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EDITORIAL Nr. 51

Von Lukas Vogelsang – Das drit­te Kulturkonzept liegt vor. In drei Jahren wur­den drei Konzepte geschrie­ben für die Jahre 2008 – 2011, also für nur vier Jahre Berner Kultur. Welch ein Aufwand. Schlussendlich hat die­ses Konzept nur den einen Nutzen: Den Politikern zu erklä­ren, wo das Geld hin­flies­sen soll. Mit Kunst oder Kultur hat das alles nichts zu tun, denn dar­über wird nicht debat­tiert. Für das Publikum und die KünstlerInnen ändert sich mit einem neu­en Konzept also wenig. Denn wenn kein Geld vor­han­den ist, so wird eine Institution oder KünstlerIn ein Projekt nicht durch­füh­ren oder man sucht sich sei­ne eige­ne Finanzierungsmöglichkeit. Die Besucher wer­den, wenn eine Veranstaltung nicht statt­fin­det, eine ande­re Stadt oder ein­fach eine ande­re Veranstaltung besu­chen. Das ist wie das Schaf auf der Weide, wenn’s kein Gras mehr hat, sucht es sich einen ande­ren Ort. Politisch kann ein Konzept nur Türen öff­nen oder schlies­sen – nicht aber zusper­ren. Der kul­tu­rel­le Inhalt ist weit weg davon. Und somit geht’s in der Kulturstrategie um Steuergeld und um die Verteilung davon. Und es ist ver­ständ­lich, dass wenn es «gra­tis» Geld gibt, ein Gerangel herrscht. Von der poli­ti­schen, wie von der kul­tu­rel­len Seite. Mehr zum neu­en Kulturkonzept, mit eini­gen inter­es­san­ten Beobachtungen, gibt’s in die­ser Ausgabe.

Trotzdem, es klingt für mich alles wie die Service-Public-Diskussion der Fernsehstationen vor ein paar Jahren. Was an Kultur und an Kunst wirk­lich wert­voll ist, das haben wir schon längst ver­ges­sen oder win­ken gelang­weilt ab. Bern ist wie­der eine rie­si­ge kul­tu­rel­le Baustelle gewor­den. Und mit dem Frühling erwa­chen in den Menschen die Neandertalerhormone und das Schneeglöckchen steckt sein Köpfchen wegen eines Lastwagenpneus jap­send in den Boden zurück.


Foto: zVg.

Publiziert: ensuite Ausgabe Nr. 51, März 2007