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PIXMIX: 6 Min. 40 Sek. Kick fei­ern 50

Von Stanislav Kutac, 4‑facher PIXMIX Teilnehmer: 50x vol­les Haus. 700 Auftritte. 14‘000 Pics. Und immer noch ein Geheimtipp: PIXMIX BERN. Angeregt von der 2003 in Japan ent­stan­de­nen «Pecha Kucha» Präsentationsform haben Jacqueline Paglialonga und ihr Partner Christian Hosmann 2005 in der Berner Dampfzentrale das PIXMIX initi­iert. 20 Menschen zei­gen je 20 Bilder im 20 Sekunden-Takt.

Im Gegensatz zum Ursprung des Pecha Kucha ist beim PIXMIX die Themenwahl voll­kom­men frei. Zur Erinnerung an den Ursprung hält Jacqueline die Pecha Kucha-Fahne mir ihren Beiträgen sowohl the­ma­tisch wie for­mal hoch – Pecha Kucha heisst näm­lich wört­lich über­setzt: viel Geplapper in kur­zer Zeit, und zwar über Architektur.

Von all dem hat­te ich kei­ne Ahnung, als ich zum ersten Mal die Bühne betrat. Ich wuss­te nur, dass mein Herz schlug wie blöd, und dass ich doch gefäl­ligst was zu sagen hät­te zu den Bildern, die da pro­ji­ziert wur­den. Weil ich schon vor­her ahn­te, was in mir abge­hen könn­te, hat­te ich die ersten Sätze mei­ner Ausführungen aus­wen­dig gelernt. Ich hat­te sie mir rich­tig gehend ein­ge­bläut, damit das Ganze irgend­ei­nen Sinn ergab, falls mir die Sinne schwin­den soll­ten. «Nein, die Menschen haben nichts bezahlt, und sie erwar­ten auch nichts Bestimmtes von dir. Also bleib ganz ruhig», sag­te ich zu mir, wäh­rend ich da vor­ne stand oder sass und mich an mei­nem Notizblatt fest hielt. Um ehr­lich zu sein, viel mit­ge­kriegt habe ich ohne­hin nicht von den 6 Minuten und 40 Sekunden Performance da oben im Rampenlicht. Aber kaum hat­te ich mich all­mäh­lich akkli­ma­ti­siert und gar begon­nen, die ent­ge­gen­ge­brach­te Aufmerksamkeit zu genies­sen, war der Spuk auch schon vor­bei. 6 Minuten und 40 Sekunden kön­nen end­los lang, aber auch ver­dammt kurz sein.

Man muss sich das ein­fach ver­ge­gen­wär­ti­gen. Da gibt es eine Plattform, wo du vor einem grös­se­ren Publikum auf­tre­ten kannst, unju­riert und kosten­los zei­gen und sagen darfst, was dir am Herzen liegt. Du musst dich nur per Webseite anmel­den und hof­fen, dass du eine Benachrichtigung kriegst. Ansonsten gehst du ein­fach hin mit dei­nem Stick und gibst dich frei­wil­lig dem Chaos hin. Ehrenamtlich und unent­gelt­lich orga­ni­siert das PIXMIX Team (Jacqueline Paglialonga, Karin Scheidegger, Nadia Schweizer, Alex Heini, René Stalder, Hynek Bures, Wolfgang Schärrer) dann dei­ne Show. Wo gibt es denn so etwas, und das nur ein paar hun­dert Meter von mei­nem Wohnort ent­fernt. Dennoch hat es glatt 5 Jahre gebraucht, bis ich über­haupt begrif­fen habe, was da abgeht und wie es funk­tio­niert. Soviel zur Wirksamkeit von Werbung. Deshalb noch ein­mal:

PIXMIX ist eine genia­le Plattform dich und dei­ne Anliegen – wha­te­ver it is – vor einem wohl­wol­len­den Publikum, so Gott will, zu prä­sen­tie­ren. Alles was es braucht ist dein Mut und dei­ne Bereitschaft den Hintern zu lup­fen und dich in Bewegung zu set­zen. Zu zei­gen, was du zu zei­gen hast oder zu zei­gen, was du kannst, was du mit­zu­tei­len hast, oder ein­fach nur um zu spü­ren, wie es ist vor­ne zu ste­hen, oder wie du ankommst. Und noch etwas: Lampenfieber und Unsicherheit gehö­ren ein­fach dazu. Und noch etwas: Ist der Ruf erst rui­niert, lebt es sich gänz­lich unge­niert (muss nicht soweit kom­men). Und noch etwas: PIXMIX lebt von dir!

Foto: dito.
ensuite, Oktober 2011