Ein Kulturkonzept ist mehr als nur ein Papiertiger

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knuselVon Lukas Vogelsang - Die 3. Berner Kulturkonferenz ist Geschichte. Pius Knüsel sag­te es zu Beginn sei­nes Vortrages: Mit die­ser Konferenz hat Bern vie­len Städten was vor­aus – sie ist ziem­lich ein­ma­lig. Rund 200 Personen waren anwe­send, aus Politik, Kultur & Kunst, Institutionen, aber auch pri­va­te Interessenten. 3 Referate mit unter­schied­li­chen Ansätzen konn­ten wir orga­ni­sie­ren – es ent­stand eine inter­es­san­te Kontroverse, da wir von der Berner Kulturkonferenz ein Kulturkonzept wol­len, ein Grobkonzept mit Kulturschaffenden erstellt haben und jetzt in den Referaten von Kulturpolitikern und Kunstwissenschaftlern eine ganz ande­re Erklärung erfolg­te.

Das heisst nicht, dass wir von der BKK kein Kulturkonzept wol­len. Aber das heisst, dass wir ande­re Meinungen ernst neh­men und den Dialog suchen. Pius Knüsel sag­te es sel­ber: Einerseits «Finger weg von der Kulturstrategie» und ande­rer­seits «Bedingungen schaf­fen für Kulturschaffende». Genau die­ses Beispiel zeigt, wie kon­tro­vers die Diskussion wirk­lich ist. Auch Raimund Steckers Ansatz: «Alles Geld den Kulturschaffenden» ist sicher gut, braucht aber doch einen Plan, wie das Geld aus den Steuereinnahmen über die Politik zu den Kulturschaffenden kom­men soll. Verteilschlüssel? Alle gleich viel? Es ist unbe­dingt nötig, die Konzeptfragen zu dis­ku­tie­ren – nie­mand hat je gesagt, dass wir uns durch bei­spiels­wei­se eine «kul­tu­rel­le Identität» fest­le­gen wol­len oder müs­sen. Durch die Diskussion aber ler­nen wir die Komplexität der Thematik erst ken­nen. Ein sol­ches Konzpet ist mehr als nur ein Papier, wel­ches man so schnell-schnell im stil­len Kämmerchen schrei­ben kann. Es ist ein dau­er­haf­ter Prozess, der mit mög­lichst vie­len ProtagonistInnen zusam­men immer wie­der neu über­dacht wer­den muss.

Für mich war genau­so bezeich­nend, dass Cornelia Lohs mit Ihrem Beitrag jene 98 % der Bevölkerung ver­trat, wel­che kul­tu­rel­le Identätit ganz anders ver­ste­hen, als die Kulturpolitik- und Kunstexperten, wel­che nur für 2 % ein­stan­den. Diese 2 % sind natür­lich ein sta­ti­sti­scher Wert, der aber von ver­schie­de­nen Erfassungsstatistiken immer wie­der neu errech­net wird.

Diesbezüglich war die Berner Kulturkonferenz aus mei­ner Sicht ein vol­ler Erfolg: Eine Frage, Diskussionen, vie­le Erkenntnisse. Die Kontroverse macht klar, dass wir bezüg­lich einer Kulturpolitik noch gar nichts ver­stan­den haben. In einem klei­nen Nebensatz von Pius Knüsel, schon fast hoff­nungs­los bei­läu­fig erwähnt, mein­te er, dass wir immer von Kultur spre­chen, aber eigent­lich Kunst mei­nen. Wir haben also weder eine Einigung auf begriff­li­cher Ebene, noch haben wir einen Überblick, wer alles in die­ser «Kultur» erfasst wer­den soll­te, geschaf­fen. Wir ste­hen seit über 20 Jahren immer noch ganz am Anfang.

Die Berner Kulturkonferenz – und das hat nie­mand so rich­tig bemerkt – hat aber mit dem Grobkonzept aus dem letz­ten Jahr, genau das geschaf­fen, was wirk­lich dien­lich wäre: Bedingungen für Kulturschaffende gesam­melt. In die­sem Jahr haben wir mit der Berner Kulturkarte (die wur­de zum Schluss abge­ge­ben) eine erste Sammlung von Kulturakteuren von Bern nach­ge­lie­fert, eine unab­ding­ba­re Grundlage, wenn man ein Kulturkonzept über­haupt schrei­ben will. Es sind Werkzeuge, ohne die es gar nicht mög­lich ist, ein fai­res und brauch­ba­res Konzept anzu­packen.

Hier, was die loka­len Medien am 13. November 2015 dazu geschrie­ben haben:
Der BUND – Sophie Reinhardt
Berner Zeitung – Michael Feller

Journal‑B hat die Einführungsrede von Bernhard Giger publi­ziert. > klick hier

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