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«I bi dr Boss und tschüss»

[Von Lukas Vogelsang] Welch ein Monster, wird sich der eine oder die ande­re beim Anblick von MC Anliker sagen, dem lust­vol­len Diktator von Thuner Planet Mokka – oder eben Café Mokka. In der Tat, ein­fach ist die Erscheinung nicht – aber durch­aus impo­sant. Hinter der Figur steckt ein inter­es­san­ter, sen­si­bler, emo­tio­na­ler, impul­si­ver und erstaun­lich ein­fa­cher Mensch. He, Mann, der ist  Schwul – mei­nen die einen. Die Kinder stau­nen ein­fach.

Man kann nicht Rock’n Roll ver­kau­fen und Birkenstöcke tra­gen. Er ver­wen­de auch kein Männerparfüm – die fin­de er doof. Frauenparfüm kom­me bei den Frauen bes­ser an – meint er. Und im Showbusiness muss man den Gästen etwas bie­ten. Man kann nicht ein­fach hin ste­hen – zur Show gehört auch die Show. Und dazu klim­pert er auf dem Klavier, wie ein ein­sa­mer Abwart in der Pause.

Patrik Anliker küm­mert sich um sei­nen Klub mit viel Herzblut und er sei Hochanständig, meint Büne von Patent Ochsner. In die­sem Klub ist alles authen­tisch, in die­sem klei­nen Thun, da unten am Fuss von den Alpen. Was wäre Thun eigent­lich ohne Mokka? Was wäre MC Anliker ohne Mokka? Was wäre Thun ohne MC Anliker? Kulturell gese­hen hat Thun nur ein Café Mokka: Einen Ort, der Kultur lebt und nicht nur ein­kauft und auf die Bühne stellt. MC Anliker ist für die Region inzig­ar­tig. Niemand tut so viel für regio­na­les Jung-Musikschaffen in einer Stadt. Bern und Zürich suchen noch immer nach sol­chen Klubfiguren.

Der Berner Filmer arkus Baumann hat einen Film über den Planet Mokka gedreht. Es ist ein Porträt über MC Anliker, ein Film über einen Veranstalter, der ein paar Generationen ugend­kul­tur über­lebt hat, über eine Sozialinstitution, über ein Stück Schweizer Kultur, die bald in den histo­ri­schen Büchern auf­ge­nom­men wird.

Viel wich­ti­ger, als lles Polarisierende an MC Anliker ist, dass er einen der Letzten – wenn nicht über­haupt den Letzten – wirk­li­chen Musik Clubs der Schweiz betreibt.

Der Film läuft im 12. Februar, 19.00 h, in der Cinématte in Bern – in Anwesenheit von MC Anliker und Markus Baumann.