«Im Ausland kann ich so rich­tig auf­dre­hen»

Von

|

Drucken Drucken

Interview & Fotos: Luca D’Alessandro – Innerhalb von drei Jahren hat die tos­ka­ni­sche Rocksängerin Gianna Nannini drei Alben auf den Markt gebracht. Zwei davon, rockig von der Aufmachung her, sind Best-ofs der ita­lie­ni­schen Musikwelt und der Sängerin selbst. Das jüng­ste, «Amore Gigante», ist ein fünf­zehn Stücke umfas­sen­des, neu­es Studioalbum, wel­ches stil­mäs­sig von Nanninis Rocktradition abweicht. Inhaltlich geht es – wie bereits bei vie­len ihrer frü­he­ren Alben – um Liebe, Beziehungen und Aufrichtigkeit.

Am 7. Oktober 2017 trat Gianna Nannini im Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF auf, wo sie anläss­lich der Hommage an Nena das Lied «Liebe ist» in einer ita­lie­ni­schen Neufassung prä­sen­tier­te. «Das war eine Premiere», betont Nannini im Gespräch mit ensuite, denn: «Wenn wir Italiener ein Lied covern, dann für gewöhn­lich eines aus dem eng­li­schen oder fran­zö­si­schen Sprachraum, aus dem deut­schen nicht, was ich per­sön­lich sehr bedau­re.» Hier wol­le sie ein Zeichen set­zen, denn Rock sei uni­ver­sell und kön­ne in jeder belie­bi­gen Sprache ansteckend sein.

Vertreterin des ita­lie­ni­schen Rock
Gianna Nannini selbst sieht sich als Vertreterin der ita­lie­ni­schen Rockmusik. Und sie ist stolz auf die­se Rolle, «schliess­lich war ich eine der Ersten über­haupt, die Italien mit Rockmusik beschall­te». Damals in den Siebzigern und Achtzigern sei das für vie­le Italienerinnen und Italiener eine neue Erfahrung gewe­sen. Die Leute waren vor­wie­gend Cantautori gewohnt, also Liedermacher, wel­che die lei­den­schaft­li­che Liebe besan­gen. Wenn sie im Ausland auf­tre­te, füh­le sie sich wohl: Da kön­ne sie so rich­tig auf­dre­hen. Besonders in Deutschland und in der Schweiz hät­ten ihre Fans kei­ner­lei Hemmungen, wenn sie mit Rock daher­kom­me. «There, I can kick the ass», sagt sie und lacht kräf­tig.

Kompositionen am Synthesizer
Vor die­sem Rock-Hintergrund mag es erstau­nen, dass ihr aktu­el­les Album «Amore Gigante» vom ori­gi­nä­ren, Gianna-typi­schen Rock abweicht. Vielmehr befährt sie eine Pop- und Elektroschiene, wobei die­se Tendenz bei ihr nicht ganz neu ist. «Im Ausland kann ich so rich­tig
auf­dre­hen» 1984 lan­cier­te sie mit dem Produzenten und Synthesizer-Spieler Conny Plank «Puzzle», ein Pop-Album mit Elektroeinschlag, des­sen Hit «Fotoromanza » wäh­rend meh­re­ren Wochen ganz oben auf den Hitlisten Italiens und der Schweiz stand. Auch heu­te schreibt sie ihre Lieder oft unter Zuhilfenahme eines Synthesizers. «Er gibt mir einen gros­sen krea­ti­ven Spielraum und unter­stützt mich bei der Konkretisierung mei­ner Visionen.»

Plattform für Nachwuchstalente
«Amore Gigante» han­delt von Liebe, von Beziehung und Ehrlichkeit, von Schmerz. Fünfzehn Lieder umfasst das Album, alle neu, ent­stan­den zwi­schen London, Mailand und Los Angeles. Drei Produzenten waren dar­an betei­ligt: die Briten Wil Malone und Alan Moulder sowie der ita­lie­ni­sche Komponist und Soundtechniker Michele Canova. Ausserdem hat­te sie meh­re­re Nachwuchstalente mit im Boot: Davide Petrella, Fortunato Zampaglione, die Mitglieder der Band Thegiornalisti und Pacifico. Mit letz­te­rem arbei­tet sie seit nun­mehr zehn Jahren. Es sind dies jun­ge Songwriter, die sich in Italien einen Namen gemacht haben und die ver­mut­lich schon bald den Schritt auf die näch­ste Karriereebene machen wer­den. Zumindest sieht dies Nannini so: «Seit unge­fähr vier Jahren gibt es in Italien eine ansehn­li­che Zahl exzel­len­ter Jungtalente, die sich – sofern sie auf die rich­ti­gen Produzenten tref­fen – auf dem inter­na­tio­na­len Parkett bemerk­bar machen wer­den.» Leider mang­le es in Italien an Produzenten. Sie sei jedoch zuver­sicht­lich, denn beson­ders im Bereich des Hip- Hops sei so man­ches in Bewegung.

Los geht es in Biel
Für reich­lich Bewegung wird sie in den kom­men­den Monaten sor­gen, wenn sie im Anschluss an ihren Auftritt vom 24. November anläss­lich der Bieler Christmas Sessions vier Konzerte in Rimini, Florenz, Rom und Mailand geben wird. «Diese ersten Auftritte sind enorm wich­tig für mich», sagt sie, «da kann ich den Puls des Publikums füh­len und prü­fen, wie mein neu­es Album ankommt.» Erst danach sei sie rich­tig bereit für Promotionsauftritte im Fernsehen. Ausserdem habe sie Lust auf eine grös­se­re Konzertreihe. Wohin sie die Reise füh­re? «Das ist noch nicht klar. Aber eine Europatournee soll­te es schon sein.»

Albuminfo: Gianna Nannini – Amore Gigante (Sony Music)

Einen Text gelesen und der hat gefallen? Spende per TWINT ein paar Franken - ohne Abo, aber mit gutem Gewissen. Geht doch auch.



Newsletter

Unsere Newsletter kommt nicht oft und nur dann, wenn etwas wichtig ist. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.




Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch die Schweizer-Newsletter-Software von «ensuite» einverstanden. (CH-Server)

logo