[Von Noémie Delfgou] Nach dem Gewinn des Nachwuchspreises für Theater und Tanz PREMIO 2009, präsentiert die Berner Theaterformation PENG! Palast am 27. Mai ihr Gewinner Konzept „Woyzeckmaschine“ im Schlachthaus Theater Bern. PENG! Palast bedient sich Georg Büchners „Woyzeck – ein Fragment“ und verstossen gegen jegliche traditionelle Adaption des Klassikers. Sie zeigen ein düsteres Endzeitszenario, ohne den Humor zu verlieren.
Die Berner Theatermacher folgen ihrer eigenen Philosophie. Sie machen Theater für ein Publikum aus der Mittel- und Unterschicht, reflektieren aktuelle Geschehnisse auf der Bühne und sind der Überzeugung, jede künstlerische Arbeit sollte entlöhnt werden. In ihren Stücken bearbeiten sie Themen wie Arbeitslosigkeit, Machtverhältnisse und Identitätssuche. „Woyzeckmaschine“ behandelt die Überbleibsel einer hochentwickelten Gesellschaft. Vier Menschen finden sich auf engstem Raum, den ein mysteriöser, eigenmächtiger Kasten regiert. Dieser spielt sein eigenes Spiel und lockt die Figuren in sein Inneres, manipuliert deren Willensfreiheit oder verstört deren Wahrnehmungsprozesse. Im Spannungsfeld Mensch und Maschine, blitzen immer wieder die Motive Woyzecks auf und stellen die Figuren auf eine menschliche Probe.
Dennis Schwabenland, der Regisseur bei „Woyzeckmaschine“, Wahlberner und ausgebildeter Schauspieler verleiht seiner Truppe die nötige Rauheit und Ehrlichkeit, um PENG! Palasts Name gerecht zu werden. Er sprengt Erwartungen, bricht Erzählstrukturen und lässt die Schauspieler aus eigenen Antrieben arbeiten. In seiner Spieltechnik erstellt er offene Szenenstrukturen, in welchen die Schauspieler frei improvisieren können. Dadurch setzt er ein Zeichen für die körperliche Schauspielerei, die auch in einem kopflastigen Stück Platz finden kann. Schwabenland hat sich die Schauspielerei in der freien Szene zum Haupterwerb gemacht. Um in der Theaterwelt zu überleben, benötigt der Künstler drei Dinge: viel Selbstvertrauen, Innovation und ein kulturadministratives Flair. Die Kunst ist es die Balance zwischen der harten, organisatorischen Arbeit und der Kreativität zu finden und diese produktiv umzusetzen. Wertvolle Unterstützung erhält er dabei von den SchauspielerInnen Christoph Keller, André Ilg, Judith Koch und Nina Mariel Kohler. Immer wieder stellen sie sich Schwabenlands Herausforderungen, wobei sie viel Persönlichkeit in die Figuren einfliessen lassen. Drei der vier SchauspielerInnen wurden 2009 und 2010 zu den jungen Talenten des Schauspielscout jungestalent.ch gewählt.
Seit 2008 treiben PENG! Palast ihr Spiel. In Bern gegründet, tingeln sie stetig von Stadt zu Stadt und entwickeln ihre Theaterarbeit rasant weiter. Nach dem sie zwei work in progress Versionen von „Woyzeckmaschine“ im Südpol Luzern und in der Kaserne Basel zeigen konnten, wurden sie im März 2010 ans 100 Grad Festival in Berlin eingeladen. Im Juni 2010 zeigen sie eines der früheren Stücke „And now go home and change youre underpants“ am Theaterdiscounter in Berlin und im Herbst 2010 bespielen sie mit „Hamlet MASSIV“ im Off Programm das österreichische Festival werkSTATT. PENG! Palasts viertes Stück „Die 120 Tage von Sodom (AT)“ feiert am 29. September 2010 in Bern Premiere.
Premiere „Woyzeckmaschine“:
Do, 27. Mai 20:30 Uhr Schlachthaus Theater Bern, weitere Aufführungen im Schlachthaus Theater Bern:
Fr, 28. Mai 20:30 Uhr
Sa, 29. Mai 20:30 Uhr
So, 30. Mai 19:00 Uhr
Besetzung
Regie: Dennis Schwabenland
Spiel: Judith Koch, Nina Kohler, Christoph Keller, André Ilg
Regieassistenz: Désirée Meul
Licht: Matthias Keller
Medien: Noémie Delfgou
Website: www.pengpalast.ch
Reservationen: www.schlachthaus.ch