Ein zäher Überlebender

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Von Luca D‘Alessandro – Schallplatten- und CD-Geschäfte stecken in der Krise. Eine Bestandesaufnahme in Bern zeigt, dass die Detaillisten in den ver­gan­ge­nen fünf Jahren ihr Musiksortiment neu aus­ge­rich­tet, redu­ziert oder den Betrieb ganz ein­ge­stellt haben. Jüngstes Beispiel ist das Musikhaus Jecklin, das im Dezember sei­ne Filiale im Splendid Palace schloss. Doch nicht alle las­sen sich von der sta­gnie­ren­den Nachfrage unter­krie­gen. Hansruedi «Roody» Bühlmann, Inhaber des Berner Jazz- und Bluesladens Be-Goode Records, beisst sich durch – und das seit zehn Jahren.

Ist Roody ein Träumer? Ein Idealist? «Vielleicht bin ich das», sagt er mit einem Augenzwinkern. Zehn Jahre schon führt er das Musikgeschäft Be-Goode Records im Herzen von Bern. Eine Zeit gezeich­net sowohl von glück­li­chen als auch von schwe­ren Momenten. Besonders hart traf es ihn vor zwei Jahren, als in der Innenstadt die Tramgeleise neu ver­legt wur­den, und wegen der Baustelle der Zugang zu sei­nem Geschäft nur noch schwer mög­lich war. «Das ging mir ans Lebendige», sagt Roody, «noch heu­te lei­de ich an den schlech­ten Umsatzzahlen von damals». Trotzdem: Ans Aufhören denkt er nur ganz sel­ten. «Ich bräch­te es nicht übers Herz. Einen Jazz- und Bluesladen zu füh­ren, ist etwas Wunderbares, etwas das von mei­nem tief­sten Inneren kommt.»

Dass er sei­nem Job mit Herzblut nach­geht, zeigt Roody im täg­li­chen Kontakt mit den Kunden. Er ver­fügt über ein brei­tes Fachwissen, weiss über sein Sortiment bestens Bescheid und soll­te eine CD nicht an Lager sein, bestellt er sie – wenn nötig auch in Übersee. Diesen Service schät­zen nicht nur sei­ne Berner Kunden, son­dern auch jene, die eigens aus Basel oder Zürich anrei­sen.

Aus Bebop wur­de Be-Goode Eröffnet hat Roody sein Geschäft 2001 in den Räumlichkeiten des ehe­ma­li­gen Musikalienladens Bebop. «Damals war ich noch als Detailhändler in einem Musikgeschäft ange­stellt, als mir ein Freund berich­te­te, der Besitzer des Bebop habe sein Geschäft an den Nagel gehängt. Anfangs zöger­te ich noch, doch schliess­lich wag­te ich den Schritt in die Selbständigkeit. Ein ziem­li­ches Risiko, wenn man bedenkt, dass ich ein Musikgeschäft zu einer Zeit über­nahm, in der sich in der Branche bereits ein Abwärtstrend abzeich­ne­te.»

Und der Abwärtstrend hält bis heu­te an: Stetig sin­ken die Absatzzahlen phy­si­scher Tonträger, zumal die Musikkonsumenten je län­ger je mehr ihre Musik in digi­ta­ler Form von Online-Anbietern wie iTunes, ExLibris oder Amazon bezie­hen. Dagegen kann Roody nicht ankom­men. Zwar hat er auf sei­ner Website einen e‑Shop ein­ge­rich­tet, doch ver­kauft er über die­sen Kanal nur sel­ten etwas. Das stört ihn auch nicht, denn «mei­ne Stärke ist die Präsenz vor Ort. Die Leute kom­men in mei­nen Laden, stö­bern her­um, neh­men die CDs und LPs in die Hand… They get in touch with the music!»

Gutes Verhältnis zur Konkurrenz Roodys Sortiment ist auf Jazz, Blues, Rock und World aus­ge­rich­tet. Klassik und Heavy Metal führt er nicht – bewusst. «Wenn du in der Branche über­le­ben willst, musst du dich spe­zia­li­sie­ren». Dies ist mit­un­ter ein Grund, wes­halb Roody mit sei­nen Mitbewerbern nicht im Konkurrenzverhältnis steht. «Das Gegenteil ist der Fall: Wenn jemand eine spe­zi­el­le Klassik-CD sucht, lei­te ich ihn direkt zu Krompholz wei­ter. Ebenso wenn jemand eine Hardrock-Spezialität ver­langt, emp­feh­le ich Rockaway Beach oder Chop Records. Sie wie­der­um schicken jene Kunden zu mir, die ein Jazzanliegen haben. Dieser Austausch funk­tio­niert sehr gut. Das mer­ken auch die Kunden, die ver­mut­lich gera­de des­halb ger­ne in Bern Musik ein­kau­fen.»

Jubiläumsfeier im März Zehn Jahre hat Roody also hin­ter sich gebracht, nun läu­tet er das näch­ste Jahrzehnt ein. Mit einer Fete am 5. März will er das Jubiläum begies­sen. Das Rahmenprogramm wird von diver­sen Liveacts gestal­tet: Der Liedermacher Stefan Heimoz, das Peter Friedli Jazz Trio und der Sänger Bernard Miraval haben sich ange­kün­digt. Begleitet wird der Anlass vom Berner Kulturradio RaBe, das die Konzerte und die Stimmung live über­trägt.


Anmerkung der Redaktion: be-goo­de-records schloss am 17. Januar 2015 sei­ne Türen. «Mit dem Online-Handel und den ste­tig sin­ken­den CD-Preisen konn­te ich nicht mit­hal­ten», erklärt er gegen­über der Bernerzeitung.

Foto: Jürg Gester
ensuite, Februar 2011

 

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