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Mo Yan – Gewinner des Literaturnobelpreises

(Anna-Daria Kräuchi) – Heute Mittag gab die Schwedische Akademie im Auftrag der Nobelpreisstiftung den Gewinner des dies­jäh­ri­gen Nobelpreises für Literatur bekannt. Freuen kann sich der 57-jäh­ri­ge Mo Yan, einer der füh­rend­sten zeit­ge­nös­si­schen Schriftsteller Chinas.

«Mo Yan ver­mischt mit hal­lu­zi­na­to­ri­schem Realismus Volksmärchen, Geschichte und Gegenwart» und ist eine „Mischung aus Faulkner, Charles Dickens und Rabelais“ erklär­te der Sprecher der Komitees Peter Englund zur Preisverleihung. Die Entscheidung dürf­te für eini­ge eine Überraschung sein. Als einer der stell­ver­tre­ten­den Vorsitzenden des chi­ne­si­schen Schriftstellerverbandes ist Mo Yan in China eta­bliert und wohl aner­kannt. Bereits mehr­mals wur­de an ihm die Kritik geübt, er sei zu staats­nah und wah­re nicht genug Distanz zum System.

Seinen Durchbruch gelang Mo Yan 1986 mit dem Kurzroman „Touming de hong luobo“ auf Deutsch „Trockener Fluss“. Bekannte Werke von ihm sind unter ande­rem die Novellensammlung „Das rote Kornfeld“, „Die Knoblauchrevolte“ sowie „Die Schnapsstadt“. Geboren wur­de der Schriftsteller 1955 in einem klei­nen Dorf in der Provinz Shandong im Nordosten Chinas. Aufgewachsen in sehr ein­fa­chen Verhältnissen war er nach fünf Jahren Schule gezwun­gen, in der Landwirtschaft zu arbei­ten, spä­ter schloss er sich der Befreiungsarmee des Volkes an und begann noch als Soldat, Literatur zu stu­die­ren und eige­ne Erzählungen zu ver­fas­sen. Es sind die­se Erfahrungen sei­ner Jugendzeit, die merk­lich in sei­ne Werke ein­flies­sen. Mo Yan schil­de­re so eine dörf­li­che Welt in einem Teil Chinas, der den mei­sten ande­ren fremd sei, sag­te Peter Ednglund, wobei er „nicht als Intellektueller dort hin­ab­ge­stie­gen ist, son­dern selbst Teil davon ist.“

Der mit acht Millionen schwe­di­schen Kronen (umge­rech­net 1,1 Millionen Franken) beleg­te Nobelpreis für Literatur ist die höch­ste Auszeichnung für Literatur welt­weit. Übergeben wird er tra­di­ti­ons­ge­mäss am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters und Namensgeber Alfred Nobel.