Gastbeitrag: Rettet das Kulturmagazin! Von Thom Nagy

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thomnagy_sleepyDie Basler Zeitung schnei­det sich ihr Filetstück aus dem Leib: Das Kulturmagazin. Ein fata­ler Entscheid.

Die Spatzen pfei­fen es vom Dach: Das Kulturmagazin der Basler Zeitung, das rund 5 Jahre lang eine Beilage im Tabloid-Format war, soll wie­der in die regu­lä­re Zeitung inte­griert wer­den. Aus rein betriebs­wirt­schaft­li­cher Perspektive ist die­se Massnahme wohl sinn­voll.

Trotzdem ist der Entscheid falsch. Die BaZ stampft mit die­ser Massnahme mun­ter wei­ter in Richtung Dinosaurier-Friedhof. Denn genau die­ses Kulturmagazin ist es, was eine regio­na­le Tageszeitung wie die BaZ noch eini­ger­mas­sen lesens­wert macht. Auslandsberichterstattung, Wirtschaftsnews, Sport – das alles krie­ge ich im Netz aktu­el­ler, aus­führ­li­cher, bes­ser gemacht, und vor allem gra­tis.

Der Lokalbezug der Kultur aber, der sorgt für Gesprächsstoff. Der schafft Gemeinschaft. Er gibt Impulse, stösst Debatten an. Dafür bin ich als Leser ger­ne bereit, etwas zu bezah­len. Zudem ist ein Kulturteil, der sich eher an der Popkultur denn an feuil­le­to­ni­sti­schem Dünkel ori­en­tiert, mit ziem­li­cher Sicherheit der­je­ni­ge Teil der Zeitung, der noch am ehe­sten ein jun­ges Publikum anspricht.

Wie man aus gut infor­mier­ten Kreisen ver­nimmt, liegt die posi­ti­ve Wahrnehmung des (mehr­fach preis­ge­krön­ten) Kulturmagazins bei sagen­haf­ten 40%. Bei ande­ren Zeitungen im deutsch­spra­chi­gen Raum wird das Feuilleton im Schnitt von lau­si­gen 16% der Leserschaft über­haupt wahr­ge­nom­men. Die Basler Zeitung hat sich hier ein ech­tes Alleinstellungsmerkmal geschaf­fen, eines der letz­ten, das ihr geblie­ben ist. Ausgerechnet die­ses will sie auf­ge­ben.

Als kul­tu­rell inter­es­sier­ter Bewohner die­ser Stadt muss ich mei­ne Stimme erhe­ben gegen die­sen Unfug. Denn auch wenn es zwei, drei Blogs gibt, die sich hin und wie­der zu Party und Popkultur in Basel äus­sern, kön­nen sie die zuneh­men­de Erosion der kul­tu­rel­len Berichterstattung nur in begrenz­tem Masse kom­pen­sie­ren. Denn ein Blog beackert immer nur einen klei­nen Ausschnitt davon, was geht. Und nie­mand macht sich die Mühe, weit über den eige­nen Tellerrand hin­aus­zu­blicken, wenn es nicht so kom­pakt in einem schön auf­be­rei­te­ten Paket daher kommt, wie hier.

Ein Regierungsrat wird sich wohl nie auf eine Seite wie 78s, infa­my oder die­ma­ga­zin ver­ir­ren, um sich über das kul­tu­rel­le Geschehen sei­ner Stadt zu infor­mie­ren. Er wird aber sehr wohl das Kulturmagazin durch­blät­tern. Und wenn dort zwi­schen einer Theaterkritik und einem Wein-Geheimtip ein Bericht über eine Punkband steht, dann erhält letz­te­re in sei­nen Augen ein Gewicht – und bei der näch­sten Parlamentsabstimmung wird er sich zwei mal über­le­gen, ob er die Subvention der “Jugendkultur” strei­chen will.

Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Die Leserschaft. Denn eure Stimme zählt viel mehr, als ihr annehmt. Bei rund 168′000 Lesern fällt es sehr wohl ins Gewicht, wenn ein paar hun­dert davon laut pro­te­stie­ren. Vor allem, wenn es die­je­ni­gen sind, wel­che die­ser Zeitung noch län­ger als ein paar Jahre erhal­ten blei­ben. Deswegen: Schreibt doch eine Mail an kommunikation@baz.ch und sagt ihnen, wes­halb es eine wirk­lich schlech­te Idee wäre, den Kulturteil der BaZ zu kastrie­ren. Vielleicht weiss Herr Hagemann ja, wie man ein Mailprogramm bedient, liest eure Zuschriften und denkt noch ein­mal über die gan­ze Sache nach.

Infos: thomnagy.posterous.com

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