Gefühle à la Meneguzzi

Von

|

Drucken Drucken

Von Salvatore Pinto – Paolo Meneguzzi singt von Liebe und Gefühlen. Damit erwärmt er die Herzen der Frauen im Tessin, in Italien und sogar auf der ande­ren Seite des Atlantiks, in Lateinamerika. Seit der Veröffentlichung des Videos «Imprevedibile» – pro­du­ziert mit Ex-Vize-Miss Schweiz Xenia Tchoumitcheva – wer­den sei­ne Songs jedoch immer öfter auch von Männern gehört.

Meneguzzis Repertoire umfasst inzwi­schen mehr als acht Alben, Ende Mai hat er mit «Sei Amore» ein Best-of her­aus­ge­bracht. ensuite-kul­tur­ma­ga­zin woll­te mehr über den Schweizer Pop Sänger erfah­ren und hat ihn zum Gespräch ein­ge­la­den.

Paolo Meneguzzi, du bist im Tessin auf­ge­wach­sen und hast in Mailand stu­diert. Heute lebst du wie­der in der Schweiz. Bekannt wur­dest du aller­dings in Südamerika Ende der neun­zi­ger Jahre. Kannst du das erklä­ren?

Meine Karriere hat tat­säch­lich 14’000 Kilometer weit weg von hier begon­nen. Als ich 1996 mit mei­nem Lied «Aria» am Festival del­la Canzone in Sanremo auf­tre­ten woll­te, jedoch nicht zuge­las­sen wur­de, ging ich wei­ter nach Chile, um am Viña del Mar International Song Festival teil­zu­neh­men. Ich gewann den ersten Preis und wur­de über Nacht berühmt. Zuerst unter­schrieb ich den Plattenvertrag mit Warner Music Chile, spä­ter mit Warner International.

Nicht sel­ten kommt es vor, dass ein Musiker zuerst im Ausland das Debüt schaf­fen muss, bevor er zuhau­se bekannt wird. Ist das nicht befremd­lich?

Heute gibt es vie­le Möglichkeiten, als Musiker den Sprung zu schaf­fen. In mei­nem Fall war auch ein biss­chen Glück im Spiel …

… brauchst du das über­haupt?

Du schmei­chelst mir! Vielen Dank für das Kompliment. Ich den­ke, als Musiker musst du mit dei­nen Liedern etwas zu sagen haben. Wenn du kei­ne Botschaft hast, hilft dir alles Glück der Welt nicht.

2001 durf­test du schliess­lich in Sanremo auf­tre­ten. Erinnerst du dich ger­ne dar­an?

Nicht wirk­lich. Ich muss­te das Lied «Ed io non ci sto più» sin­gen, wel­ches nicht von mir stammt. Das Plattenlabel hat­te es mir auf­ge­drückt.

Trotzdem bist du auf die Bühne gestan­den.

Ja, weil Sanremo für einen Cantautore ein Muss ist. Leider klapp­te es mit dem Auftritt nicht so, wie ich es woll­te: Ich war ner­vös und unsi­cher. Das Publikum merk­te das sofort, ent­spre­chend schlecht ver­kauf­te sich das Folgealbum.

Ein Jahr spä­ter hast du mit dem Lied «In nome dell’amore» in Europa end­lich den Durchbruch geschafft.

Das ist rich­tig. Der Weg dahin war aber äus­serst anspruchs­voll.

Inwiefern?

Ich hat­te einen gewal­ti­gen Prozess durch­lau­fen, mir Gedanken über Erfolg und Misserfolg gemacht, Biografien von Stars wie den Beatles und Elvis gele­sen. Daraus ist schliess­lich «In nome dell’amore» ent­stan­den, wel­ches so berühmt wur­de, dass es inzwi­schen sogar in der fran­zö­si­schen Übersetzung vor­liegt.

Auf die Erfolgswelle schafft man es kaum allei­ne. Wie stehst du zu dei­ner Band?

