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Klappe auf: N.I.F.F.F. 2012

Von Sandro Wiedmer – Vom 6. bis zum 14. Juli ist es wie­der so weit: Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival wird die Stadt das Fürchten leh­ren. Die Projektoren wer­den ver­stö­ren­de, erhei­tern­de, mon­strö­se, skur­ri­le, abgrund­tief düste­re und über­aus bun­te Bilder auf diver­se Leinwände wer­fen. Geschichte und Zukunft des Genre-Kinos wer­den nicht nur im Filmprogramm beleuch­tet, wie immer auch in Symposien, Workshops und Diskussionen mit illu­stren Gästen the­ma­ti­siert.

Wie jedes Jahr wird das gan­ze Programm erst zwei Wochen vor Beginn ver­öf­fent­licht, die­ses Jahr am 20. Juni. Mit der Bekanntgabe des genau­en Zeitraums wer­den jedoch auch schon ein­zel­ne Schwerpunkte und Höhepunkte der dies­jäh­ri­gen Programmation zugäng­lich gemacht. So ist zum Beispiel schon klar, dass neben dem inter­na­tio­na­len Wettbewerb, dem­je­ni­gen um den Preis für den besten asia­ti­schen Film, dem Kurzfilmprogramm, den um Mitternacht ange­setz­ten «Ultra Movies», und der Sektion mit «Films of the Third Kind» als stän­di­ge Programmteile, die­ses Jahr unter dem Titel «Point of View» eine Retrospektive dem «Mockumentary», dem «Found Footage»-Film gewid­met wird. Nicht erst seit «Blair Witch Project» (1999) oder «.Rec» (2007) soll die Illusion, dass das Geschehen auf der Leinwand tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat wäh­rend mehr oder weni­ger zufäl­lig eine Kamera dabei gewe­sen ist, den Schock-Effekt des Dargestellten ver­stär­ken. Neben frü­he­ren Beispielen wie «Punishment Park» (1971) von Peter Watkins kommt eine Reihe von Filmen zur Aufführung, die vom Dokumentarfilm-Festival «Visions du Réel» in Nyon im Rahmen einer Carte Blanche zusam­men­ge­stellt wur­den.

Ein ande­rer Rückblick, in drei Teilen, auch auf die näch­sten zwei Festivals ver­teilt, nimmt sich der Zusammenhänge zwi­schen Musik und Genre-Film an. Wenn das Musical rockt, oder: wenn die musi­ka­li­sche Komödie sub­ver­siv wird, so ist die­ser erste Teil der Serie unter­ti­telt. Einige schril­le Perlen sind hier (wie­der) zu ent­decken, dar­auf las­sen jeden­falls die drei bereits bekannt gemach­ten Titel schlies­sen: Mit «Phantom of the Paradise» (1974) von Brian De Palma zum Beispiel eine Parodie auf die unzäh­li­ge Male ver­film­te Geschichte «Das Phantom der Oper» von Gaston Leroux, in wel­che zahl­rei­che Zitate aus klas­si­schen Horror-Stoffen, von Goethes «Faust» über Shelleys «Frankenstein» zu Wildes «Bildnis des Dorian Gray» und Poes «Fass Amontillado» eben­so ein­ge­ar­bei­tet wer­den wie die für De Palma typi­schen Verweise auf Szenen aus der Filmgeschichte. «Forbidden Zone» (1982) von Richard Elfman ist eine schril­le, bun­te Seifenblase von einem Film, zuge­schnit­ten auf die über­bor­den­den Live-Performances sei­nes bis zu 20-köp­fi­gen musi­ka­li­schen Projekts The Mystic Knights of Oingo Boingo, wel­ches spä­ter von sei­nem jün­ge­ren Bruder Danny Elfman wei­ter­ge­führt wur­de. Dieser, im Film als Satan zu sehen, gehört inzwi­schen zu den ange­sag­te­sten Filmmusik-Komponisten Hollywoods. Mit John Waters’ «Hairspray» (1988) steht wei­ter ein Film auf dem Programm, der unbe­streit­bar zu den Kult-Klassikern gehört und wohl nicht wei­ter vor­ge­stellt wer­den muss. Ebenso wenig wie «The Rocky Horror Picture Show» (1975) von Richard O’Brien und Jim Sharman, wel­cher hier in Zusammenarbeit mit Couleur 3 zum 30. Geburtstag des drit­ten Programms von Radio Suisse Romande auf dem Programm steht. Im Zusammenhang mit Filmmusik als wei­te­res, abso­lu­tes Highlight zu erwäh­nen ist schliess­lich die Live-Vertonung von Fritz Langs «Metropolis» (1927) durch das Nouvel Ensemble Contemporain nach der Original-Partitur von Gottfried Huppertz am Sonntag, 8. Juli.

Foto: zVg.
ensuite, Juni/Juli 2012