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Die Zeit spielt immer für uns

ensuite_158_Februar_2016_TitelVon Lukas Vogelsang - Eine Kulturzeitschrift ist mehr: ensuite – Zeitschrift zu Kultur und Kunst steht im 14. Produktionsjahr und ist zum ein­zi­gen, natio­na­len und auf­la­ge­stärk­sten Kulturmagazin der Schweiz her­an­ge­wach­sen. Ich hat­te bei der Gründung des Verlages nie geglaubt, dass wir län­ger als zwei Jahre über­le­ben wür­den. Wir hat­ten kein Geld, unse­re Investition war und ist «Zeit». Damit haben wir mehr erreicht, als all jene, die nur Geld hat­ten. Als wir 2003 star­te­ten, war alles ein­fach. Das änder­te sich rasch: Jeden Monat, über 13 Jahre lang, jeweils ein neu­es, span­nen­des Magazin zu schaf­fen, wel­ches die Leser und Leserinnen für über zwei Stunden beschäf­tigt oder unter­hält, ist (Kunst-)Handwerk. Diese Kontinuität ver­dankt ensuite dem lang­jäh­ri­gen und per­fekt ein­ge­spiel­ten Team. Nur zusam­men war es mög­lich, den wei­ten Weg zu mei­stern.

Monatlich arbei­ten für ensuite über fünf­zig Personen, vie­le von zu Hause aus. Ein Sattelschlepper bringt uns Anfang Monat drei Tonnen Zeitschrift en auf meh­re­ren Paletten in unser Lager. Diese wer­den dort für die Weiterverarbeitung vor­be­rei­tet. Da ist die Kiosklieferung, sind die Postpakete für unse­re Veranstaltungs- und Kunstpartner, Partner-Individuallieferungen in die Städte, Grosslieferungen an Messen. Die Abonnentenbelieferung erfolgt direkt durch die Buchbinderei an die Post. Unsere Administration ist das Herzstück des Verlags. Hier ver­eint sich alles, hier erar­bei­ten wir die Marketingpläne, ver­kau­fen Werbeplätze und Abonnements, erstel­len Redaktionspläne, Einsatzpläne, machen das Layout, pfle­gen die Abonnentenverwaltung sowie das Archiv, arbei­ten an der Buchhaltung, schmie­den Partnerschaften und han­deln Verträge aus.

«Kultur und Kunst wird immer indi­vi­du­ell wahr­ge­nom­men, ist emo­tio­nal und nicht ratio­nal fass­bar. Deswegen kann es das klas­si­sche Leserinnen-/Leser-Profil nicht geben. Wer das berück­sich­tigt, gewinnt.»

Um das alles bewäl­ti­gen zu kön­nen, benö­ti­gen wir eine effi­zi­en­te Infrastruktur. Das geht über Lagerräume, Hubstapler, Lagerregale, Packmaschinen, einen eige­nen Lieferwagen bis zu einem aus­ge­klü­gel­ten Computernetzwerk, Arbeitsplätzen, Büro- und Sitzungsraum. Bei uns sind rund zwölf com­pu­te­ri­sier­te Arbeitsplätze ein­ge­rich­tet, wel­che gepflegt und unter­hal­ten wer­den müs­sen, aus­ser­dem haben wir zwei Server und meh­re­re Webseiten, die wir betreu­en. Unterdessen sind wir wohl der ein­zi­ge Verlag, der eine eige­ne Kultureventdatenbank besitzt. In den Jahren haben wir uns viel Know-how ange­eig­net, so dass wir frem­de Medienproduktionen über­neh­men und Bücher, Drucksachen und Webseiten pro­du­zie­ren. Ganz wich­tig in unse­rer Branche ist, dass wir Zeit in die Entwicklung und Recherche stecken. Wir müs­sen beob­ach­ten, wie sich die Medienwelt bewegt, Märkte, Onlinebereiche, Verlagslösungen und Publikationskonzepte erfor­schen. Und irgend­wo par­al­lel dazwi­schen ent­steht der redak­tio­nel­le Inhalt, der unab­hän­gig, frisch und dyna­misch sein muss. Wir sind ein KMU gewor­den in einem schwie­ri­gen Marktumfeld. Damit mei­ne ich, dass eine ver­tief­te Auseinandersetzung mit «Kultur und Kunst» nicht alle Menschen span­nend fin­den. Kaum jemand inter­es­siert sich für Punk, Free Jazz, Kino, Kunst und Ballett gleich­zei­tig. Doch genau die­se Durchmischung macht uns zu einem der wich­tig­sten natio­na­len und mei­nungs­bil­den­den Kulturvermittlungsinstrumente. Die Investition «Zeit» in ensuite hat sich bezahlt gemacht.

Lukas Vogelsang
Chefredaktor und Verlagsgründer von ensuite

Der Artikel wur­de im Kunsteinsichten, dem gemein­sa­men Magazin von Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee, Nr. 8, März 2016 publi­ziert.