Mein bester Feind

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Von Lukas Vogelsang – Es ist etwas frag­wür­dig, eine Komödie über den zwei­ten Weltkrieg, die Juden, deren Verfolgung und Entwürdigung zu dre­hen. «Mein bester Feind» ist da kei­ne Ausnahme. Obwohl das mit dem span­nen­den Aufgebot aus der deut­schen SchauspielerInnen-Riege sehr gut funk­tio­niert. Aber die Motivation der Inszenierung ist ein paar Bedenkzeilen wert.

Der Regisseur Wolfgang Murnberger meint: «Dachte ich frü­her, dass «Schindlers Liste» ein Film ist, den alle Juden mögen, wur­de ich inzwi­schen eines Besseren belehrt. Die Juden waren Hitlers Opfer in der rea­len Geschichte, und sie sind es müde, in der Filmgeschichte wie­der­um nur als Hitlers Opfer dar­ge­stellt zu wer­den.» Diese Aussage hinkt inso­fern, als der 1960 gebo­re­ne Regisseur nicht mehr einer Generation ange­hört, die den zwei­ten Weltkrieg haut­nah mit­er­lebt und Mitmenschen ver­lo­ren hat. Seine Generation steht bereits vor den Denkmälern, vor der berei­nig­ten Geschichte. So gese­hen gleicht sein Statement einem wil­lent­li­chen Vergessen der Geschichte – was natür­lich nicht heis­sen soll, dass man kei­ne Komödie über den zwei­ten Weltkrieg ver­fil­men dürf­te.

Die Geschichte sel­ber ist ver­wor­ren: Da ist die rei­che jüdi­sche Kunstsammlerfamilie Kaufmann, und der Freund, Rudi Smekal, wel­cher nach Jahren der Verschollenheit wie­der auf­taucht. Das ist zu Kriegsbeginn – doch der Freund ent­puppt sich als Feind. Smekal ist ein Nazi, und bringt durch sein Wissen über die Familie die Kaufmanns ins KZ. Doch da ist noch die­se Zeichnung von Michaelangelo, wel­che ein Vermögen wert ist, und die die Nazis unbe­dingt haben wol­len – sie haben durch Smekal nur eine Kopie erhal­ten, und das hat Smekal bei den eige­nen Leuten in Bedrängnis gebracht. Wo ist also die Originalskizze? Der alte Kaufmann ist im KZ gestor­ben, der jun­ge, Victor, war seit der Kindheit Smekals bester Freund. Ein Katz- und Mausspiel beginnt. Smekal soll Victor nach Berlin brin­gen, doch das Flugzeug stürzt ab. Beide über­le­ben, und Victor hat die Rollen ver­tauscht. Jetzt wird es bit­ter­bö­se – es sei hier nichts ver­ra­ten, am besten, man schaut sich den Film an.

Mit Moritz Bleibtreu (Victor), Georg Friedrich (Smekal), Udo Samel (Vater Jakob Kaufmann), Uwe Bohm, Rainer Bock, und all den wei­te­ren bekann­ten Gesichtern ist der Film soli­de besetzt und wirk­lich unter­halt­sam. Wolfgang Murnberger hat gut hin­be­kom­men, dass der Film nicht nur eine ober­fläch­li­che Lachnummer bleibt, son­dern auch zum Denken anregt. Auf jeden Fall bie­tet der Film eine gelun­ge­ne Mischung zwi­schen Unterhaltung und Geschichte – wenn auch einer völ­lig erfun­de­nen. Das ist gutes Kino.
Der Film läuft ab 1. Dezember in den Schweizer Kinos.

Foto: zVg.
ensuite, November 2011

 

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