Mit einem gefakten Wikipedia-Eintrag hat ein irischer Student gezeigt, wie leicht in der Medienwelt die Wahrheit verdreht werden kann. Als der französische Komponist Maurice Jarre in der Nacht zum 29. März starb, erweiterte der 22-jährige Shane Fitzgerald den entsprechenden Artikel in der freien Internet-Enzyklopädie um ein erfundenes Zitat. Die blumigen Worte waren ganz bewusst so verfasst, dass sie perfekt in einen Nachruf passen würden. Nur wenige Stunden nach dem Tod des Komponisten erschien das falsche Zitat in den Internet-Ausgaben von namhaften Zeitungen aus Grossbritannien, Australien, Indien und den USA – obwohl die Wikipedia-Redaktion das Zitat gleich zweimal wegen mangelnder Zuordnung aus dem Lexikon-Artikel über Maurice Jarre gelöscht hatte. Erst als der irische Student einen Monat später mit seinem Experiment an die Öffentlichkeit ging, flog der Schwindel auf.
Das Fazit: Wikipedia bestand den Test und kontrollierte die Einträge, die Presse ist durchgefallen.
Fitzgerald wollte nach eigenen Angaben für eine Soziologiearbeit testen, wie schnell sich Nachrichten heute rund um den Erdball verbreiten und wie sehr sich Journalisten bei ihren Recherchen auf Wikipedia verlassen. Das Ergebnis habe ihn in seiner Deutlichkeit selbst überrascht, sagte er am Montag in einem Interview. Fitzgerald beteuert, dass er mit seinem Experiment keine bösen Absichten hegte. Er habe nur zeigen wollen, in welchem Masse das heutige Mediensystem anfällig für Manipulationen ist.
Anmerkung der ensuite – Redaktion: Gerade weil Wikipedia für die genaue Kontrolle bekannt ist, kann man dieser Presse nicht wirklich einen Vorwurf machen. Wer kontrolliert schon einen Lexikoneintrag oder ein Wörterbuch. Das Vertrauen ist aber zu gross und Abschreiben macht sich allerdings schlecht.