Pro Helvetia – Unheil dir Helvetia

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Pro Helvetia bezor­zugt aus­län­di­sche Billiganbieter gegen­über ein­hei­mi­schen Kulturschaffenden.

Ein Kommentar von Suzanne Speich (kleinreport.ch)  Der (schwei­ze­ri­schen) Söhne hat die Kulturstiftung öffent­li­chen Rechts Pro Helvetia, die voll­um­fäng­lich vom Bund, also unse­ren Steuern, finan­ziert wird, längst nicht mehr: Kalt sucht sie, die im Auftrag der Eidgenossenschaft die Aufgabe hat, das künst­le­ri­sche Schaffen in der Schweiz zu för­dern, euro­pa­weit die bil­lig­sten Anbieter für die Umsetzung der von ihr aus­ge­wähl­ten Kunstprojekte – und lässt damit logi­scher­wei­se ein­hei­mi­schen Anbietern kaum mehr Chancen.

So gera­de eben wie­der gesche­hen im Falle des Fotoprojekts Miroslaw Sik, das unser Land an der näch­sten Biennale in Venedig ver­tre­ten soll. Lang und breit wur­de, auch unter beacht­li­chen Kostenaufwendungen, vom erfah­ren­sten Schweizer Kunstfoto-Printer, Ronny Ochsener von Tricolor in Zürich, in Studium des Projektes und Offerterarbeitung inve­stiert – um zuletzt zu erfah­ren, dass man einem bil­li­ge­ren Anbieter aus Deutschland den Vorzug geben wer­de, kei­nem der über die Landesgrenzen hin­aus bekann­ten Top-Anbieter, wie Recherchen des Klein Report erga­ben, son­dern einem unbe­kann­ten jun­gen Team, das mit den Preisen unten rein­haut.

Sandi Paucic, Swiss Arts Council Pro Helvetia für das Project Biennials Visual Arts, erklärt das so: «Auch die öffent­li­che Hand ist gehal­ten, kosten­gün­stig zu pro­du­zie­ren; der freie Marktzugang ist Teil der bila­te­ra­len Verträge zwi­schen der Schweiz und der EU. Deshalb kommt für das Biennale-Team eine Bevorzugung schwei­ze­ri­scher Firmen bei ver­gleich­ba­rer Ausführungsqualität nur infra­ge bei Preisdifferenzen im Bereich von zehn Prozent. Die Biennale-Auftritte, die wir zu ver­ant­wor­ten haben, sind von ihrer Natur her inter­na­tio­nal ange­leg­te Projekte, die sich bezüg­lich Kunstschaffenden und Architekten durch grenz­über­schrei­ten­de Kooperationen und Netzwerke aus­zeich­nen – sei es im künst­le­ri­schen Bereich, sei es bei der tech­nisch-hand­werk­li­chen Ausführung.»

So ist das also. Niemand aus dem Biennale-Team von Deutschland, Frankreich oder Italien wür­de auch nur im Traum dar­an den­ken, den natio­na­len Biennale-Auftritt nicht durch eige­ne Landsleute gestal­ten zu las­sen. Pro Helvetia schert sich einen Deut um ihren Namen und das Schweizerkreuz, das sie im Logo trägt, und machts nicht bes­ser als alle die Neoliberalen, über wel­che gera­de die Kunstszene sonst so ger­ne her­zieht.

 

Dieser Text wur­de am 4.5.2012 auf www.kleinreport.ch publi­ziert.

 

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