Kulturpresseschau: Allround-Redaktoren und Intellektuelle

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By Lukas Meyer

Kulturschaffende in Deutschland wol­len Besprechungen ihrer Werke frei nut­zen kön­nen. Zum Eklat kam es, nach­dem zwei Künstler von Journalisten abge­mahnt wur­den, weil sie deren Texte auf ihren Homepages ver­öf­fent­lich­ten. Missachten die Künstler damit die Urheberrechte der Journalisten? Oder haben sie ein Nutzungsrecht auf Kritiken der eige­nen Arbeit? In einem offe­nen Brief und in einer Gruppe auf Facebook for­dern und dis­ku­tie­ren Kulturschaffende eine Toleranzregelung. Wie die­ser Artikel auf iRights.info zeigt, ist die Frage umstrit­ten – obwohl das gel­ten­de Recht klar ist: Auszüge aus Artikeln sind gestat­tet, gan­ze Texte nicht.

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Dabei soll­ten die Künstler schon von Glück reden, wenn die Journalisten ihr Werk über­haupt rezi­piert haben. «So viel Zeit habe er nun wirk­lich nicht, dass er sich jede CD anhö­ren kön­ne, die er bespre­chen müs­se», lässt Pedro Lenz in sei­ner NZZ-Executive-Kolumne einen jun­gen Kulturredaktor sagen – angeb­lich eine wah­re Geschichte.

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Die von Lenz über­spitzt beschrie­be­ne Tendenz zum recher­chier­fau­len Allround-Redaktor zeigt sich auch dar­in, dass immer öfters Experten befragt wer­den. Darunter sei­en lei­der immer weni­ger Intellektuelle, meint «NZZ»-Redaktor Martin Senti. Eine Ausnahme bil­det der eme­ri­tier­te Literaturprofessor Peter von Matt, von den Medien regel­mäs­sig zu ver­schie­den­sten Themen befragt wird. Er meint: «Ich mische mich nicht ein, ich wer­de ein­ge­mischt.» Wichtig dabei sei, dass man sich nicht ein­bin­den las­sen; bei einem wah­ren Intellektuellen wis­se man nie genau, was er als Nächstes sage.

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Am Filmfestival Locarno – das auch von kulturkritik.ch im Rahmen eines «Living Case» beglei­tet wur­de – haben sich Filmkritiker über ihren Beruf unter­hal­ten, wie Persoenlich.com berich­tet. Problematisch sei das Verhältnis sowohl zu den Auftraggebern, die mög­lichst knacki­ge Formulierungen und deut­li­che bis über­ris­se­ne Urteile erwar­ten, wie auch zu den Lesern, deren Reaktionen sel­ten kon­struk­tiv sei­en. Dabei brau­che es pro­fes­sio­nel­le Filmkritiker unbe­dingt, um Filme fun­diert bespre­chen und in den rich­ti­gen Zusammenhang stel­len zu kön­nen.

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Ein ähn­li­ches Finanzierungs-Modell wie das hin­ter dem Kulturblog kulturkritik.ch soll­te theaterkritik.ch am Leben hal­ten. Das Portal wird nun aber nach zwei­jäh­ri­gem Bestehen ein­ge­stellt. Das Projekt sei lei­der nicht selbst­tra­gend gewor­den, schreibt der Verein in einer Pressemitteilung; zu wenig Theaterhäuser hät­ten 600 Franken für zwei Besprechungen einer Aufführung auf­wer­fen wol­len. «Für die­se Art von kom­mer­zi­el­ler Öffentlichkeitsarbeit gibt es offen­bar kein Publikum», resü­miert die «Berliner Zeitung» nicht ohne Häme. Dem stimmt die Redaktion von kulturkritik.ch frei­lich nicht zu. Sicher ist hin­ge­gen: Die Diskussion um die Finanzierung des Kulturjournalismus bleibt viru­lent.

: http://www.kulturkritik.ch/2013/kulturpresseschau-allround-redaktoren-und-intellektuelle/

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