(Anna Kräuchi) – Zum zehnten Mal erstrahlte Bern in den letzten fünf Tagen im pinken Shnit-tenue. 64 Kurzfilme flimmerten im internationalen Wettbewerb über die Leinwand, 25’000 Besucher drückten sich in Bern in den gemütlichen, pinken Kinosesseln oder auf den harten Kirchenbänken, 45’000 weltweit. Ein neuer Rekord, mit dem die Festivalsleitung aber auch kalkuliert hat. Nach zehn Jahren hat das Festival die Kinderstube endgültig verlassen, ein Schritt der auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Fünf Mal wurde „The flaming faun“ die goldene Shnit ‑Trophäe dotiert mit je 20’000 Franken für die Gewinnerfilme der verschiedenen Kategorien vergeben. Ebenfalls neu waren die Standorte Heiliggeistkirche, Französische Kirche und das Theater am Käfigturm, welche die altbekannten Lokalitäten Progr, Kornhausforum und City 2 entlasteten und überfüllte Säle verhindern konnten.
Am Sonntagabend wurden in der festlichen Kulisse des Stadttheaters Bern die Gewinnerfilme gekürt. Dominierend waren Filme mit politischem, starkem Inhalt wie der Film in der neuen Kategorie „up to 40 Minutes“. „Aquel no era yo“ des Spaniers Esteban Crespo erzählt in starken Bildern die tragische Geschichte des afrikanischen Kindersoldaten Kaney. Auch im kürzeren Film der Kategorie „up to 20 Minutes“ siegten kindlicher Mut und Freundschaft unter schwersten Bedingungen. Nach einer wahren Begebenheit zeigt „The Sweatshop“ von Chin Tangsakulsathaporn aus den USA die Geschichte von Lee und Mimi, zwei Kindern, die als Näher in einem illegalen Betrieb arbeiten, immer in der Angst verkauft zu werden. Weniger schwer ist „Anacos“ von Xacio R. Banos, der in der Kategorie „up to 10 Minutes“ das Rennen gemacht hat. Innovativ umgesetzt und berührend erzählt er das Leben einer Mutter. Im nationalen Wettbewerb Swissmade überzeugte „Einspruch VI“ von Rolando Colla, der einen Einblick in die Asylpraxis aus der Sicht eines abgewiesenen Asylbewerbers zeigt.
Ausserhalb der Wettbewerbe bekam man in den Spezialblöcken eine breite Palette ausgewählter Kurzfilme zu sehen. Und was den Filmen, bedingt durch ihre Form, an Komplexität fehlte, machten sie durch klare Statements wett: skurril, schockieren, bewegend. Und wie Stadtpräsident Alexander Tschäppät an der Eröffnungsfeier letzten Mittwoch sagte: findet man an einem Film keinen Gefallen, dauert er wenigstens nur kurz. So konnte man sich als Besucher gelassen auf die Filmblöcke einlassen, in den Pausen mit Kürbissuppe, später wohl eher mit Glühwein oder dem selbstgebrauten, mit Randensaft pink gefärbten Shnitbier stärken und darauf vertrauen, eine der Festivalsperlen zu erwischen.
Infos: www.shnit.org





