Ian McEwan: Vom Genie zum Banalschreiber

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Von Dr. Regula Stämpfli - «Maschinen wie ich» ist ein fürch­ter­lich bana­les, ja dum­mes Werk von Ian McEwan. Wie konn­te er nur? Ist dies der­sel­be Poet, der mit „Abbitte“ ein Jahrhundertwerk geschaf­fen hat? Der Mann, der das Böse der­art prä­zi­se in die 13jährige Briony packt? Seitdem ist mein Verhältnis zu weib­li­chen Teenagern, das schon als ich in die­sem Alter war, nicht ganz unbe­la­stet war, nach­hal­tig beschä­digt. In «Abbitte» gibt es Sätze wie : «Briony gehör­te zu jenen Kindern, die eigen­sin­nig dar­auf behar­ren, dass die Welt genau so und nicht anders zu sein hat.» Welch ein gran­dio­ser Auftakt für die Ahnung für unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Katastrophen, die durch­aus in der unheim­li­chen Zone zwi­schen Kindheit und Erwachsensein statt­fin­den.

«Children hated gene­rous­ly, capri­co­ious­ly. It hard­ly mat­te­red. But to be the object of adult hat­red was an initia­ti­on into a solemn new world. It was a pro­mo­ti­on.» Gehasst zu wer­den als Auszeichnung der Adoleszenz, yep. Es gibt tat­säch­lich klei­ne Menschen, die als Hasssubjekte gebo­ren sind – davon berich­tet auch John Steinbeck in «East of Eden». Doch der Opferkult der Gegenwart machen aus jeder indi­vi­du­el­len Schuld, die den Menschen zum ver­ant­wort­li­chen Subjekt machen, zur kol­lek­ti­ven. So macht sich das Böse breit, das sich in Unschuld wie auch im soge­nann­ten Zufall tar­nen kann. Bei «Abbitte» ist es so klar: Es gibt Menschen, die wie kaum ande­re das hin­ter­häl­ti­ge Böse inkar­nie­ren. Es gibt Menschen, die ver­or­ten sich nie in einer Unschuld, die ihnen genom­men wer­den könn­te. Um dies zu ver­ste­hen, sind «Abbitte» von Ian McEwan und «Jenseits von Eden» von John Steinbeck Wegweiser. Menschen, dar­un­ter auch Frauen und Kinder, kön­nen über die Sünde herr­schen, was auf die Verantwortung eines jeden Einzelnen hin­weist: Jede hat eine Wahl und die trifft sie bewusst, egal was Ihnen die Soft-Mittäter ursprüng­li­cher Gewalt auch immer erzäh­len mögen.

Das Böse: Briony in „Atonement“ von Ian McEwan – Filmausschnitt von 2007:
A must-read and a must-see

Angesichts des­sen ist das neue Werk «Maschinen wie ich» der­art erschüt­ternd lang­wei­lig und bil­lig, dass man McEwan ein­fach nicht mehr lesen soll­te. Hätte eine Jungautorin ein der­art bana­les Werk geschrie­ben, in die­sem Geplärre-Ton eines Literatur-Automaten, sie wäre von den Literaturkritkern in der Luft zer­ris­sen wor­den. Ian McEwan igno­riert bewusst die wich­tig­sten gesell­schafts­po­li­ti­schen Themen appro­pos Künstlichen Intelligenz. Nicht nur das: Das Werk ist dar­über hin­aus äus­serst sexi­stisch. An die­sem Buch ist nichts, aber auch wirk­lich nichts „span­nend“, um das meist­ge­brauch­te Wort einer unglück­lich agie­ren­den Literaturkritikerin der anti­vi­sio­nä­ren Gegenwart zu zitie­ren.

 

PS: Wer über das Eichmass Maschine-Mensch mehr erfah­ren will, ist mit allen Romanen von Philip K. Dick nicht nur bes­ser up to date (alle vor 1982 ent­stan­den – welch Ironie), son­dern auch her­vor­züg­lich unter­hal­ten. Wer die Themen der Macht der Computer und die Ohnmacht der Beziehungen, die Vernunft und Herz mit ein­schlies­sen, ver­ste­hen möch­te, grei­fe doch auch zu einem alten Buch: Joseph Weizenbaum: Computermacht und Gesellschaft. Wer Ian McEwan ein­mal gele­sen haben will, dem sei nur „Abbitte“ ans Herz gelegt.

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