Neun Seelenverwandte ver­schrei­ben sich dem Groove

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Von Antonio Suárez Varela -«Rhythm & Soul» aus dem Zürcher Oberland: Die Multikulti-Band The Soulmates prä­sen­tiert ihr Débutalbum «From Now On»:  Selten genug, aber immer öfter bringt die Schweiz Musiker von inter­na­tio­na­lem Format her­vor. Was für Pop, Rock und Blues schon seit einer Weile gilt, gelingt nun auch in einem Genre, das bis­her nicht gera­de durch hel­ve­ti­sche Präsenz glänz­te: Soul und Funk.

Der Rhythm & Blues fin­det in der Schweiz immer mehr Adepten. Zu nen­nen wären da in erster Linie Vokalistinnen und Vokalisten wie Emel und Seven aus dem Aargau, William White aus Winterthur, Jones aus Bern und seit Jahresfrist auch das Walliser Wunderkind Stefanie Heinzmann, gewis­ser­mas­sen die Schweizer Antwort auf Joss Stone. Einige ste­hen eher im Rampenlicht als ande­re, dabei gerät ger­ne in Vergessenheit, dass die Schweiz durch­aus eini­ge Wegbereiter in die­sem Genre hat­te, das der Einfachheit hal­ber immer noch — oft auch aus gutem Grund — «Black Music» genannt wird. Eine die­ser Groove-Bands hiess Split. Knapp zehn Jahre gab es die­se 1984 gegrün­de­te Formation. Einer ihrer Gründer heisst Jean-Marc Hunziker und hat nun, fünf­zehn Jahre spä­ter, ein neu­es Projekt am Start, das sich «The Soulmates» nennt.

Mit Hunziker und Bassist Christian Bohren sind zwei Veteranen von Split in die­ser Soul-Funk-Band ver­tre­ten. Hunziker, inzwi­schen haupt­be­ruf­lich Management-Coach, hat Soulmates gemein­sam mit sei­ner Frau Sonja Göschel (Vocals, ehem. Mitglied von «Honk») mit­in­iti­iert und erin­nert sich leicht weh­mü­tig an die alten Split-Zeiten, als «zuerst die Musik kam, dann die Frauen und dann lan­ge nichts».

Während einer zwei­jäh­ri­gen Vorlaufphase spiel­te The Soulmates vor aus­ge­wähl­tem Publikum auf diver­sen Bühnen, um am eige­nen Profil zu fei­len. Zum Repertoire gehör­ten Soulklassiker wie «Lean On Me» von Bill Withers oder «Let’s Stay Together» von Al Green. Nun liegt ihr Débutalbum «From Now On» vor, das ein brei­tes Spektrum von Soul, Funk, Pop und Reggae abdeckt. Auf den ersten Blick bie­ten The Soulmates ein ähn­li­ches Repertoire wie die wohl bekann­te­ste Schweizer Funkband Funky Brother-
hood mit Frontsängerin Freda Goodlett. Im Unterschied zu FBH, des­sen Markenzeichen die star­ke Bläsersektion ist, lebt Soulmates von der Präsenz der vier Vokalisten. Manuela Gagliotta, Sonja Göschel, Cherry Ward (Barbados) und Louis Freddy Carnel (Mauritius) kann­ten sich vor­her schon, denn sie bil­den den Kern des Gospel-Chors von Richard Broadnax (ehem. Mitglied der Jackson Singers).

Das Line-Up kom­plet­tiert der bekann­te Keyboarder und Produzent Greg Galli (Marc Sway, MusicStar Band u.a.), der Saxophonist Florian Egli (ehem. Mitglied von Sofa) und der Kanadier Haig Alexander (Drums), des­sen Herkunft spie­gel­bild­lich ist für die­se poly­eth­ni­sche Gruppe: Der Session-Musiker wur­de als Sohn arme­ni­scher Einwanderer in Montevideo gebo­ren und wuchs in Montreal auf. Nach Aufenthalten in Frankreich, Irland und Spanien beherrscht er aus­ser sei­nen Muttersprachen Englisch und Spanisch meh­re­re Fremdsprachen.

«For me Switzerland is the clo­sest coun­try in Europe to home in Canada», sagt Haig im Gespräch mit ensuite – kul­tur­ma­ga­zin. Doch trotz die­ser Ähnlichkeit war es für ihn nicht ein­fach, in der hie­si­gen Szene Fuss zu fas­sen: «Switzerland was a very tough cir­cle to pene­tra­te.» The Soulmates sei für ihn die Chance, an zusätz­li­che Engagements zu kom­men. Die Band war för­der­lich für sei­ne Akzeptanz in der Szene. Für Alexander, der Steve Gadd und Manu Katché zu sei­nen Lieblingsdrummern zählt, erfüllt sich mit Soulmates ein Traum, den er in sei­ner kana­di­schen Heimat nie ver­wirk­li­chen konn­te.

Haig nennt drei ent­schei­den­de Grundpfeiler für die Zusammenarbeit in einer neun­köp­fi­gen Band: Verantwortung, Disziplin und künst­le­ri­sche Freiheit. Alle Bandmitglieder brin­gen sich ein, doch die letzt-instanz­li­che Entscheidungsgewalt liegt bei Bandleader Hunziker und Produzent Galli, «denn anders ist es nicht mach­bar», betont Hunziker. «Rhythm & Soul – so nen­nen wir unse­ren Stil», erklärt der Gitarrist von Soulmates. Hunziker, der Larry Carlton zu sei­nen wich­tig­sten Einflüssen zählt, schreibt gemein­sam mit Texterin Candice James aus Kanada — das «ver­steck­te zehn­te Mitglied der Band» — die Lyrics.

Inzwischen lau­fen die Songs von Soulmates auf acht Radiostationen in der Rotation. Damit noch mehr dazu kom­men, gehen The Soulmates, die «Seelenverwandten», in die­sem Frühling auf Promo-Tour (sie­he Tourdaten). Wichtig für den Erfolg ist die Nähe zum Publikum, bekräf­tigt Hunziker. «Das Abenteuer besteht dar­in, her­aus­zu­fin­den, ob man ein Publikum fin­det. In der Schweiz ist es ganz wich­tig, dass man sich ein Publikum auf­baut. Man kann nicht davon aus­ge­hen, dass es jeden Abend Dutzende von Clubs gibt, die immer aus­ver­kauft sind, egal wer spielt. Insofern braucht es eine Partnerschaft mit den Veranstaltern. Wenn man viel Geld ver­die­nen will, muss man sich auf Firmenfeste spe­zia­li­sie­ren. Das wol­len wir aber nicht.» The Soulmates haben sich mit Herz und Seele dem Groove ver­schrie­ben. Da gibt es kei­nen Platz für fau­le Kompromisse.

The Soulmates: From Now On. Soulmates Records, 2009.
Konzerte: 30. April, ONO Bern; 1. Mai, Rampe Bubikon; 9. Mai, Blue Note Biel; 16. Mai, Moods Zürich.
Info: www.soulmates.ch

Foto: zVg.
ensuite, April 2009

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