Von Sonja Wenger – Das Leben hat es ganz gut gemeint mit dem Londoner Psychiater Hector (Simon Pegg): Er ist erfolgreich in seinem Beruf, denn er hat eine Engelsgeduld und faire Preise für seine Patienten, die brav immer wieder kommen; er liebt seine langjährige Freundin Clara (Rosamund Pike) von Herzen, und sie kümmert sich mit ganzem Herzen um seine vielen kleinen Bedürfnisse; und auch sonst ist Hectors Leben relativ frei von Konflikten.
Nur eine Sache scheint er nicht lösen zu können: Seine Patienten werden – trotz all seiner Bemühungen – einfach nicht glücklich. Zunehmend treibt Hector dieses Problem um und man könnte darin den Beginn einer klassischen Midlifecrisis erkennen. Als ihm dann auch noch bewusst wird, dass ein paar unerledigte Dinge aus der Vergangenheit auf seine Aufmerksamkeit lauern, beschliesst er, sich auf eine Reise zu begeben. Eine Reise in die Vergangenheit und deshalb in die Zukunft, aber vor allem eine Reise für die Suche nach dem Glück.
Hectors erste Wahl fällt auf China mit einem Abstecher in den Himalaya. Doch da sich seine Frage, was einen Menschen glücklich macht, nicht ganz so einfach wie erwartet beantworten lässt, führt ihn sein Weg bald um die halbe Welt. Erst mit allen möglichen Reisemitteln durch Afrika, wo er einen alten Freund besucht und dort beängstigende wie auch erfreuliche Erfahrungen macht, weiter in die USA, hin zu seinen beruflichen Anfängen und eben jenen unerledigten Dingen, die sich als seine alte Flamme Agnes (Toni Colette) entpuppen. Dass er auf seiner Reise alle möglich Leute kennenlernt, die ihm jeder und jede eine eigene Definition von Glück vermitteln, die Hector akribisch sammelt, versteht sich von selbst. Am Ende kann Hector seine Frage selbst beantworten und kehrt, mit einer netten Liste Kalendersprüche in der Tasche, zurück zu Clara, um seinem Leben endlich einen echten Sinn zu geben.
Doch «Hector and the Search for Happiness» ist mehr als eine romantische Liebeskomödie mit Happyend, die auf leichten Füssen daherkommt und nebenher ein paar Lebensweisheiten zum besten gibt. Das Drehbuch basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman des französischen Psychiaters François Lelord und kommt, wie das Buch, gänzlich ohne Plattitüden und erhobenen Zeigefinger aus. Die Besetzung mit dem Tausendsassa Simon Pegg als Hector garantiert zudem eine liebenswerte Mischung aus kindlicher Exzentrik, einer lebensbejahenden Intelligenz und einem herzerwärmenden Schauspiel, für das alleine sich bereits der Kinobesuch lohnt. Doch das beste an dem Film ist, dass er ein bisschen wie eine kleine, aber äusserst humorvolle Therapie funktioniert: Jeder und jede im Publikum kann genau jene Erkenntnisse über das, was Glück ist oder nicht ist, herauspicken, die ihm oder ihr gerade nützlich erscheinen – und sich vom Rest einfach bezaubern lassen.
«Hector and the Search for Happiness», Grossbritannien 2014. Regie: Peter Chelsom. Länge: 120 Minuten. Ab dem 28. August 2014 in Deutschschweizer Kinos.
Bild: Filmszene aus «Hector and the Search for Happiness», 2014, zVg.
Publiziert: ensuite Nr. 140, August 2014