«Gianni hat uns gezeigt, was in ihm steckt»

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Von Salvatore Pinto und Luca D’Alessandro - Kurzgespräch mit Giulio Rapetti Mogol: Der ita­lie­ni­sche Liedtexter Giulio Rapetti Mogol, in Italien vor allem wegen sei­ner lang­jäh­ri­gen Zusammenarbeit mit dem Liedermacher Lucio Battisti bekannt, hat am ver­gan­ge­nen 12. Februar in der Residenz und in Anwesenheit des ita­lie­ni­schen Botschafters Cosimo Risi in Bern «La sto­ria di una capi­ne­ra» vor­ge­stellt. Das «Melodramma moder­no in due atti», wel­ches Mogol mit dem ita­lie­ni­schen Sänger und Komponisten Gianni Bella rea­li­siert hat, basiert auf dem gleich­na­mi­gen, auto­bio­gra­fi­schen Briefroman aus dem neun­zehn­ten Jahrhundert des sizi­lia­ni­schen Schriftstellers Giovanni Verga.

Die Geschichte des Romans lässt sich in weni­gen Worten zusam­men­fas­sen: 1854 wird die sizi­lia­ni­sche Stadt Catania von einer Cholera-Epidemie heim­ge­sucht. Die 20-jäh­ri­ge Novizin Maria ver­lässt des­halb das Kloster San Sebastiano, um ihre Familie zu besu­chen. Zuhause ver­söhnt sie sich mit ihrem Vater, der sie im Alter von sie­ben Jahren ins Kloster gebracht hat­te. Kurze Zeit spä­ter lernt sie Nino ken­nen. Die bei­den ver­lie­ben sich. Das Drama nimmt sei­nen Lauf.

Entstanden ist der Roman 1869 in Florenz, acht Jahre nach der Einigung Italiens. Es war dies die Epoche des Risorgimento, Giacomo Puccinis und Giuseppe Verdis. Für die Vertonung und den dra­ma­tur­gi­schen Ablauf haben sich Mogol und Bella an die­sen bei­den Komponisten ori­en­tiert.

Für die Präsentationsveranstaltung hat die ita­lie­ni­sche Botschaft den Salon ihrer Residenz zur Verfügung gestellt. Etwa 60 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung gefolgt, so auch ensuite-kul­tur­ma­ga­zin, das die Gelegenheit nutz­te, mit Giulio Rapetti Mogol ein paar Worte zu wech­seln.

Maestro Mogol, bis­lang sind Sie vor allem als Liedtexter für zeit­ge­nös­si­sche Musik in Erscheinung getre­ten. Das Erstellen von Texten für eine roman­ti­sche Oper ist ver­mut­lich auch für Sie etwas Neues.

Auf jeden Fall. Neu war das Projekt aber auch für Gianni Bella. Mit sei­ner Komposition hat er sich in die Liga der ganz Grossen vor­ge­wagt. Ich fin­de, er steht auf Augenhöhe mit Giacomo Puccini oder Giuseppe Verdi. Ja, Gianni ist wahr­lich ein Genie. Wenn man bedenkt, dass er eine gan­ze Oper kom­po­niert hat, und dies, obwohl er bis­lang kei­ner­lei der­ar­ti­ge Erfahrungen gemacht hat­te. Das zeugt davon, dass Gianni über ein enor­mes Gespür und Talent ver­fügt, wel­ches selbst Dirigenten wie Gustav Kuhn und Ion Marin ins Staunen ver­setzt.

Sie bewun­dern Gianni sehr.

Gianni hat­te ja schon frü­her Grossartiges gelei­stet, ins­be­son­de­re im Bereich der Popmusik. Aber es ist schon so: Er hat uns allen gezeigt, was in ihm steckt. Falls dies sei­ne Absicht war, ist ihm der Coup gelun­gen. Mit der «Capinera» hat er sich nun auch im Bereich der Opernmusik einen Namen gemacht.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Gianni Bella?

Gianni hat­te die Idee und war der­mas­sen über­zeu­gend, dass ich in das Projekt ein­fach ein­stei­gen muss­te. Obwohl auch ich nicht in der Opernwelt zuhau­se bin, habe ich das Experiment mit ihm gewagt und die Liedtexte geschrie­ben. Heute kann ich sagen, dass ich stolz bin, die­ses Meisterwerk prä­sen­tie­ren zu dür­fen. Gianni hät­te heu­te Abend auch hier sein sol­len. Aus gesund­heit­li­chen Gründen muss­te er sich lei­der ent­schul­di­gen. Er hät­te es wahr­lich ver­dient, hier zu ste­hen und über sei­ne Komposition zu spre­chen.

Das Werk wur­de letz­tes Jahr in Parma auf­ge­nom­men. Allerdings ist es noch nicht auf Tonträger ver­füg­bar. Wie geht es wei­ter?

Wir wis­sen es nicht. In Italien wer­den gegen­wär­tig kaum Fördergelder für moder­ne Opern gespro­chen. Wir sind gezwun­gen, ins Ausland aus­zu­wei­chen. Für 2016 pla­nen wir eine Aufführung an den Tiroler Festspielen Erl unter der Leitung des Dirigenten Gustav Kuhn. Alles Weitere steht noch in den Sternen.

Aus dem Libretto
Wiedersehen von Maria und ihrem Vater.
Bambina mia lo so
Ti ho det­to semp­re no
Intuivo i pen­sie­ri
Ma fug­gi­vo via ieri
Tu sei tut­to quel che ho
Ma l’ho sco­per­to adesso sai
Cancellavo l’assenza
Con un no alla cosci­en­za
Purtroppo il tuo desti­no io
L’ho rega­la­to trop­po pre­sto a Dio
E non ti ho chie­sto nien­te mai
Che cosa tu vole­vi o vuoi
Io ti ho lascia­to li da sola
Nel mare immenso tu una vela
Che non sospin­si mai col fia­to
Ti ho chie­sto tan­to e non ti ho dato
Esci che ti aspet­ta la tua vita
Per for­tu­na la gior­na­ta
Non è fini­ta.

Foto: Pinto
ensuite, März 2014

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