Wir sind eine Gruppe von Musikern mit einem lan­gen Atem. Jeder von uns gibt das Beste von sich in die Produktionen hin­ein. Es steckt viel Liebe dar­in. So Manches habe ich auch mei­nem Produzenten zu ver­dan­ken, der in das Projekt Meneguzzi von Anfang an geglaubt hat.

Entscheidend ist auch dei­ne Zusammenarbeit mit Xenia Tchoumitcheva. Das Video auf Youtube wur­de über 1.4 Millionen male ange­klickt.

In der Regel spre­chen mei­ne Lieder eher ein weib­li­ches Publikum an, weil sie von Liebe und den schö­nen Dingen im Leben han­deln. Männer füh­len sich davon weni­ger ange­tan. Das Video mit Xenia hat das Frau-Mann-Verhältnis gekippt: Plötzlich such­ten auch Männer nach mei­nen Songs … vor allem nach dem Videoclip mit der schö­nen Xenia (lacht).

Gibt es etwas, das du uns im Hinblick auf dei­ne Zukunft sagen möch­test?

Ende Mai ist mei­ne Best-of erschie­nen, auf die ich beson­ders stolz bin. Darauf befin­den sich zwei neue Songs, unter ande­rem «Sei Amore», wel­ches von Gefühlen spricht: den Gefühlen à la Meneguzzi.

Du bist ein Botschafter der Liebe. Wie steht es bei dir damit?

Leider habe ich mich kürz­lich von mei­ner Freundin getrennt. Das stimmt mich trau­rig, zumal ich mich zu ihr nach wie vor sehr hin­ge­zo­gen füh­le… Die Arbeit als Musiker gibt dir viel, du setzt aber auch eini­ges aufs Spiel. Nicht sel­ten ver­liert man Freunde, Familienmitglieder oder eben die Liebe.

Gibt es einen Musiker, mit dem du ger­ne ein Duett sin­gen wür­dest?

Ich habe kürz­lich ein Lied von Anna Rossinelli gehört, wel­che die­ses Jahr am Eurovision Songcontest ganz vor­ne mit dabei war. Ich fin­de sie toll und bin der Meinung, dass sie das Finale echt ver­dient hat. Als vor ein paar Jahren DJ Bobo oder ich am Contest mit­mach­ten, blie­ben wir hin­ten, abge­schla­gen. Damals wur­de behaup­tet, Schweizer Musiker hät­ten kei­ne Chance, gewählt zu wer­den. Na ja … es wird viel gesagt. Anna Rossinelli hat immer­hin das Finale erreicht und die Kritiker eines bes­se­ren belehrt.

A pro­pos Eurovision: Was hat dir dein Auftritt am Songcontest 2008 gebracht?

Viel. Das Publikum in der Schweiz kennt mich noch aus die­ser Zeit. Der Auftritt hat mir zahl­rei­che Kontakte beschert.

Fühlst du dich ver­wirk­licht?

Auf jeden Fall. Ich habe gelernt, für ande­re ein­zu­ste­hen. Als Mitbegründer des Vereins Progetto Amore orga­ni­sie­re ich regel­mäs­sig Veranstaltungen im Tessin, die­ses Jahr am 12. Juni, wel­ches auf jene Kinder auf­merk­sam macht, die es im Leben nicht leicht haben. Der Slogan: Ragazzo aiu­ta ragaz­zo.

Paolo Meneguzzi, vie­len Dank für das Gespräch.

Ringrazio te e augu­ro a tut­ti i let­tori una buo­na estate. Un abbrac­cio da Paolo Meneguzzi.

Das Gespräch mit Paolo Meneguzzi fand in ita­lie­ni­scher Sprache statt. Übersetzung: Luca D’Alessandro

Foto: zVg.
ensuite, Juni/Juli 2011

Einen Text gelesen und der hat gefallen? Spende per TWINT ein paar Franken - ohne Abo, aber mit gutem Gewissen. Geht doch auch.



Newsletter

Unsere Newsletter kommt nicht oft und nur dann, wenn etwas wichtig ist. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.




Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst Du dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch die Schweizer-Newsletter-Software von «ensuite» einverstanden. (CH-Server)

logo