemacht hat, und das bald geschlossen werden soll, weil seine Erzeugnisse der Konkurrenz aus China nicht standhalten können. Deprimierend, realistisch und hervorragend gespielt: Sozialer Realismus aus Amerika.
«Blue Ruin» von Jeremy Saulnier, mit Macon Blair, Devin Ratray, Amy Hargreaves, Kevin Kolak u.a. ist einer dieser mit kleinem Budget gedrehten Independent Movies aus den Staaten, wie wir sie gerne öfters sehen würden, mit einer Story voller überraschender Wendungen und einer ungewohnten Filmsprache, die mehr über die Bilder als über die Dialoge erzählt, und die Erwartungshaltungen, die unzählige Genre-Stücke in uns geweckt haben, konsequent unterläuft. Ein seltsamer Herumtreiber, dessen Schicksal sich erst allmählich erschliesst, wird an den Ursprung seines Ausstiegs aus der Gesellschaft zurückgeworfen, als der vermeintlich dafür Verantwortliche aus dem Gefängnis entlassen wird. Die Rache des ungeschickten Mörders erfolgt sehr früh im Film, die Konsequenz ist eine blutige Kettenreaktion und nimmt den Rest der Erzählung ein, die einen gewaltigen Sog zu entfalten vermag.
Bild: Filmszene aus «Out of the Furnace», 2013, zVg.
Publiziert: ensuite Nr. 140, August 2014





