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Einwurf: Wikileaks

[Lukas Vogelsang] – Man kann die Anstrengungen von Wikileaks, oder vor allem von Julian Assange gut oder schlecht fin­den. Immherhin bewegt die­ser Mann mit sei­nem Team ziem­lich viel. Und wenn Hillary Clinton meint, dass Wikileaks nicht nur Amerika, son­dern der gesam­ten inter­na­tio­na­len Gemeinschaft scha­de, so stimmt das natür­lich nur halb. Diese ver­meind­li­che Gemeinschaft ist ja auch nur eine Art Geheimbund der Mächtigen, wel­che ver­su­chen, die Welt so zu füh­ren, wie SIE es für rich­tig befin­den. Da spielt die Wahrheit nur halb eine Rolle – die Funktion ist wich­ti­ger. Und die­ses Verhalten ist ja grund­sätz­lich in der Politik gang und gäbe – was eben die spür­ba­re Trennung von den Staatsmächten von der Bevölkerung immer wie­der beweist. Natürlich lie­ben es Beamte nicht, wenn man ihnen auf die FInger haut – und genau dies ist mit der Veröffentlichung der zig tau­send Dokumenten gesche­hen. Bisher ver­lief doch alles gut? Wenn man woll­te, könn­te man poli­tisch auf die­sem Planeten viel ver­än­dern. Aber man will nicht und ver­kün­det des­we­gen lie­ber Lügen, als dass man sich ernst­haft einer Sache stellt. Dass es dabei um Macht und Geld geht, aber natür­lich auch um Kompromisse, damit Macht und Geld wei­ter­hin flies­sen kön­nen, ist logisch. Etwas ande­res treibt den Menschen ansche­n­end nicht an (Sex mal aus­ge­nom­men).

Barack Obama wäre eigent­lich der Mann, der das Signal zu einer bes­sern Welt gesen­det hat. Er müss­te eigent­lich die Veröffentlichungen gut­heis­sen – sind sie doch der von ihm ver­tre­te­nen Wahrheit näher. Doch lei­der kann auch er nicht machen was er will. Seine Wahlschlappe vor kur­zem hat gezeigt, dass er mit dem Wahrheitskurs schlecht weg­kommt. Und dies – gro­tes­ker­wei­se – von der Bevölkerung bewil­ligt. Nicht erstaun­lich: Der Mensch will die Wahrheit nicht – son­dern sucht die Lüge. Nur in der Lüge füh­len wir uns anschei­nend wohl genug, um über­le­ben zu wol­len. Wir trin­ken, rau­chen, neh­men Drogen, fah­ren Autos – auch zu schnell, betrü­gen, berei­chern uns und för­dern in jeder Hinsicht alles, was unser Ego, aber nicht die Gemeinschaft stärkt. Wir töten sogar im Glauben, Gutes zu tun. Mit Worten wie Sinn, Moral, Verantwortung, Teilen, Gemeinschaft… ver­ja­gen wir jede und jeden. Erstaunt es da, dass ein Julian Assange als Einzelkämpfer gejagt wird? Nein. Assange ist ein moder­ner Terrorist gewor­den, der statt mit Gewalt, mit der Wahrheit kämpft. Und des­we­gen wird er wohl eines Tages getö­tet. Eine Geschichte eines moder­nen Märtyrers.

Eine gros­se Chance hät­te jetzt die Schweiz, sich in die­ser Sache neu­tral zu zei­gen und Assange poli­ti­sches Asyl zu geben. Da wir ja eh schon mit ram­po­nier­tem Ruf in der Weltengemeinschaft ste­hen, kön­nen wir damit nur punk­ten. Allerdings sind wir etwas ange­schwärzt, denn die Fichenaffären haben im eige­nen Land bereits gezeigt, wie «neu­tral» wir sind und wie vie­le «Geheimbünde» es hier gibt. Trotzdem, ein Assange in der Schweiz wür­de mich mit Stolz erfül­len. Wenn nicht wir sel­ber, so wenig­stens wür­den wir mit einem Teil bei­tra­gen, dass Demokratie und Gerechtigkeit, Wahrheit und Respekt in der «inter­na­tio­na­len Gemeinschaft» wie­der ins Vocabulair auf­ge­nom­men wird. Und mit der Wahrheit wären wir alle sicher ver­letz­li­cher, aber mensch­li­cher und damit dem Leben näher.

http://www.wikileaks.org

http://de.wikipedia.org/wiki/WikiLeaks