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EDITORIAL Nr. 71 Zürich

Von Lukas Vogelsang – In all der Krisenzeit kann ich für ein­mal ein beru­hi­gen­des Vorwort schrei­ben, viel­leicht hilft es. Die Menschheit wird nicht, wie noch im Sommer ange­nom­men, an einem Dritten Weltkrieg zu Grunde gehen, son­dern an einem simp­len Denkfehler. Die Finanzkrise ist ein Konstrukt, wel­ches auf einer fal­schen Rechnung auf­ge­baut wur­de. Die Finanzwelt, von wegen pro­fes­sio­nell und geni­al. Wir wuss­ten es schon immer, es ist alles nur eine Frage der Zeit. Und jeder Tragik und Desillusion zum Trotz: Gut so. Solche Systeme müs­sen stür­zen, damit die Welt wie­der ein Gleichgewicht erhält. Die Krise ist eine Chance, kei­ne Tragödie. Wenn die bis­her in Gold gehät­schel­ten Banker Pleite gehen, so ist das nur fair – die Mehrheit der Menschen waren es schon immer. Der Kunstmarkt wird natür­lich dar­un­ter lei­den, nicht aber die Kunst und die Kultur sie wird eine neue Wertschätzung erfah­ren, weil wir unse­re Identität vom Fokus Geld wie­der auf Menschlichkeit brin­gen müs­sen. Lokal statt glo­bal, und mit­ein­an­der, nicht gegen­ein­an­der. Das klingt doch alles gar nicht so schlecht…

ensuite – kul­tur­ma­ga­zin ist jetzt seit einem Jahr in Zürich erhält­lich. Was in Bern erst nach fünf Jahren funk­tio­niert, muss nicht zwin­gend für Zürich funk­tio­nie­ren, das war mir schon immer bewusst. Kulturvermittlung trägt eine schwie­ri­ge Begrifflichkeit und neigt zu gros­sen Missverständnissen. In Zürich ist die­se Vermittlung aber Notwendigkeit, denn es fehlt an Plattformen und an einer öffent­li­chen Auseinandersetzung. Zu gross wer­den damit die Differenzen in der gesell­schaft­li­chen Wahrnehmung. Als klei­ner Beitrag haben wir das erste ensuite-Jahr aber bes­ser als erwar­tet hin­ter uns gebracht – und das ist ein gutes Zeichen.


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 71 Zürich, November 2008