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EDITORIAL Nr. 60 Zürich

Von Lukas Vogelsang – Die win­ter­li­che Hektik hat bereits im November einen bedenk­li­chen Anlauf genom­men. Irgendwie ist das sur­re­al: Im Sommer ist alles gemäch­lich und im Winter het­zen die Menschen wie nie – das erklärt defi­ni­tiv die Erfindung der Supraleiter (kurz: phy­si­sche Teilchen, wel­che den Strom durch Kälte schnel­ler flies­sen las­sen…). Und dies zeigt auch, dass der Mensch die Welt eben nicht neu erfin­det, son­dern nur neue Dinge zu sehen beginnt. Das hat natür­lich eine beäng­sti­gen­de Klausel: Fehlt die ent­schei­den­de Erkenntnis und Sichtweise, wer­den wir nichts ver­än­dern. Von links, rechts, oben und unten wird uns nie­mand hel­fen kön­nen. Damit redu­zie­re ich den Menschen natür­lich auf einen ziem­lich unwe­sent­li­chen Bestandteil die­ses Planeten. Aber ist es nicht so?

Das gesam­te Jahr 2007 war eine Baustelle. Das sage ich nicht nur, weil wir in Bern die Hauptstadt total­sa­nie­ren und unse­re eige­nen Worte im Baulärm nicht mehr ver­ste­hen. In Zürich und St. Gallen wur­den soeben die «schwar­zen Schafe» aus dem Ständerat gebaut. Und gemäss mei­ner Berufung fahn­de­ten mei­ne Sensoren kul­tu­rel­le und sozia­le Bauereien in Zürich. «Kultur als Leim einer Gesellschaft» hat in die­ser Stadt Zukunft. Dafür braucht es natür­lich eben die Erkenntnis. Und die­se muss Zürich sel­ber fin­den. Dabei kön­nen wir, als kul­tu­rel­ler Medienbetrieb, nur einen Denkanstoss lie­fern.

Sie hal­ten übri­gens die 60ste Nummer in den Händen. In fünf Jahren haben wir ein doch mas­sen­taug­li­ches Kulturmagazin geschaf­fen, wel­ches azy­klisch in der Medienwelt funk­tio­niert und dem Kulturabbau und ‑aus­ver­kauf trotzt. Das ist umso erstaun­li­cher, als dass die Tagesmedien ihre Kulturressorts zurück­stel­len und sich damit mehr und mehr vom gesell­schaft­li­chen Leben ent­fer­nen. Im Oktober haben wir einen phan­ta­sti­schen Start in Zürich erle­ben dür­fen – davon wer­de ich noch lan­ge träu­men. Und ich hof­fe, dass unser Team für Sie eine anstän­di­ge und respekt­vol­le Begleitung für die Zukunft wer­den darf und dass wir das eine oder ande­re Erlebnis oder gar eine Erkenntnis mit­ver­schul­den wer­den. Und natür­lich freue ich mich mit Ihnen auf das neue, frisch reno­vier­te Jahr 2008. Prosit!


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 60 Zürich, Dezember 2007